Wir haben in den letzten beiden Jahren enorme Fortschritte gemacht“. Mit diesen Worten empfängt uns Florian Straten im Büro von LVD Krone, einem Vertriebspartner im niedersächsischen Spelle. Die Region ist von der Tierhaltung geprägt und neben weitläufigen Grünlandflächen wird viel Mais angebaut. „Früher waren die gefederte Vorderachse oder eine Klimaanlage Wahlausrüstung“, erklärt Florian Straten lächelnd. „In einigen Jahren werden Spurführungssysteme sicher serienmäßig sein. Aktuell bestellen wir sämtliche Maschinen mit Lenksystem- und Isobus-Vorbereitung.“
70 % – so hoch ist laut dem AMS-Experten der Anteil der Kunden, die einen Traktor mit Lenksystem bestellen. Diese Standardisierung geht mit einer noch tiefgreifenderen Weiterentwicklung der Arbeitsweise einher. „Jeder Kunde, der einen Traktor kauft, erstellt automatisch ein Konto im Operations Center. Von diesem Moment an übernimmt die Maschine die Dokumentation der Parzellen. Der Kunde kann selbst entscheiden, ob er diesen Dienst nutzen möchte, aber die technischen Grundlagen sind vorhanden!“ Die Auswirkung: Der Aufwand, der für einen Wechsel zur Präzisionslandwirtschaft nötig ist, wird deutlich verringert.
In dieser grünen Revolution sind „die Händler ein unverzichtbares Bindeglied zwischen den Entwicklern der Technologien und denen, die sie nutzen“, fasst Florian Straten zusammen.
Begleitung der Landwirte
„Unsere Aufgaben haben sich sehr verändert. Vor 15 Jahren haben wir einen Traktor verkauft, der Kunde ist damit gefahren, und wir haben ihn nicht wiedergesehen, sofern es keine Probleme gab. Heute, in Zeiten der Präzisionslandwirtschaft, steht der Service nach dem Verkauf viel stärker im Zentrum der Aufmerksamkeit.“
Natürlich gibt es für die Benutzer immer noch Hürden, wie beispielsweise die Datenkompatibilität. In den Flotten der Kunden finden sich die verschiedensten Marken und Modelle. Daher ist der Austausch von Daten ein wichtiger Faktor. „Um diesen Bereich noch weiter zu optimieren, wird ein Austausch mit Kollegen anderer Marken angeboten“, gibt Florian Straten zu. „Außerdem entwickelt sich das Operations Center rasend schnell weiter. Inzwischen können wir die allermeisten Formate lesen und übertragen.“
Eine weitere Folge der Digitalisierung, die Begleitung durch die Händler erfolgt möglichst nahe an der Praxis. So beschreibt auch Florian Straten den Austausch, der über die rein technischen Aspekte hinausgeht. „Wenn wir mit einem Kunden in MyJohnDeere arbeiten, tauchen wir immer tiefer in seine Anbausysteme ein. Mit den Applikationskarten verschiebt sich die Diskussion in Richtung ackerbauliche Praxis. Beispielsweise indem wir dem Kunden sagen: Du hast die letzten 20 Jahre immer die gleiche Aussaatstärke verwendet, vielleicht ändern wir das mal, um dann mehr Ertrag von dem Acker zu holen.“
Sich von der Konkurrenz abheben
Florian Straten erinnert daran, dass die Vertriebspartner bei der Einführung der neuen Technologien einen wichtigen Verbündeten haben: „Landwirtschaftliche Lohnunternehmen sind ein weiteres unverzichtbares Bindeglied zwischen den Maschinenherstellern und den Landwirten. Ganz egal, was wir als Händler dem Landwirt erzählen: wenn er sieht, dass sein Dienstleister eine Technologie bereits nutzt, und erkennt, welchen Mehrwert sie bringt, dann ist er viel eher geneigt, sie selbst einzusetzen.“
Viele unserer Kunden stellen im Moment auf variable Ausbringungsmengen um.
Florian Straten
Unterwegs zum Termin mit einem Lohnunternehmer, der eine Stunde entfernt liegt. „Der Konkurrenzkampf in dieser Branche ist hart“, erklärt Ingo Janssen, Inhaber eines 1958 gegründeten Familienunternehmens (über 30 Angestellte und 25 Saisonarbeiter). Zuverlässigkeit und Schlagkraft sind nach wie vor die wichtigsten kommerziellen Kriterien. „Das reicht aber nicht, um sich von der Konkurrenz abzuheben, man muss auch Innovationstreiber sein. Welche Eigenschaften habe ich als Unternehmer, die mich besser dastehen lassen und dem Kunden mehr Nutzen bringen als andere? Smartfarming ist dafür prädestiniert.“
Diese Überlegung führte ihn dazu, sich eingehender mit dem Cultan-Verfahren (Controlled Uptake Long Term Ammonium Nutrition) zu befassen. Bei diesem Verfahren wird der ammoniumanteilige N-Dünger mit Hilfe eines Rades und Injektoren in der Nähe der Saatreihen in einer Tiefe von 50 mm eingebracht. Im Gegensatz zu Nitraten ist Ammonium nicht wasserlöslich, aber es verbindet sich mit den Bodenartikeln. Dadurch können 10 bis 20 % Düngemittel eingespart werden. Ingo Janssen wendet dieses Verfahren an und berücksichtigt dabei die teilflächenspezifische Variabilität.
