So geht erfolg­rei­cher Zucker­mais-Anbau

Ein frischer Mais­kolben vom Grill mit einem ordent­li­chen Steak daneben – für Giel Hermans was könnte es nichts Besseres geben. Er war einer der ersten, der Zucker­mais in den Nieder­landen auf den Markt brachte. Nach wie vor opti­miert er seine Produk­tion und seinen Verkauf.

Giel Hermans ist gerade von einem Besuch auf Versuchs­fel­dern in Nord­frank­reich zurück­ge­kehrt, wo Saat­gut­un­ter­nehmen ihre neuesten Zucker­mais-Sorten präsen­tierten. In der Woche davor war er in Spanien, um den Zucker­mais­anbau dort kennen­zu­lernen. „Ich will immer auf dem Laufenden bleiben. Nur so kann ich die rich­tigen Entschei­dungen treffen“, sagt der leiden­schaft­liche Unter­nehmer. An seinem Büro in Kessel (Nieder­lande) fahren bela­denen Kipper mit frisch geern­teten Mais­spin­deln vorbei und entladen ihre Fracht auf der Rück­seite des Gebäudes, während auf der Vorder­seite, an der Lade­rampe, ein Last­wagen mit sortierten und verpackten Produkten für den Supermarkt beladen wird.

Hermans baute sein spezia­li­siertes Unter­nehmen aus dem Nichts auf. Als junger Student entwi­ckelte er eine Faszi­na­tion für Zucker­mais, den er Mitte der neun­ziger Jahre für ein Studi­en­pro­jekt anbaute. Den ganzen Sommer über schuf­tete er auf einem halben Hektar gepach­tetem Land. „Es war kein großer Erfolg. Alles musste von Hand gemacht werden und es gab keine guten Sorten. Mein Fazit war: Nie wieder“, sagt er lächelnd.

Trotzdem nahm er all seinen Mut zusammen und ging mit ein paar Mais­kolben unter dem Arm zu einem Einkäufer der nieder­län­di­schen Super­markt­kette Albert Heijn. Und zu seinem Glück war dieser gerade auf der Suche nach einem nieder­län­di­schen Liefe­ranten. Das war der Beginn eines langen Prozesses der Skalie­rung und Opti­mie­rung von Anbau und Weiter­ver­ar­bei­tung. Derzeit hat Giel Hermans einen Markt­an­teil von etwa 75 Prozent, wobei der Markt ständig wächst und weitere Erzeuger hinzu­kommen. „Damit habe ich kein Problem. Das ist gesunder Wett­be­werb, der uns zu noch besseren Leis­tungen anspornt“, sagt er selbst­be­wusst.

Hermans erntet bis Mitte Oktober Mais in Limburg. Danach wech­selt er zu spani­schen Produkten.

Botschafter für den Zucker­mais

Zucker­mais hat auf nieder­län­di­schen Einkaufs­listen keine lange Tradi­tion. „Mais ist bei uns eigent­lich erst seit den 70er Jahren wirk­lich bekannt. Erst seit dieser Zeit gibt es Sorten, die in unseren Brei­ten­graden ange­baut werden können. Für Ameri­kaner dagegen ist Mais ein wich­tiges Gemüse. Sie essen jedes Jahr Dutzende Mais­kolben. Heut­zu­tage essen die Nieder­länder im Durch­schnitt ledig­lich ein Drittel eines Mais­kol­bens pro Jahr“, sagt er und zeigt mit Daumen und Zeige­finger die Größe an. „Glück­li­cher­weise stellen wir fest, dass sich das ändert. Zucker­mais ist beliebt. Immer wenn es ums Grillen geht, ist in den Prospekten auf dem Foto ein Mais­kolben zu sehen.“ 

Wett­be­werb zwingt uns dazu, besser zu werden.

