TraktorenZwischen Renn­strecke und Feld

Sergio Campana ist leiden­schaft­li­cher Land­wirt und Renn­fahrer. Mit Enga­ge­ment, Talent und Entschlos­sen­heit ist es ihm gelungen, zwei sehr unter­schied­liche Bereiche mitein­ander zu verbinden. Dabei hat er den Charakter und die Eigen­heiten seiner Heimat Modena auf viel­fäl­tige Weise in die Welt getragen.

Aufmerk­sam­keit, Ziel­stre­big­keit, Begeis­te­rung – diese Fähig­keiten kommen Sergio Campana bei seinen beiden Leiden­schaften – dem Motor­sport und Land­wirt­schaft – sehr zugute. Campana leitet in Campo­g­al­liano in der Provinz Modena den Land­wirt­schafts­be­trieb „Tenute Campana“ mit einer Fläche von mehr als 200 Hektar, auf denen Wein- und Getreide ange­baut werden. Geboren und aufge­wachsen ist Campana in der Emilia-Romagna, einer Region, die als Motor Valley und als Food Valley bekannt ist. Histo­risch ist sie bekannt für die Produk­tion von Renn­autos und -motor­rä­dern sowie einige der berühm­testen gastro­no­mi­schen Köst­lich­keiten Italiens. Sowohl der Renn­sport als auch die Kuli­narik haben Sergio und seine Familie stark beein­flusst.

Bereits als Kind habe ich bei Kart­rennen mitge­macht. Aber auch das Land­leben hat mich schon immer faszi­niert.

Sergio Campana

„Wir haben uns schon immer zum Motor­sport hinge­zogen gefühlt“, erzählt Campana. „Zuerst mein Vater, dann ich. Bereits als Kind habe ich bei Kart­rennen mitge­macht und meine ersten Erfolge durch die Teil­nahme an regio­nalen und natio­nalen Wett­be­werben erzielt. In meiner Frei­zeit half ich in dem von meinem Groß­vater gegrün­deten land­wirt­schaft­li­chen Fami­li­en­be­trieb, der damals noch sehr klein war. Das Land­leben hat mich schon immer faszi­niert.“

Motor­sport und Land­wirt­schaft

Um erfolg­rei­cher Renn­fahrer zu werden, hat Sergio Campana lange und hart gear­beitet.

Sergio verfolgte zwei Karrie­re­wege: zum einen absol­vierte er ein betriebs­wirt­schaft­li­ches Diplom und spezia­li­sierte sich durch tech­ni­sche Kurse im Bereich Land­wirt­schaft. 2008 folgte der offi­zi­elle Einstieg in den land­wirt­schaft­li­chen Beitrieb. Zum anderen die Motor­sport­kar­riere, in der er von Höhe­punkt zu Höhe­punkt rast: dritter Platz bei einer Kart-Welt­meis­ter­schaft, der Sprung in die Einsitzer-Kate­gorie im Jahr 2007, Formel-3-Fahrer und italie­ni­scher Meister im Jahr 2011, Test­fahrten mit Ferrari in der Formel 1 und die Teil­nahme an der Euro­pean Le Mans Series mit Sport­pro­to­typen.

„Um Renn­fahrer zu werden, habe ich viele Opfer gebracht und auf viele Dinge verzichtet“, so Campana. „Ich liebe den Moment, in dem man die Ziel­linie erreicht. Zuerst ist da die Heraus­for­de­rung, der innere Kampf und der Stolz; dann das Gefühl des Sieges auf dem Podium, mit der Hymne des eigenen Landes im Hinter­grund: Das ist unbe­zahlbar.

Nach jedem Rennen bin ich wieder in den Betrieb zurück­ge­kehrt, zu meinen Feldern. Es sind zwei Welten, die sich gut ergänzen: Die Rennen versetzen dich in einen Adre­na­lin­rausch, während du auf dem Feld die Ruhe und das Gefühl der Lang­sam­keit wieder­ent­deckst. Diese Einfach­heit und Unbe­schwert­heit glei­chen den Stress der Rennen aus und versöhnen dich mit der Erde. In einem Punkt ähneln sich die beiden Bereiche übri­gens: Die Konzen­tra­tion, die das Fahren mit dem Traktor oder bestimmte Präzi­si­ons­ar­beiten im Wein­berg erfor­dern, ist die gleiche, die ich auf der Renn­strecke brauche. Das Trai­ning und die Konzen­tra­tions- und Aufnah­me­fä­hig­keit haben mir in beiden Welten geholfen.“

Tech­no­logie als Stärke

Auch heute noch verbringt Campana einen Teil seiner Zeit mit Trai­ning, Tests, Rennen und der Bera­tung von Auto­mo­bil­her­stel­lern. Die meiste Zeit arbeitet er jedoch auf dem Land und pendelt zwischen Büro und Feld, wo er lands­wirt­schaft­liche Arbeiten durch­führt und – in arbeits­rei­chen Zeiten – von einigen Saison­ar­bei­tern unter­stützt wird. Auf den Feldern werden im Frucht­wechsel Soja, Mais, Weizen, Luzerne, Ölraps und Zucker­rüben ange­baut. Auf der 28 Hektar großen Rebflä­chen werden Wein­trauben der Rebsorten Char­donnay, Pigno­letto und Lambrusco geerntet, aber auch Honig produ­ziert.

Während die Rennen Campana in einen Adre­na­lin­rausch versetzen, erdet ihn die Arbeit auf dem Feld.

„In der letzten Saison haben wir 350 Tonnen Weizen produ­ziert, die an verschie­dene Indus­trie­ketten, darunter McDonald’s, gelie­fert wurden“, erklärt Campana. „90 Prozent unserer Trau­ben­ernte verkaufen wir hingegen an eine örtliche Genos­sen­schafts­kel­lerei, und mit dem Rest produ­zieren wir unseren eigenen Wein, mit dem wir bereits bei mehreren inter­na­tio­nalen Wett­be­werben sehr zufrie­den­stel­lend abge­schnitten haben. Auf dem Feld folgen wir dem Prinzip des inte­grierten Pflan­zen­schutzes und uns steht ein etwa 4 Hektar großer See für die Bewäs­se­rung sowie eine 220 kWp-Photo­vol­ta­ik­an­lage zur Verfü­gung.“

Was Campana an der heutigen Land­wirt­schaft faszi­niert, ist die tech­no­lo­gi­sche Weiter­ent­wick­lung der Maschinen und Geräten, mit denen der Betrieb ausge­stattet ist. „Wir haben viel in die Land­wirt­schaft 4.0 inves­tiert und verfügen über hoch­mo­derne Maschinen und inno­va­tive Trak­toren mit Satel­li­ten­steue­rung, auch von John Deere. Was ich für die Zukunft sehe? Wir wollen in Unter­künfte für Ferien auf dem Bauernhof inves­tieren und wir werden zusätz­li­chen Land kaufen, um weiter zu expan­dieren“, meint er abschlie­ßend.