Precision FarmingPräzi­si­ons­land­wirt­schaft verän­dert den Alltag rumä­ni­scher Land­wirte

In der Land­wirt­schaft wandelt sich der Arbeits­rhythmus im Jahres­ab­lauf. Doch in Rumä­nien entsteht derzeit ein ganz neuer Rhythmus. Er ist geprägt von moderner Technik und digi­taler Präzi­sion. Die Präzi­si­ons­land­wirt­schaft verän­dert nicht nur die Arbeits­weise, sondern auch das Leben und die Perspek­tiven vieler Land­wirte.

Im Mai traf ich Valentin Ghim­pețeanu, einen Land­wirt aus dem Kreis Giurgiu. Der Zeit­punkt war unge­wöhn­lich: Während viele seiner Kollegen mitten in der Hoch­saison unter Voll­dampf arbeiten, war Valentin gerade dabei, seine Arbeits­klei­dung auszu­ziehen und sich auf einige entspannte Tage am Meer vorzu­be­reiten. Er hat jetzt Zeit und ist der Meinung, dass er sich immer leichter an die immer schwie­ri­geren Zeiten anpassen kann.

Er erklärt warum: „Der Unter­schied zu vor 15 oder 20 Jahren ist enorm. Dank moderner Maschinen und digi­taler Systeme ist die Arbeit auf dem Feld heute deut­lich stress­freier.“ Die Technik über­nimmt viele Aufgaben, die früher mühsam von Hand erle­digt werden mussten. Das verschafft dem Land­wirt nicht nur mehr Frei­zeit, sondern auch die nötige Flexi­bi­lität, um sich an die immer komple­xeren Anfor­de­rungen der modernen Land­wirt­schaft anzu­passen.

Von der Hand­ar­beit zur digi­talen Vision

Heute bewirt­schaftet Valentin Ghim­pețeanu gemeinsam mit seinem Vater, seinem Schwager und vier Maschi­nen­füh­rern rund 1600 Hektar Land. Doch der Weg dorthin war alles andere als einfach – die Anfänge des Fami­li­en­be­triebs waren geprägt von Unsi­cher­heit, harter Arbeit und Rück­schlägen. Die land­wirt­schaft­liche Geschichte der Familie reicht zurück in die kommu­nis­ti­sche Ära, als Valen­tins Groß­vater eine Kolchose (CAP) leitete. Damals konnte Valen­tins Vater der Land­wirt­schaft wenig abge­winnen und arbei­tete lieber im Straßen- und Brückenbau.

Valentin selbst verbrachte seine Ferien damit, die Wasser­me­lo­nen­felder seines Groß­va­ters zu bewa­chen. Erst als der Vater in seinem Beruf keine Erfül­lung mehr fand und auch mit einer eigenen Tank­stelle kein Glück hatte, wandte er sich der Land­wirt­schaft zu. Damit legte er den Grund­stein für den heutigen Betrieb.

Ein alter Traktor aus den Anfangs­jahren leistet noch gute Dienste.
Heute erle­digen vor allem moderne John Deere Trak­toren die Feld­ar­beit.

Valentin erin­nert sich gut an die frühen 2000er Jahre: Damals arbei­teten sie mit sechs alten U650-Trak­toren. Erst 2008 zog mit einem 195-PS-Traktor die erste moderne Maschine auf den Hof ein – ein Meilen­stein. Zu einem Schlüs­sel­mo­ment kam es, als einer der neuen Trak­toren kurz nach der Liefe­rung eine Panne hatte. Valentin, der Studi­en­gänge in Öffent­li­cher Verwal­tung und Wirt­schaft abge­schlossen hatte, setzte sich kurzer­hand selbst ans Steuer, um seinem Vater zu beweisen, dass die Maschi­nen­führer die Technik nicht richtig bedient hatten.

Seine ersten perfekt gezo­genen Furchen beein­druckten nicht nur seinen Vater, sondern gaben ihm selbst das Gefühl, seine Passion gefunden zu haben. „Bei der Arbeit mit der Schei­ben­egge habe ich darauf geachtet, keine Reihen auszu­lassen oder Lücken zu hinter­lassen“, erzählt Valentin. „Damals fuhren die Fahrer noch die alten Trak­toren. Wir trugen den ganzen Tag Drähte, Schrau­ben­schlüssel und Hämmer mit uns herum. Wir waren ständig schmutzig, weil immer etwas kaputt­ging.“ So sah der Alltag bis 2012 aus – bevor die Digi­ta­li­sie­rung auch auf ihrem Betrieb Einzug hielt.

