Die Herausforderung
70 %
Bis 2050 muss die Welt ihre Lebensmittelproduktion um 70 % steigern, um die wachsende Bevölkerung ernähren zu können.
Quelle: World Resources Institute
66 %
In der gleichen Zeit müsste sie im Rahmen eines 2-Grad-Ziels die Treibhausgasemissionen um 66 % kürzen.
Emissionen in der EU
Vergleich der Landwirtschaft mit anderen Sektoren
Quelle: Europäische Umweltagentur
23,39 % Industrie26,08 % Energieversorgung23,04 % Binnenverkehr12,76 % Landwirtschaft
TREIBHAUSGASE IN DER LANDWIRTSCHAFT
Mit CO2 ist meistens CO2 -Äquivalent gemeint:
Mit dieser Maßeinheit wird das Treibhauspotential verschiedener Gase vereinheitlicht. In der Landwirtschaft sind vor allem drei Gase von Bedeutung:
Quelle: Farm Carbon Toolkit
CO2
Kohlendioxid
verbleibt ca. 100 Jahre in der Atmosphäre. Hauptquelle ist die Verbrennung von Kraftstoff. Auch Bodenbearbeitung und Landnutzungsänderungen wie Entwaldung setzen CO2 frei.
N2O
Lachgas
300 Mal schädlicher fürs Klima als CO2. Entsteht durch mikrobielle Prozesse in den Böden, die stark vom Düngemitteleinsatz beeinflusst werden.
CH4
Methan
30 Mal schädlicher als CO2, bleibt aber kürzer in der Atmosphäre. Entsteht durch Gärprozesse bei Wiederkäuern, wird in geringerem Maße von Gülle emittiert.
Woher kommen die Emissionen im Ackerbau?
Beispiel in der Getreide- und Ölpflanzenproduktion
Quelle: Chambres d’agriculture Grand Est; Richtwerte aus CO2-Bilanzen
16 % Sonstige31 % Düngerproduktion24 % Emissionen aus ausgebrachtem Dünger16 % Emissionen aus eingepflügten Ernterückstände11 % Direkter Energieverbrauch (Erdölprodukte und Strom)2 % Saatgutproduktion
Lösungsansätze zur
CO2-Speicherung
Wälder und Dauergrünland binden enorme Mengen CO2, in ihren Böden ist aber nicht viel Spielraum für eine zusätzliche Speicherung. Den gibt es im Ackerbau: Dort steckt 86 % des Gesamtpotenzials für CO2-Sequestrierung, wie eine Studie 2019 in Frankreich herausfand. Diese fünf Praktiken stechen hervor.
Anteil am Gesamtpotenzial für neue Speicherung. Quelle: Inrae
35 % Zwischenfrüchte und Dauerbegrünung13 % Ausweitung von Grünland in der Fruchtfolge2,7 % Pflanzung von Hecken19 % Agroforstwirtschaft1,5 % Ausbringung von Kompost
Zahlt sich CO2-Reduktion aus?
Wenn Landwirt 1 (links) die Praktiken vom Landwirt 2 (rechts) übernimmt, ergibt sich eine Reduzierung von 0,77 t/ha. Der Verkauf der Zertifikate bringt 6.034 € brutto*, davon werden 20 % nach 10 Jahren bezahlt. Die festen Gebühren betragen 980 €/Jahr. Im ersten Jahr gewinnt der Landwirt 3.848 € netto.
*Bei CO2-Zertifikaten von „Soil Capital“.
Fläche: 285 ha
Organische Substanz: 2,02 %
Hauptfrüchte: Brot- und Hartweizen, Silagemais
Zwischenfrüchte: 19 % der Fruchtfolge
Organische Düngung: 0 %
Bodenbearbeitung: Pflug
CO2-Emissionen: 1,5 t/ha
Fläche: 293 ha
Organische Substanz: 1,98 %
Hauptfrüchte: Brot- und Hartweizen, Silagemais
Zwischenfrüchte: 38 % der Fruchtfolge
Organische Düngung: 0 %
Bodenbearbeitung: Reduzierte Bodenbearbeitung
CO2-Emissionen: 0,73 t/ha
Biomasse für das Klima
Wieviel Kohlenstoff kann organische Substanz binden, mit welchem Einfluss auf die Fruchtbarkeit?
100 kg
mikrobielle Biomasse können durch Mineralisierung 15 kg N, 25 kg P und 12 kg K freisetzen.
Quelle: Chambre d’agriculture du Cantal
0,45 bis 0,6 tC/ha
können Weizen oder Mais in Form von stabilem Humus über Stroh und Wurzeln in den Boden einbringen.
Quelle: Arvalis – Institut du végétal
9,5 t CO2/ha
lassen sich bei einer Zunahme der organischen Bodensubstanz von 2,0 % zu 2,1 % im Boden speichern.
Quelle: Peter Breunig
0,2 bis 0,3 tC/ha
kann eine Zwischenfrucht durchschnittlich fixieren.
Quelle: Arvalis – Institut du végétal
Was macht ein gutes CO2-Zertifikat in der Landwirtschaft aus?
Ein Landwirt erhöht den Humusvorrat in seinem Acker bzw. reduziert seine Emissionen, eine Firma zertifiziert die verbesserte CO2-Bilanz, bezahlt dem Landwirt eine Prämie und verkauft die Zertifikate an die Endkunden weiter, z.B. an Industrieunternehmen. Damit dieses System sich tatsächlich positiv auf das Klima auswirkt, sollte das Zertifikat folgende Eigenschaften haben:
Realität
Die Berechnung der der CO2-Reduktion muss die Realität effizient nachbilden.
Prüfbarkeit
Ein unabhängiger Gutachter stellt sicher, dass die Angaben den tatsächlich angewendeten Praktiken entsprechen.
Zusätzlichkeit
Der Betrieb wird nur für etwas bezahlt, das er sonst nicht unternommen hätte.
Stetigkeit
Der Landwirt verpflichtet sich, den Kohlenstoff für einen bestimmten Zeitraum im Boden zu erhalten.
Ertragserhaltung
Ertragsverluste sollten möglichst vermieden werden, um eine Kompensation an anderer Stelle zu verhindern.
Einmaligkeit
Das Zertifikat wird nicht
zweimal verkauft.