Im Mai traf ich Valentin Ghimpețeanu, einen Landwirt aus dem Kreis Giurgiu. Der Zeitpunkt war ungewöhnlich: Während viele seiner Kollegen mitten in der Hochsaison unter Volldampf arbeiten, war Valentin gerade dabei, seine Arbeitskleidung auszuziehen und sich auf einige entspannte Tage am Meer vorzubereiten. Er hat jetzt Zeit und ist der Meinung, dass er sich immer leichter an die immer schwierigeren Zeiten anpassen kann.
Er erklärt warum: „Der Unterschied zu vor 15 oder 20 Jahren ist enorm. Dank moderner Maschinen und digitaler Systeme ist die Arbeit auf dem Feld heute deutlich stressfreier.“ Die Technik übernimmt viele Aufgaben, die früher mühsam von Hand erledigt werden mussten. Das verschafft dem Landwirt nicht nur mehr Freizeit, sondern auch die nötige Flexibilität, um sich an die immer komplexeren Anforderungen der modernen Landwirtschaft anzupassen.
Von der Handarbeit zur digitalen Vision
Heute bewirtschaftet Valentin Ghimpețeanu gemeinsam mit seinem Vater, seinem Schwager und vier Maschinenführern rund 1600 Hektar Land. Doch der Weg dorthin war alles andere als einfach – die Anfänge des Familienbetriebs waren geprägt von Unsicherheit, harter Arbeit und Rückschlägen. Die landwirtschaftliche Geschichte der Familie reicht zurück in die kommunistische Ära, als Valentins Großvater eine Kolchose (CAP) leitete. Damals konnte Valentins Vater der Landwirtschaft wenig abgewinnen und arbeitete lieber im Straßen- und Brückenbau.
Valentin selbst verbrachte seine Ferien damit, die Wassermelonenfelder seines Großvaters zu bewachen. Erst als der Vater in seinem Beruf keine Erfüllung mehr fand und auch mit einer eigenen Tankstelle kein Glück hatte, wandte er sich der Landwirtschaft zu. Damit legte er den Grundstein für den heutigen Betrieb.


Valentin erinnert sich gut an die frühen 2000er Jahre: Damals arbeiteten sie mit sechs alten U650-Traktoren. Erst 2008 zog mit einem 195-PS-Traktor die erste moderne Maschine auf den Hof ein – ein Meilenstein. Zu einem Schlüsselmoment kam es, als einer der neuen Traktoren kurz nach der Lieferung eine Panne hatte. Valentin, der Studiengänge in Öffentlicher Verwaltung und Wirtschaft abgeschlossen hatte, setzte sich kurzerhand selbst ans Steuer, um seinem Vater zu beweisen, dass die Maschinenführer die Technik nicht richtig bedient hatten.
Seine ersten perfekt gezogenen Furchen beeindruckten nicht nur seinen Vater, sondern gaben ihm selbst das Gefühl, seine Passion gefunden zu haben. „Bei der Arbeit mit der Scheibenegge habe ich darauf geachtet, keine Reihen auszulassen oder Lücken zu hinterlassen“, erzählt Valentin. „Damals fuhren die Fahrer noch die alten Traktoren. Wir trugen den ganzen Tag Drähte, Schraubenschlüssel und Hämmer mit uns herum. Wir waren ständig schmutzig, weil immer etwas kaputtging.“ So sah der Alltag bis 2012 aus – bevor die Digitalisierung auch auf ihrem Betrieb Einzug hielt.
GPS verändert alles
Manchmal reicht ein einziger Moment, um alles zu verändern. Für Valentin Ghimpețeanu war es der Anblick eines John Deere-Traktors, der wie von Geisterhand über das Feld fuhr – gesteuert durch GPS. „Ich sah diesen Traktor und sagte zu meinem Vater: ‚Den kaufen wir‘“, erinnert sich Valentin. Gesagt, getan, der John Deere 8335 R samt GPS-Receiver wurde gekauft, und damit begann eine neue Ära auf dem Betrieb. Dieser Traktor war mehr als nur eine Maschine, er bedeutete den Einstieg in eine technologische Revolution. Valentin entdeckte seine Leidenschaft für moderne Landtechnik. Er besuchte jede Schulung des John Deere Vertriebspartner IPSO und knüpfte enge Kontakte zu den Vertriebsmitarbeitern. So wurde er bald Stammkunde.