GPS verän­dert alles

Manchmal reicht ein einziger Moment, um alles zu verän­dern. Für Valentin Ghim­pețeanu war es der Anblick eines John Deere-Trak­tors, der wie von Geis­ter­hand über das Feld fuhr – gesteuert durch GPS. „Ich sah diesen Traktor und sagte zu meinem Vater: ‚Den kaufen wir‘“, erin­nert sich Valentin. Gesagt, getan, der John Deere 8335 R samt GPS-Receiver wurde gekauft, und damit begann eine neue Ära auf dem Betrieb. Dieser Traktor war mehr als nur eine Maschine, er bedeu­tete den Einstieg in eine tech­no­lo­gi­sche Revo­lu­tion. Valentin entdeckte seine Leiden­schaft für moderne Land­technik. Er besuchte jede Schu­lung des John Deere Vertriebs­partner IPSO und knüpfte enge Kontakte zu den Vertriebs­mit­ar­bei­tern. So wurde er bald Stamm­kunde.

Im Laufe der Jahre entstand eine moderne Maschi­nen­flotte für die Präzi­si­ons­land­wirt­schaft.

Der 8335 R Traktor war nur der Anfang. Es folgte eine sechs­rei­hige Einzel­korn­sä­ma­schine. Valentin war von deren Präzi­sion und Effi­zienz so über­zeugt, dass er bald zwei weitere solcher Säma­schinen für Mais und Sonnen­blumen anschaffte. Anschlie­ßend kaufte er einen Unter­grund­lo­ckerer, der vier Arbeits­schritte in einem Durch­gang erle­digen kann. Außerdem stelle der Betrieb vom klas­si­schen Pflügen auf Mini­mal­bo­den­be­ar­bei­tung um, was einen großen Schritt in Rich­tung Effi­zienz und Boden­scho­nung bedeu­tete.

Valen­tins Begeis­te­rung für die Technik blieb nicht unbe­merkt, und IPSO lud ihn ein, als Beta-Tester neue Maschinen unter realen Bedin­gungen auszu­pro­bieren – ein Vertrau­ens­be­weis und eine span­nende Aufgabe glei­cher­maßen. Heute verfügt der Betreib über einen beein­dru­ckenden Maschi­nen­park. Dazu gehören sechs John Deere-Trak­toren, zwei mit 410 PS, einer mit 370 PS, einer mit 335 PS und zwei mit 155 PS, eine intel­li­gente, selbst­fah­rende Feld­spritze und der größte Mähdre­scher der S-Serie mit einem 12-Meter-Ernte­vor­satz.

„Die Boden­be­ar­bei­tung erle­digen wir heute mit zwei John Deere R8410, die jeweils einen Kuhn Performer ziehen. Damit fahren wir nur einmal über das Feld: Die Maschine zerklei­nert und mischt Pflan­zen­reste, ebnet den Boden und verfes­tigt ihn. Danach wird direkt gesät. Weitere Arbeits­schritte sind nicht nötig“, erklärt Valentin stolz. So ist ein hoch­mo­dernes zukunfts­wei­sendes Betriebs­system entstanden, welches auf Satel­li­ten­technik und Daten­ana­lysen beruht.

Digi­ta­li­sie­rung bringt Effi­zienz in den Betrieb

Im Mai standen die Felder von Valentin Ghim­pețeanu in voller Pracht: Gerste, Weizen und Raps entwi­ckelten sich hervor­ra­gend – alle Pflan­zen­schutz­maß­nahmen waren pünkt­lich durch­ge­führt worden. Was früher viel Aufwand erfor­derter und mit stän­diger Präsenz auf dem Feld verbunden war, erle­digt Valentin heute größ­ten­teils von seinem Smart­phone aus.