Giel Hermans

Hermans betei­ligt sich regel­mäßig an Werbe­ak­tionen, um auf sein Produkt aufmerksam zu machen. Abge­sehen davon steuert er auch Texte und Erklä­rungen über die Pflanze bei. „Heute Nach­mittag werde ich in eine Schul­klasse gehen, um den Kindern etwas über Mais zu erzählen – wie er wächst, welche Sorten es gibt und was man alles damit machen kann. Und natür­lich können sie auch einen frischen Mais­kolben probieren. Hoffent­lich kann ich für eine Weile ihre Aufmerk­sam­keit gewinnen. Solche Akti­vi­täten machen mir wirk­lich Spaß.“

Vorteil durch starke Kunden­bin­dung

Der Spät­sommer und Herbst sind für Hermans beson­ders wichtig. „Wir sind gerade dabei, unseren nieder­län­di­schen Mais zu ernten. Die Qualität ist fantas­tisch, sodass wir große Mengen verar­beiten können.“ Das bedeutet, dass das Jahr tatsäch­lich gut zu Ende geht. Der lange, nasse Saison­start war auch für Hermans frus­trie­rend. Die Aussaat begann erst spät, und der früheste Mais, den er unter biolo­gisch abbau­barem Plastik aus Mais­stärke aussäte, verfaulte aufgrund des starken Regens voll­ständig.

„Zweimal hatten wir Regen­güsse von mehr als 50 mm. Daran kann man nichts ändern. Glück­li­cher­weise konnten wir den Verlust später im Früh­jahr wieder herein­holen und noch eine ausrei­chend große Fläche aussäen. Schließ­lich haben wir zwei Wochen später als sonst mit der Ernte begonnen, aber jetzt können wir mit guten Kampa­gnen vor Ort in den Läden viel wett­ma­chen.“ Hermans ist außerdem froh, dass er viele Geschäfte mit Stamm­kunden macht. Eine starke Kunden­bin­dung ist für ihn ein großer Vorteil.

Hermans nutzt seine Sinne, um heraus­zu­finden, wann die Pflanzen reif sind. „Man muss es schme­cken, sehen und fühlen.“

Noch süßere Sorten Mais

Heute wird unun­ter­bro­chen geerntet. Eine vier­rei­hige Ernte­ma­schine entfernt die Mais­kolben von den Pflanzen und beför­dert sie in einen Behälter, der dann in einen Kipp­laster entleert wird. Hermans zeigt eine frisch geern­tete Mais­kolben. Wenn man die Schale entfernt, kommt ein wunder­schöner blass­gelber Kolben zum Vorschein. Die Körner sind reif und milchig und schme­cken wunderbar süß. „Schauen Sie“, sagt er. „Das hat mit Futter­mais über­haupt nichts mehr zu tun. Die Körner sind kleiner und der Geschmack ist besser. Das ist bereits eine große Verbes­se­rung, und es kommen noch bessere und süßere Sorten auf den Markt. Wichtig ist auch, zum rich­tigen Zeit­punkt zu ernten – bei der rich­tigen Reife. Kurz vor der Ernte verbringe ich viel Zeit auf dem Feld – ich koste, schaue, fühle. Man plant natür­lich alles so gut wie möglich, aber letzt­end­lich kommt es in der Saison vor allem auf Erfah­rung an. Man hat nur etwa fünf Tage Zeit, um sie im rich­tigen Reife­zu­stand zu pflü­cken. Danach halten sie sich bei kühler Lage­rung noch ein paar Tage.“

Man hat nur etwa fünf Tage Zeit, um den Mais im rich­tigen Reife­zu­stand zu ernten.

Giel Hermans

Bis Mitte Oktober kommt der Mais aus Limburg. Danach wech­selt das Unter­nehmen zu spani­schen Produkten. Um ganz­jährig liefern zu können, arbeitet Hermans mit Vertrags­bauern in verschie­denen Ländern zusammen. Die Produkte werden in Schiffs­con­tai­nern aus Spanien, Marokko und dem Senegal impor­tiert, bis im August in Limburg die neue Ernte beginnt. „So nah wie möglich und so weit wie nötig – das ist unsere Regel.“

Gutes Here­ford-Rind­fleisch als Neben­er­werb

Auf Hermans Hof werden die Blätter und andere Reste aus der Mais­ver­ar­bei­tung nicht verschwendet. Sie werden an die 150 Here­ford-Rinder verfüt­tert, die zum Neben­er­werb auf dem Hof gehalten werden. Jede Woche lässt Hermans ein oder zwei Rinder schlachten. Diese werden dann in der haus­ei­genen Metz­gerei zu verkaufs­fä­higen Produkten verar­beitet und direkt an den Verbrau­cher verkauft.