Den Tierhaltern das Leben Erleichtern
Auch in diesem Bereich hat die Digitalisierung die Beziehung zwischen Anwender und Dienstleister verändert. Lohnunternehmen werden mehr in Entscheidungsprozesse einbezogen. „Man kann keine Empfehlung umsetzen, wenn man dem Kunden nicht erklärt, wozu die Maßnahme gut ist. Das bedeutet auch, dass man immer mehr zum ackerbaulichen Berater wird.“ Entscheidend ist für Ingo Janssen, „ein Netzwerk von Experten zu pflegen, an die ich mich bei spezifischen Fragen wenden kann.“
In dieser Region, die von der Tierhaltung geprägt ist und in der „das Geld im Stall verdient wird“, erfolgt der Übergang zur vernetzten Landwirtschaft häufig auf Initiative des Lohnunternehmens. „Die Arbeitsbelastung der Veredlungsbetriebe ist sehr hoch. Sie wollen sich nicht noch zusätzlich die Arbeit machen, neue Technologien einzuführen.“ Sie sind aber alles andere als abgeneigt, wenn sich mit einer neuen Methode ihre Futtermittelproduktion oder ihr Güllemanagement optimieren läßt.
Die am stärksten nachgefragte Präzisionsdienstleistung ist die Gülleausbringung. Deshalb ist der Selbstfahrer Vervaet Hydro Trike mit einem HarvestLab Sensor ausgerüstet, der fortlaufend das Nährstoffprofil des organischen Düngers misst. Die Nährstoffdosierung wird über die Arbeitsgeschwindigkeit gesteuert. Das Ergebnis ist eine mögliche Ertragssteigerung und nachgelagert eine Einsparung von Mineraldünger. „Dieses Jahr hatten wir einen Fall, bei dem der HarvestLab abnormale Werte angezeigt hat. Im Gespräch mit dem Landwirt stellte sich heraus, dass die Gülle im Betrieb nicht richtig aufgerührt wurde.“ Ingo Janssen betont, dass solche Erkenntnisse ohne die Rückmeldung des Lohnunternehmens nicht möglich gewesen wäre.
Die Karten auf den Tisch
„Ab dem nächsten Jahr werden wir in der Lage sein, unseren Kunden genaue Angaben über die in ihren Futtermitteln enthaltene Energiemenge zu liefern. Wenn ich z. B. 45 ha eingesät habe, die Energiemenge von 40 ha aber für meinen Betrieb genügt, kann ich die überschüssige Menge verkaufen, anstatt sie zu lagern.“
Bei der Kundenbeziehung steht Transparenz an erster Stelle: „Als Unternehmer finde ich es sehr gefährlich, 10 oder 20 % Renditesteigerung zu versprechen. Bei unseren Gesprächen zeigen wir anhand des Bodens und weiterer Informationen, die uns vorliegen, mögliche Hebel auf, die dem Kunden verständlich machen, warum sich eine Maßnahme positiv auf den Betriebserfolg auswirken kann.“
Selbst wenn keine hohen Produktivitätssteigerungen zu erwarten sind, können Betriebsmitteleinsparungen für die Kunden nachvollziehbare Möglichkeiten sein, die Marge zu verbessern, erklärt Ingo Janssen weiter. „Der Nutzen einer Dienstleistung muss ganz einfach gut erklärt werden.“ Dafür veranstaltet das Unternehmen auch jedes Jahr B2B-Abende mit 200 bis 250 Landwirten.
Beherrschte Technik
Ein Abstecher in den Norden Frankreichs. Mit den technologischen Neuerungen wurden die Händler in den vergangenen Jahren immer mehr zu Schulungsleitern, stellt Adeline Vacossin fest, die für den Vertriebspartner PM-Pro tätig ist. Seit Kurzem unterstützt sie auch die Landwirtschaftskammern, indem sie Fortbildungen zur teilflächenspezifischen Landwirtschaft organisiert. Neben Auffrischungen zum Thema Lenksysteme finden auch Diskussionsrunden über die richtige Anwendung neuer Techniken wie Teilbreitenschaltung, teilflächenspezifische Bewirtschaftung, Kartierung, RTK Lenksysteme und Vermessung in der Praxis statt.