Dank moderner Soft­ware, die sein Smart­phone direkt mit den Maschinen vernetzt, entgeht ihm kein Detail. Jede Bewe­gung auf dem Hof wird in Echt­zeit erfasst. Das bedeutet für Valentin volle Trans­pa­renz und Kontrolle. Auf dem Weg zu einem seiner Felder zeigte er, wie komfor­tabel und effi­zient die Arbeit heute abläuft. Als sich der Traktor dem Acker näherte, erkannte er auto­ma­tisch das Grund­stück und fragte, ob er mit der Arbeit beginnen solle. Wir lachten – und über­legten kurz, ob man ihm wohl sagen könne, dass es heute nur eine Spritz­tour sei.

Valentin Ghim­pețeanu voller Stolz vor seinem 8R-Traktor

Das Herz­stück der digi­talen Infra­struktur ist das John Deere Opera­tions Center. Über diese Platt­form plant, über­wacht und analy­siert Valentin sämt­liche Betriebs­ab­läufe. Er kann die Leis­tungs­daten jeder Maschine einsehen, den Fort­schritt der Ernte verfolgen und in Echt­zeit mit Anbau­be­ra­tern und Dienst­leis­tern kommu­ni­zieren. Der Bord­com­puter zeigt dabei stets die zuletzt gespei­cherten Einstel­lungen für das jewei­lige Feld an. Dazu gehören die Arbeits­breite, das Anbau­gerät und die Fahr­spuren. Mit diesen Infor­ma­tionen kann Valentin die Maschinen präzise konfi­gu­rieren, ohne sich auf Schät­zungen der Fahrer verlassen zu müssen. Eine beson­dere Bedeu­tung hat für ihn das Auto­Trac-System, welches die Trak­toren mit einer Genau­ig­keit von bis zu 2,5 Zenti­me­tern selbst­ständig lenkt. Das spart nicht nur Zeit und Kraft­stoff, sondern redu­ziert auch Über­lap­pungen bei der Feld­ar­beit erheb­lich.

Valentin war einer der ersten Land­wirte in Rumä­nien, die das auto­ma­ti­sche Wenden der Trak­toren am Vorge­wende testeten. „Alles ist einge­richtet, die Fahrer steigen einfach ein, und los geht’s“, sagt er. Beson­ders beein­druckt hat ihn die neueste auto­nomen Version mit Video­ka­meras. „Ich kann alles vom Handy aus über­wa­chen. Wenn der Motor zu lange läuft, ohne dass gear­beitet wird, bekomme ich eine Warnung. Der Monitor fragt dann sogar den Fahrer: ‚Was machst du? Essen? Warum arbei­test du nicht?‘“, erzählt er schmun­zelnd. Was früher mühsame Hand­ar­beit war, ist heute ein hoch­mo­dernes Zusam­men­spiel aus Technik, Daten und Präzi­sion – und Valentin Ghim­pețeanu ist ein Vorreiter dieser neuen Ära der Land­wirt­schaft.

Vom Land­ar­beiter zum Daten­ma­nager

Die Land­wirt­schaft hat sich in den letzten Jahr­zehnten grund­le­gend gewan­delt. Wo früher körper­liche Arbeit domi­nierte, sind heute stra­te­gi­sches Denken und Daten­kom­pe­tenz gefragt. Die Digi­ta­li­sie­rung hat Land­wirte wie Valentin Ghim­pețeanu zu modernen Agrar­un­ter­neh­mern gemacht, die ihre Felder mit Hilfe von GPS, Sensoren und Echt­zeit­daten punkt­genau bewirt­schaften.

Valentin analy­siert heute jeden Quadrat­meter seines Boden. Seine Entschei­dungen basieren nicht mehr auf Bauch­ge­fühl oder Tradi­tion, sondern auf präzisen Daten. Für ihn ist Präzi­si­ons­land­wirt­schaft längst kein Zukunfts­ver­spre­chen mehr, viel­mehr ist sie der neue Stan­dard. Und dieser Stan­dard entscheidet über Erfolg oder Miss­erfolg in der modernen Land­wirt­schaft.

Es geht um Effi­zienz und um bares Geld. Der Unter­schied zwischen einem digi­ta­li­sierten und einem konven­tio­nellen Betrieb kann sich in einer Saison auf Einspa­rungen von mehreren Tausend Euro summieren aufgrund von gerin­geren Kosten, stabi­leren Erträge und weniger Verlusten.