Auch davon erzählt unser Limburger Unter­nehmer mit Begeis­te­rung: „Die Leute haben keine Ahnung mehr, wie gutes Rind­fleisch schmeckt und wofür man die verschie­denen Teile des Rindes verwenden kann. Leute, die hier­her­kommen, sagen: Wow, so hat es früher geschmeckt.“ In dem Gebäude, in dem der Mais für den Versand vorbe­reitet wird, befinden sich auch die Metz­gerei und der Laden von Hermans. Die Menschen kommen von nah und fern hierher, um sich mit frischen und tief­ge­fro­renen Rind­fleisch­pro­dukten einzu­de­cken. Im Kühl­raum steht auch eine Kiste mit Mais­kolben. „Wer ein Grill­fest plant, nimmt oft auch ein paar frische Mais­kolben mit.“

Hermans verfüt­tert die Blätter und andere Reste an seine Rinder.

Sein zweites Stand­bein ist eine betriebs­ei­gene Metz­gerei.

Im Sommer grasen die meisten Kühe auf den Wiesen in Brabant. Im Winter werden sie dann im runden Lauf­stall gehalten. Es gibt derzeit auch einige Kühe im Stall, die vorm Schlachten mit Kraft­futter gefüt­tert werden. Vor der Corona-Pandemie hatte Hermans seine Herde vergrö­ßert und hielt auch in Deutsch­land Here­ford-Rinder. Inzwi­schen hat er damit aufge­hört. „Während der Corona-Pandemie sind die Umsätze völlig einge­bro­chen, obwohl die Leute wussten, wie sie zu unserem Geschäft finden. Also beschloss ich, mich auf den Direkt­ver­kauf zu konzen­trieren und die Herde in Deutsch­land abzu­stoßen. Man kann nicht überall sein.“

Opti­mie­rungen beim Anbau und Verkauf

In Zukunft wird sich Hermans darauf konzen­trieren, den Anbau und Verkauf von Mais weiter zu opti­mieren. „Zum Beispiel bauen wir 8 ha Bio-Mais an. Aller­dings ist der Anbau eine ziem­liche Heraus­for­de­rung, vor allem wegen der Unkraut­be­kämp­fung. Aller­dings sehen wir eine gute Nach­frage nach Bio-Produkten und versu­chen, eine größere Viel­falt anzu­bieten. Außerdem verwenden wir neue Koch- und Vaku­um­ier­tech­niken, um ein Produkt herzu­stellen, das länger haltbar ist.“

Der Klima­wandel ist eine weitere Heraus­for­de­rung beim Anbau. Hermans ist bei der Auswahl eines Grund­stücks kritisch, da sowohl eine gute Entwäs­se­rung als auch die Verfüg­bar­keit von Wasser ein Muss sind. In Belgien hat er kürz­lich eine Zusam­men­ar­beit mit mehreren Erzeu­gern begonnen, die Zucker­mais für belgi­sche Super­märkte anbauen. „Diese Höfe befinden sich in einem Gebiet mit ausrei­chend Wasser, das über eine Ring­lei­tung verteilt wird. Das sind wich­tige Vorrich­tung, um auch in Zeiten extremer Dürre weiter anbauen zu können.“

Der Anbau von Bio-Mais ist eine ziem­liche Heraus­for­de­rung, vor allem wegen der Unkraut­be­kämp­fung.

Giel Hermans

Krank­heiten und Para­si­ten­be­fall gibt es kaum. „In dieser Hinsicht ist Mais eine gesunde Feld­frucht. Aller­dings beob­achten wir das sehr genau. In südli­chen Ländern gibt es Schäd­linge, die wir hier lieber nicht hätten, wie den Mais­zünsler. Jede Ladung Mais, die bei uns eintrifft, wird gründ­lich kontrol­liert. Der gesamte Abfall wird zerklei­nert, und verdäch­tige Chargen schi­cken wir zur Verbren­nung. Da darf man nicht nach­lässig sein.“

Und die Verkaufs­zahlen steigen weiter. Die Menschen essen mehr pflanz­liche Lebens­mittel und Mais ist dafür ideal, ob direkt vom Kolben oder verar­beitet. Wie isst er den Mais eigent­lich am liebsten? „Vom Grill. Aber es muss richtig zube­reitet werden. Zuerst lege ich die Mais­kolben mitsamt ihrer Hüll­blätter verkehrt herum in einen Eimer mit Wasser. Sobald sie so viel Wasser wie möglich aufge­sogen haben, kommen sie auf den Grill. So dünstet der Mais­kolben, ohne anzu­brennen.“