In einem Gebiet mit einem Durchmesser von mehr als 200 km beschäftigt PM-Pro sieben FarmSight-Experten, die als Trainer den Anwendern mit Rat und Tat zur Seite stehen. „Eine zentrale Aufgabe unseres Jobs ist es, den Kunden zu vermitteln, dass wir unsere Technologien und Werkzeuge beherrschen, die Kunden mit Informationen zu versorgen und sie mit den neuen Technologien nicht alleine zu lassen. Das ist eine Aufgabe, für die wir jeden Tag unser Bestes geben“, so Adeline Vacossin weiter. Für die junge Frau, die sich aus Liebe zur Natur für den Agrarsektor entschieden hat, geht es nicht nur um die bloße Einhaltung von Umweltstandards. „Diese Technologien bieten eine Möglichkeit, auf die ökologischen Herausforderungen zu reagieren, ohne das Überleben der Betriebe zu gefährden!“
Schulung Zur teilflächenspezifischen Bewirtschaftung
Nicolas Cuvillier, Produzent aus Chouilly (Département Marne), beschreibt die Geschäftsbeziehungen zu seinem Händler als sehr eng. „Das Vertrauen ist stark“, erklärt er. Auf 220 ha baut er zusammen mit seiner Frau Weizen, Sommergerste, getrocknete Luzerne, Zuckerrüben, Körnermais sowie 3 ha Wein an. Zuletzt investierte er in einen Düngerstreuer und eine Feldspritze mit Teilbreitenschaltung. „Im Januar 2020 hatte ich das Glück, auf Empfehlung meines Händlers eine Schulung zum Thema teilflächenspezifische Bewirtschaftung machen zu können.“
Ich nahm an einer Schulung zur teilflächenspezifische Bewirtschaftung teil.
Nicolas Cuvillier
Die Böden sind sehr heterogen. „Der Ertragssensor des Mähdreschers zeigte große Unterschiede zwischen den höher und tiefer gelegenen Feldbereichen.“ Dabei ist der Boden in den tiefer gelegenen Bereichen nicht unbedingt besser.“ Ungünstig verteilte Niederschläge in den letzten Jahren haben das Paar veranlasst, über Ansatzpunkte für Verbesserungen nachzudenken. In der vergangenen Saison begannen sie, mit Biomassekarten basierend auf Satellitenaufnahmen von Farmstar zu arbeiten.
„Die Umsetzung der teilflächenspezifischen Bewirtschaftung erfordert eine Schulung, die aber kein großes Problem darstellt.“ Die Applikationskarten erhielt der Betrieb im RX-Format. Sie musste konvertiert werden, um mit der Konsole kompatibel zu sein. Dazu brauchte es gute Kenntnisse über die verwendete Ausrüstung, das Model der Konsole und die angewendeten Betriebsmittel. „Wenn alle Daten eingegeben sind und man verstanden hat, wie man Anpassungen vornimmt, ist eigentlich alles klar“, erzählt Cuvillier.
Sauberer arbeiten
Im vergangenen Jahr wurde die dritte Stickstoffzugabe im Weizen biomasse-spezifisch ausgebracht. „Die Empfehlung ergab Abweichungen von 0 bis 80 Einheiten und zeigt deutlich das Ausmaß der möglichen Über- bzw. Unterdüngung einzelner Bereiche.“ Dank günstiger Wetterbedingungen fiel die Ernte um über 1 t/ha höher aus als im Vorjahr. Für Nicolas Cuvillier steht dieses gute Ergebnis auch im Zusammenhang mit der präzisen Düngemitteldosierung. „Wenn man die Empfehlung mit der Ertragskarte aus dem Mähdrescher vergleicht, kann man dies deutlich erkennen.“
Zum Abschluss erklärt er: „Ich bereue es absolut nicht, diese Technologie eingeführt zu haben.“ Der Landwirt merkt außerdem an, dass er nun häufiger mit seinem Händler im Dialog steht und dies die Zusammenarbeit vertieft hat. Sein Händler PM-Pro stattet ihm jede Woche einen Besuch ab. „Heute gibt es bei Händlern Experten, die auf Aufgaben spezialisiert sind, die es früher nicht gab.“ Sei es im Rahmen von Schulungen, in der Werkstatt oder am Verkaufsstandort – der Händler ist auch ein Ort, an dem sich die Anwender einer Technologie untereinander austauschen. „So profitieren alle und können bei der Einführung neuer Technologien schneller Fortschritte erzielen.“
Kompatibilität kommt voran
Datenformat X von Marke A zu Marke B übertragen. Ein Beispiel dafür ist die Dataconnect-Lösung, die Ende 2019 vorgestellt wurde. Diese Cloud-to-Cloud-Verbindung ermöglicht die Kommunikation zwischen dem John Deere Operations Center und den Plattformen Claas Telematics sowie 365FarmNet zum Standort, Maschinenverlauf, Kraftstoff, Arbeitsgeschwindigkeit, Erntelogistik … Dort sind auch die Maschinen New Holland, Case oder Steyr sichtbar. Mehr zu DataConnect finden Sie auf der Website von John Deere.