Neue Trak­toren bedeuten Kraft, Präzi­sion …

… und Komfort

Systeme wie Section Control und Rate Control sorgen dafür, dass genu die benö­tigte Menge an Saatgut, Dünger oder Herbi­ziden ausge­bracht wird – nicht mehr und nicht weniger. Auch beim Kraft­stoff­ver­brauch zeigt sich der Fort­schritt deut­lich: „Unser Buch­halter sagt, wir verbrau­chen heute nur noch ein Viertel des Kraft­stoffs im Vergleich zu früher“, erzählt Valentin. Gleich­zeitig hat sich die Arbeits­zeit dras­tisch redu­ziert: „Wir schaffen jetzt 100 Hektar pro Tag mit nur einem Traktor. Früher waren wir bis in den Winter hinein mit der Ernte beschäf­tigt, heute ernten wir 50 Hektar täglich mit einem einzigen Mähdre­scher.“

Aber es geht nicht nur um Effi­zienz, sondern auch um Komfort. Valentin fährt selbst regel­mäßig Traktor und legt dabei Wert auf Qualität: „Ich habe sämt­liche Sitze auf den Maschinen mit der Active­Seat-Tech­no­logie ausge­stattet. Diese elek­tro­nisch gesteu­erte Fede­rung gleicht Boden­un­eben­heiten auto­ma­tisch aus und redu­ziert Vibra­tionen. Das macht beson­ders an langen Arbeits­tagen einen riesigen Unter­schied.“ Valen­tins Geschichte zeigt eindrucks­voll, wie sich die Rolle des Land­wirts verän­dert hat: vom Hand­ar­beiter zum High­tech-Manager – mit einem klaren Blick auf Daten, Effi­zienz und Zukunfts­fä­hig­keit.

Intel­li­gente Entschei­dungen für nach­hal­tigen Erfolg

Die Land­wirt­schaft steht vor einem tief­grei­fenden Wandel. Inves­ti­tionen in digi­tale Lösungen stei­gern nicht nur die Effi­zienz, sondern redu­zieren auch den Arbeits­auf­wand erheb­lich. Land­wirte wie Valentin Ghim­pețeanu zeigen, wie moderne Technik den Alltag auf dem Feld verän­dert.

Valentin Ghim­pețeanu prüft seinen Raps.

Ein Beispiel: Die Umstel­lung von klas­si­schem Pflügen auf mini­male Boden­be­ar­bei­tung hilft, die Boden­feuch­tig­keit zu erhalten. Das bedeutet einen entschei­dender Vorteil in Zeiten zuneh­mender Trocken­heit. Gleich­zeitig ermög­li­chen GPS-gesteu­erte Maschinen und einheit­liche Fahr­spuren eine hoch­prä­zise Feld­ar­beit. Beim Spritzen kommen Systeme mit varia­bler Ausbrin­gung zum Einsatz, die bis zu 20 % an Herbi­ziden, Fungi­ziden oder Flüs­sig­dün­gern einsparen.

Diese Tech­no­lo­gien verän­dern nicht nur den Arbeits­rhythmus der Land­wirte, sondern sie schaffen auch einen echten Mehr­wert. Weniger Chemie­ein­satz bedeutet gerin­geres Risiko für die Pflanzen und das Boden­leben. Das mikro­bio­lo­gi­sche Gleich­ge­wicht bleibt erhalten, die Umwelt wird geschont. Gleich­zeitig erfüllen Land­wirte so die Anfor­de­rungen an Umwelt­ver­träg­lich­keit. Das ist ein wich­tiger Punkt bei der Bean­tra­gung von EU-Förder­mit­teln.

Präzi­si­ons­land­wirt­schaft ist mehr als ein Trend. Sie ist ein wirt­schaft­li­cher Vorteil. Kontrol­lierte Anwen­dungen senken die Betriebs­kosten, stei­gern die Erträge und machen land­wirt­schaft­liche Betriebe wider­stands­fä­higer gegen­über klima­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Heraus­for­de­rungen. Und sie leisten einen aktiven Beitrag zur Reduk­tion des CO₂-Fußab­drucks.