Sonnenblumen sind in der Lage den hohen Temperaturen im Spaniens Landesinneren standzuhalten. Sie werden von Landwirten sehr gerne zur Diversifizierung von Getreidefruchtfolgen genutzt und bieten eine willkommene Alternative. Allerdings habe sinkende Erzeugerpreise zu einer rückläufigen Anbaufläche geführt. “Obwohl die Erträge in diesem Jahr gut sind, bewegt sich die Erntemenge auf dem Niveau des Vorjahres, weil die Anbaufläche etwas geringer ist”, so Pedro Galladero, Präsident der Gruppe für Ölsaaten der COPA-COGECA (landwirtschaftliche Organisationen und Genossenschaften Europas).
Die Möglichkeit, Palmöl durch Sonnenblumenöl zu ersetzen könnte den Anbau dieser Fruchtart und deren Wirtschaftlichkeit für die Landwirte fördern.
Pedro Gallardo
Die spanische Sonnenblumenernte beträgt jährlich ungefähr 700.000 t. “Das Problem ist, dass wir mit den Erträgen anderer europäischer Länder konkurrieren müssen. Wir ernten im Durchschnitt etwas mehr als 1 t/ha, während es in anderen Ländern über zwei sind.” Pedro baut hauptsächlich Sonnenblumen an und arbeitet daher an Strategien, um die Rentabilität zu steigern und sich eine gute Position auf dem Markt für Sonnenblumenkerne zu erkämpfen. Ihm ist es gelungen seine Felder im Süden Spaniens früher zu bestellen, so dass er seine Produkte vor allen anderen auf den Markt bringt und so einen besseren Preis erzielt. Im Allgemeinen schwanken die Preise zwischen 320 und 330 €/t für Sonnenblumen mit Linolsäure, während für Sonnenblumen mit hohem Ölsäuregehalt mehr als 460 €/t gezahlt werden.
Präferenz: Anbau von Sonnenblumen mit hohen Ölsäuregehalt
Carlos Cifuentes ist Landwirt in der “Sonnenblumen”-Provinz par excellence in Spanien. In dieser Saison baut er rund 60 ha Sonnenblumen an, das sind 28 % seiner gesamten Anbaufläche. Die Sonnenblumenfläche wurde im Vergleich zu früheren Jahren bereits erheblich zugunsten des Anbaus von Raps reduziert.
“Die Industrie zur Gewinnung von Sonnenblumenöl bevorzugt importierte Sonnenblumenkerne, da dieser günstiger sind. Sie sind aber von geringerer Qualität und weniger homogen als Kerne aus heimischer Erzeugung”, erklärt Carlos, der auch Vizepräsident der ASAJA Cuenca ist. Spaniens Ölmühlen verfügen über Kapazitäten zur Pressung von Sonnenblumenkernen in Höhe von 1,1 bis 1,3 Mio. Tonnen. Sie kaufen zwischen 33 und 40 % der im Land angebauten Sonnenblumenkerne auf. Damit reicht das nationale Angebot bei Weitem nicht aus, um ihren Bedarf zu decken. “Viele von uns entscheiden sich für den Anbau von Sonnenblumen mit hohem Ölsäuregehalt: Die Industrie bezahlt solche Sonnenblumenkerne besser, da daraus qualitativ höherwertiges Öl gewonnen werden kann. Die Erträge sind höher als noch vor ein paar Jahren”, so Carlos. Das Ziel ist es, 2 t/ha und Jahr an Sonnenblumenkernen zu ernten. Um dies zu erreichen gibt es sowohl wissenschaftliche als auch technische Lösungsansätze.
Praxisnahe Forschung
Obwohl die Fruchtart aus Amerika stammt, wir sie jedoch hauptsächlich in Russland, der Ukraine und anderen europäischen Ländern angebaut. 80 % der 20 Mio. ha Anbauflächen von Sonnenblumen liegen in Europa. “Daher befindet sich auch das wichtigste technische Zentrum für die Erforschung von Sonnenblumen in La Rinconada (Sevilla), Spanien. Das Forschungszentrum verfügt über eine Gewächshausfläche von 10000 m2 und weitere 1500 m2 für Labore”, erklärt Alfredo Mateos, Verantwortlicher für den Forschungsbetrieb des Unternehmens Corteva AgriScience.
Aufgrund der hohen Nachfrage von Landwirten werden dort im Eiltempo (vier Generationen im Jahr) neue Hybridsorten entwickelt. “Wir versuchen hohes Ertragspotenzial mit umfangreichen Anpassungsfähigkeiten zu kombinieren. Häufig wird dies mithilfe genetischer Resistenz gegen Plagen und Krankheiten, wie zum Beispiel Sommerwurzen und Mehltau, erreicht”, erklärt Alfredo, Leiter des Zentrums in Sevilla.
