Super­märkte und Land­wirte fördern gemeinsam lokale Produkte

Super­märkten wird häufig vorge­worfen, Druck auf ihre Liefe­ranten auszu­üben. Die Koope­ra­tive Van Onze Grond in den Nieder­landen zeigt jedoch, dass es auch anders geht. Im Städ­te­dreieck Apel­doorn-Deventer-Zutphen arbeiten Land­wirte und Super­märkte gemeinsam daran, Absatz­märkte für lokale Produkte zu erschließen.

Er packt einige rote Zwie­beln aus der Lager­kiste aus. Sie sind dunkelrot und glän­zend. „Schauen Sie mal! Diese roten Zwie­beln sehen im Super­markt­regal fantas­tisch aus“, sagt Ruud Vosse­beld aus Beemte-Broek­land in der Provinz Gelder­land. Zusammen mit seiner Frau Antoinet bewirt­schaftet er einen land­wirt­schaft­li­chen Betrieb, auf dem 10 ha wert­volles Saatgut sowie 6 ha rote und gelbe Zwie­beln ange­baut werden. „Früher habe ich Zwie­beln mit einem eher rosa­roten Farbton ange­baut, aber die kamen bei den Kunden nicht gut an. Diese glän­zenden roten hingegen sind ein echter Erfolg.“

Der Land­wirt musste lernen, seine Produkte aus einer anderen Perspek­tive zu betrachten. Form, Farbe und Verpa­ckung – das sind die entschei­denden Faktoren im Super­markt­regal. In den letzten sechs Monaten hat er rote Zwie­beln für die Koope­ra­tive Van Onze Grond (VOG – siehe Kasten) ange­baut, und seine Produkte gelangen direkt zu den örtli­chen Super­märkten. „Ich bin ständig auf der Suche nach neuen Absatz­mög­lich­keiten, und das passt perfekt zu uns. Die regio­nalen Umsätze laufen bereits sehr gut. Wir vermarkten unsere Produkte auch direkt an Kunden und orga­ni­sieren jedes Jahr einen Tag, an dem sie ihre Kartof­feln selbst auswählen können.“

Tiefrot, glän­zend und ein dünner Hals; das gefällt dem Verbrau­cher.

Er hat auf eine andere Sorte roter Zwie­beln umge­stellt und eine neue Absack­ma­schine ange­schafft, um seine Zwie­beln selbst verpa­cken zu können. Doch das war noch nicht alles. „Lokale Verkäufe passieren nicht einfach so von selbst, selbst wenn man Teil einer Koope­ra­tive ist. Man muss sich beweisen, aktiv werden und kreativ sein. Nur durch eigenen Einsatz kann man erfolg­reich sein.“

Enga­ge­ment ist alles

Das gilt auch für Frank Brug­geman, den Nieder­las­sungs­leiter von Jumbo in Lochem. Früher arbei­tete er in Colm­schate, wo Hans Kok, Mitbe­gründer von Van Onze Grond, Geschäfts­führer war. „Man braucht Mitar­beiter im Laden, die bereit sind, einen Plan umzu­setzen; andern­falls wird das Ganze niemals in Gang kommen. Es zahlt sich nur aus, wenn man sich wirk­lich enga­giert. Enga­ge­ment ist entschei­dend.“

Frank Brug­geman hat diesen Einsatz unter Beweis gestellt: Er hat sich die Menschen genau ange­schaut und seinen Kunden aufmerksam zuge­hört. „Die Leute wünschen sich regio­nale Produkte mit einer Geschichte. Wenn man das schafft, stimmt auch der Absatz. Dann sind die Kunden bereit, für regio­nale Produkte mehr zu bezahlen. Das Preis­ni­veau liegt etwa auf dem Niveau von Biopro­dukten.“

Letzt­end­lich ist es wichtig, dass wir uns gegen­seitig unter­stützen, um erfolg­reich zu sein.

Ruud Vosse­beld

Jetzt hat er im Geschäft ein Kühl­gerät mit einem Regal voller VOG-Produkte daneben. „Das passiert alles im kleinen Maßstab, da Lochem nicht beson­ders groß ist“, erklärt er. „Aber einige Mitar­beiter setzen sich wirk­lich für die Sache ein. Außerdem haben wir ein Regal mit kleinen Pflanzen, darunter Pak Choi und Endi­vien, die täglich von einem Kassierer gegossen werden.“

Er stellt einen wach­senden Mehr­wert lokaler Produkte fest. „Alle drei Monate führt unsere Super­markt­kette eine Kunden­zu­frie­den­heits­um­frage in ihren Filialen durch. Zu Beginn erzielten wir nur durch­schnitt­liche Werte, aber mitt­ler­weile gehört unser Laden bei der Kunden­zu­frie­den­heit zu den besten 10 % in den Nieder­landen. Das ist eine wirk­liche Beloh­nung für die Energie, die wir hinein­ste­cken.“

Der Fili­al­leiter sieht, dass die Wert­schöp­fung lokaler Produkte stetig wächst.

Koope­ra­tion ist entschei­dend

Alles steht und fällt mit Koope­ra­tion. Heute ist der Land­wirt in einem Supermarkt und serviert rote Zwie­bel­suppe, während der Fili­al­leiter die Qualität der roten Zwie­beln im Lager über­prüft. „Letzt­end­lich ist es wichtig, dass wir uns gegen­seitig unter­stützen, um erfolg­reich zu sein“, sagt Ruud Vosse­beld. „Finan­ziell lohnt es sich bisher noch nicht wirk­lich, aber ich sehe Poten­zial und habe Freude an der Sache. Wenn wir die Koope­ra­tive beispiels­weise auch mit gelben Zwie­beln oder Kartof­feln belie­fern könnten, wäre das finan­ziell deut­lich inter­es­santer.“

„Ich führe derzeit Gespräche mit verschie­denen Super­märkten, um heraus­zu­finden, welche Produkte sie benö­tigen. Wahr­schein­lich könnte ich auch eine klei­nere Produk­tion hinzu­fügen“, fährt er fort. Frank Brug­geman ergänzt: „In meinem Laden spielt die Geschichte hinter den Produkten noch nicht wirk­lich eine zentrale Rolle. Deshalb bin ich dabei, Prospekte von den Erzeu­gern, die in meinem Geschäft vertreten sind, zu beschaffen – und ein Fern­seh­gerät. Wenn die Leute beispiels­weise einen kurzen Film über die Produkte und den Herstel­lungs­pro­zess der lokal ange­bauten roten Zwie­beln sehen könnten, würde das sicher­lich ihr Inter­esse wecken. Ich glaube, dass wir dadurch noch mehr lokale Produkte verkaufen könnten. Wir brau­chen also einander.“