Der 8335 R Traktor war nur der Anfang. Es folgte eine sechsreihige Einzelkornsämaschine. Valentin war von deren Präzision und Effizienz so überzeugt, dass er bald zwei weitere solcher Sämaschinen für Mais und Sonnenblumen anschaffte. Anschließend kaufte er einen Untergrundlockerer, der vier Arbeitsschritte in einem Durchgang erledigen kann. Außerdem stelle der Betrieb vom klassischen Pflügen auf Minimalbodenbearbeitung um, was einen großen Schritt in Richtung Effizienz und Bodenschonung bedeutete.
Valentins Begeisterung für die Technik blieb nicht unbemerkt, und IPSO lud ihn ein, als Beta-Tester neue Maschinen unter realen Bedingungen auszuprobieren – ein Vertrauensbeweis und eine spannende Aufgabe gleichermaßen. Heute verfügt der Betreib über einen beeindruckenden Maschinenpark. Dazu gehören sechs John Deere-Traktoren, zwei mit 410 PS, einer mit 370 PS, einer mit 335 PS und zwei mit 155 PS, eine intelligente, selbstfahrende Feldspritze und der größte Mähdrescher der S-Serie mit einem 12-Meter-Erntevorsatz.

Die Bodenbearbeitung erledigen wir mit zwei John Deere R8410 und Kuhn Performern. Die Maschine zerkleinert und mischt Pflanzenreste, ebnet den Boden und verfestigt ihn. Danach wird direkt gesät.
Valentin Ghimpețeanu
„Die Bodenbearbeitung erledigen wir heute mit zwei John Deere R8410, die jeweils einen Kuhn Performer ziehen. Damit fahren wir nur einmal über das Feld: Die Maschine zerkleinert und mischt Pflanzenreste, ebnet den Boden und verfestigt ihn. Danach wird direkt gesät. Weitere Arbeitsschritte sind nicht nötig“, erklärt Valentin stolz. So ist ein hochmodernes zukunftsweisendes Betriebssystem entstanden, welches auf Satellitentechnik und Datenanalysen beruht.
Digitalisierung bringt Effizienz in den Betrieb
Im Mai standen die Felder von Valentin Ghimpețeanu in voller Pracht: Gerste, Weizen und Raps entwickelten sich hervorragend – alle Pflanzenschutzmaßnahmen waren pünktlich durchgeführt worden. Was früher viel Aufwand erforderter und mit ständiger Präsenz auf dem Feld verbunden war, erledigt Valentin heute größtenteils von seinem Smartphone aus.
Dank moderner Software, die sein Smartphone direkt mit den Maschinen vernetzt, entgeht ihm kein Detail. Jede Bewegung auf dem Hof wird in Echtzeit erfasst. Das bedeutet für Valentin volle Transparenz und Kontrolle. Auf dem Weg zu einem seiner Felder zeigte er, wie komfortabel und effizient die Arbeit heute abläuft. Als sich der Traktor dem Acker näherte, erkannte er automatisch das Grundstück und fragte, ob er mit der Arbeit beginnen solle. Wir lachten – und überlegten kurz, ob man ihm wohl sagen könne, dass es heute nur eine Spritztour sei.

Das Herzstück der digitalen Infrastruktur ist das John Deere Operations Center. Über diese Plattform plant, überwacht und analysiert Valentin sämtliche Betriebsabläufe. Er kann die Leistungsdaten jeder Maschine einsehen, den Fortschritt der Ernte verfolgen und in Echtzeit mit Anbauberatern und Dienstleistern kommunizieren. Der Bordcomputer zeigt dabei stets die zuletzt gespeicherten Einstellungen für das jeweilige Feld an. Dazu gehören die Arbeitsbreite, das Anbaugerät und die Fahrspuren. Mit diesen Informationen kann Valentin die Maschinen präzise konfigurieren, ohne sich auf Schätzungen der Fahrer verlassen zu müssen. Eine besondere Bedeutung hat für ihn das AutoTrac-System, welches die Traktoren mit einer Genauigkeit von bis zu 2,5 Zentimetern selbstständig lenkt. Das spart nicht nur Zeit und Kraftstoff, sondern reduziert auch Überlappungen bei der Feldarbeit erheblich.
Valentin war einer der ersten Landwirte in Rumänien, die das automatische Wenden der Traktoren am Vorgewende testeten. „Alles ist eingerichtet, die Fahrer steigen einfach ein, und los geht’s“, sagt er. Besonders beeindruckt hat ihn die neueste autonomen Version mit Videokameras. „Ich kann alles vom Handy aus überwachen. Wenn der Motor zu lange läuft, ohne dass gearbeitet wird, bekomme ich eine Warnung. Der Monitor fragt dann sogar den Fahrer: ‚Was machst du? Essen? Warum arbeitest du nicht?‘“, erzählt er schmunzelnd. Was früher mühsame Handarbeit war, ist heute ein hochmodernes Zusammenspiel aus Technik, Daten und Präzision – und Valentin Ghimpețeanu ist ein Vorreiter dieser neuen Ära der Landwirtschaft.