Hohe Sonnenblumenerträge für die Industrie
“Die europäische Gesetzgebung schränkt die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln immer weiter ein”, wie die Vereinigung für eine nachhaltige Landwirtschaft (Alianza por una Agricultura Sostenible – ALAS), deren Präsident Pedro Gallardo ist, bemerkt. Das Verbot der Nutzung von Neonicotinoiden im Sonnenblumenanbau macht die Pflanzen während des Austreibens anfälliger für Insekten.
Saatgut mit hohem Ertragspotenzial und gute Resistenzeigenschaften gewinnt immer mehr an Bedeutung, um der Industrie Sonnenblumenkerne mit hohem Säuregehalt bieten zu können, aus denen ein qualitativ hochwertigeres Öl gewonnen werden kann. “Die Fettsäuren des gewonnenen Sonnenblumenöls ähneln denen des Olivenöls und weisen einen hohen Ölsäuregehalt auf. Diese “stabileren” Öle besitzen vorteilhafte Eigenschaften in Bezug auf industrielle Verarbeitungsprozesse wie das Frittieren und sind gesünder beim Verzehr”, erklärt Alfredo.
Durch die digitale Landwirtschaft kann der Landwirt den Bestand besser führen und so frühzeitig Entscheidungen treffen, um die Erträge zu steigern. “Mithilfe der Auswertung unserer Satellitenbilder, die wir immer häufiger erhalten, und deren Auflösung kontinuierlich besser wird, verfolgen wir die Entwicklung der Sonnenblumen von Beginn der Saat an und konzentrieren uns dabei auf die Anzahl der Blätter ”, erzählt Alfredo. So kann man der Entwicklung einer Plage oder von Trockenstress frühzeitig mit geeigneten Lösungsansätzen bekämpfen.
Randstreifen fördern die Biodiversität
Die europäischen Politiker unterstützen Strategien zur Steigerung der Biodiversität, wie beispielsweise Blühstreifen, die die Felder der Sonnenblumen-Monokultur eingrenzen. So sehen die bewässerten Felder in León aus. “Die Landwirte und wissenschaftlichen Einrichtungen arbeiten aktiv mit uns zusammen, um solche Blühstreifen anzulegen. Der Vorteil ist eine beträchtliche Vermehrung der Insektenpopulationen, beispielsweise von Bienen oder anderen Bestäubern”, bemerkt Germán Canomanuel, Verantwortlicher für Geschäftsbeziehungen des Konzerns Syngenta in Spanien, der sich zusammen mit dem CSIC, der ETSIAAB in Madrid und dem IMIDA für die Operation Bestäuber (Operación Polinizador) engagiert.
Es wurden bereits über 500 Arten in die Blühstreifen des Projekts integriert. Laut einer Studie dieser Gesellschaft, in der zehn landwirtschaftliche Parzellen in Spanien und Portugal untersucht wurden, haben sich die Hautflügler (Bienen, Wespen, Ameisen) um 170 %, die Schuppenflügler (Schmetterlinge) um 96 %, die Käfer (Mistkäfer) um 115 % und die Zweiflügler (Fliegen) um 252 % vermehrt.
Die Blühstreifen werden mit Pflanzenarten eingesät, die an die Klimazone angepasst und multifunktional sind. Sie locken nicht nur eine große Vielfalt an Bestäubern und Insekten an, sondern dienen auch zum Schutz vor Erosion und der Wasserkreisläufe, da sie an den Rändern der Anbauflächen liegen. “Die Blühstreifen sollten zwischen 3 und 5 % der Parzellenfläche ausmachen und eine Breite von 4 bis 6 m haben. Da wo die Fruchtart endet, beginnt der Blühstreifen”, so Germán, der anrät, diese im Herbst auszusähen und im Sommer zu jäten. Innerhalb von 5 Jahren sollten zwei Aussaaten erfolgen.
ÖLSAATENANBAU IN EUROPA
Die Anbaufläche für Sonnenblumen ist in der Saison 2019/20 im Vergleich zum Vorjahr um 3,2 % gestiegen. Im selben Zeitraum ist die Gesamtanbaufläche von Ölsaaten um 8 % auf 10,8 Mio. ha gesunken. Die Ölsaatenproduktion fiel um 10,9 % auf 29,5 Mio. t. Vor allem die Rapsfläche nahm ab, was teilweise durch den vermehrten Anbau von Sonnenblumen und Sojabohnen kompensiert wurde.
ALTERNATIVE ZUM PALMÖL
Spanien ist der zweitgrößte Importeur von Palmöl in Europa: 1,8 Mio. t hinter den Niederlanden mit beinahe 2 Mio. t. 2000 waren es noch 77.000 t. Sonnenblumenkerne können eine Alternative sein: Sie können nachhaltig angebaute werden und weisen einen attraktiven Ölsäuregehalt auf. In Frankreich beträgt der Import von Palmöl nur 170.000 t.