Unser Buchhalter sagt, wir verbrauchen heute nur noch ein Viertel des Kraftstoffs im Vergleich zu früher.
Valentin Ghimpețeanu
Vom Landarbeiter zum Datenmanager
Die Landwirtschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend gewandelt. Wo früher körperliche Arbeit dominierte, sind heute strategisches Denken und Datenkompetenz gefragt. Die Digitalisierung hat Landwirte wie Valentin Ghimpețeanu zu modernen Agrarunternehmern gemacht, die ihre Felder mit Hilfe von GPS, Sensoren und Echtzeitdaten punktgenau bewirtschaften.
Valentin analysiert heute jeden Quadratmeter seines Boden. Seine Entscheidungen basieren nicht mehr auf Bauchgefühl oder Tradition, sondern auf präzisen Daten. Für ihn ist Präzisionslandwirtschaft längst kein Zukunftsversprechen mehr, vielmehr ist sie der neue Standard. Und dieser Standard entscheidet über Erfolg oder Misserfolg in der modernen Landwirtschaft.
Es geht um Effizienz und um bares Geld. Der Unterschied zwischen einem digitalisierten und einem konventionellen Betrieb kann sich in einer Saison auf Einsparungen von mehreren Tausend Euro summieren aufgrund von geringeren Kosten, stabileren Erträge und weniger Verlusten.
Systeme wie Section Control und Rate Control sorgen dafür, dass genu die benötigte Menge an Saatgut, Dünger oder Herbiziden ausgebracht wird – nicht mehr und nicht weniger. Auch beim Kraftstoffverbrauch zeigt sich der Fortschritt deutlich: „Unser Buchhalter sagt, wir verbrauchen heute nur noch ein Viertel des Kraftstoffs im Vergleich zu früher“, erzählt Valentin. Gleichzeitig hat sich die Arbeitszeit drastisch reduziert: „Wir schaffen jetzt 100 Hektar pro Tag mit nur einem Traktor. Früher waren wir bis in den Winter hinein mit der Ernte beschäftigt, heute ernten wir 50 Hektar täglich mit einem einzigen Mähdrescher.“
Aber es geht nicht nur um Effizienz, sondern auch um Komfort. Valentin fährt selbst regelmäßig Traktor und legt dabei Wert auf Qualität: „Ich habe sämtliche Sitze auf den Maschinen mit der ActiveSeat-Technologie ausgestattet. Diese elektronisch gesteuerte Federung gleicht Bodenunebenheiten automatisch aus und reduziert Vibrationen. Das macht besonders an langen Arbeitstagen einen riesigen Unterschied.“ Valentins Geschichte zeigt eindrucksvoll, wie sich die Rolle des Landwirts verändert hat: vom Handarbeiter zum Hightech-Manager – mit einem klaren Blick auf Daten, Effizienz und Zukunftsfähigkeit.
Intelligente Entscheidungen für nachhaltigen Erfolg
Die Landwirtschaft steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Investitionen in digitale Lösungen steigern nicht nur die Effizienz, sondern reduzieren auch den Arbeitsaufwand erheblich. Landwirte wie Valentin Ghimpețeanu zeigen, wie moderne Technik den Alltag auf dem Feld verändert.

Ein Beispiel: Die Umstellung von klassischem Pflügen auf minimale Bodenbearbeitung hilft, die Bodenfeuchtigkeit zu erhalten. Das bedeutet einen entscheidender Vorteil in Zeiten zunehmender Trockenheit. Gleichzeitig ermöglichen GPS-gesteuerte Maschinen und einheitliche Fahrspuren eine hochpräzise Feldarbeit. Beim Spritzen kommen Systeme mit variabler Ausbringung zum Einsatz, die bis zu 20 % an Herbiziden, Fungiziden oder Flüssigdüngern einsparen.
Diese Technologien verändern nicht nur den Arbeitsrhythmus der Landwirte, sondern sie schaffen auch einen echten Mehrwert. Weniger Chemieeinsatz bedeutet geringeres Risiko für die Pflanzen und das Bodenleben. Das mikrobiologische Gleichgewicht bleibt erhalten, die Umwelt wird geschont. Gleichzeitig erfüllen Landwirte so die Anforderungen an Umweltverträglichkeit. Das ist ein wichtiger Punkt bei der Beantragung von EU-Fördermitteln.
Präzisionslandwirtschaft ist mehr als ein Trend. Sie ist ein wirtschaftlicher Vorteil. Kontrollierte Anwendungen senken die Betriebskosten, steigern die Erträge und machen landwirtschaftliche Betriebe widerstandsfähiger gegenüber klimatischen und wirtschaftlichen Herausforderungen. Und sie leisten einen aktiven Beitrag zur Reduktion des CO₂-Fußabdrucks.