Mais lässt neue Möglich­keiten aufpoppen

FIT-POP-Popcorn wird in Lebens­mit­tel­ge­schäften und Kinos in Iowa verkauft. Alles begann in den 1980er Jahren, als Jim Fitkin und seine Familie mit Perl­mais expe­ri­men­tierten.

Manchmal entstehen Unter­nehmen über Umwege: Heute liefern Jim Fitkin, seine Frau Debbie und die Töchter Lora und Jennifer Perl­mais für Popcorn an mehrere Lebens­mit­tel­ge­schäfte, Kinos und andere Verkaufs­stellen. Alles begann auf einem kleinen Fleck­chen Land auf ihrer Farm in Cedar Falls, Iowa, in den USA.

„Wir schon immer etwas Perl­mais für unseren Eigen­be­darf an Popcorn in unserem Garten ange­baut“, erzählt Jim Fitkin. „Irgend­wann haben wir uns dann entschieden, etwas davon zu verkaufen.“ Auf der Grund­lage eines lange verges­senes Subven­ti­ons­pro­gramm für land­wirt­schaft­liche Betriebe aus dem Jahr 1983 entwi­ckelte sich aus der anfäng­li­chen Idee ein Geschäfts­mo­dell. „Das Payment-in-Kind-Programm (PiK) begrenzte die Fläche, auf der wir Mais anbauen konnten“, erklärt er. Dazu zählten aller­dings nicht die Mais­silage-Flächen, die für die Fütte­rung der Milch­kühe, die Jim und sein Vater Wayne hielten, benö­tigt wurden.

Entwick­lung der Marke: FIT-POP

„Perl­mais eignet sich hervor­ra­gend für Silage und wurde nicht auf die Mais­fläche ange­rechnet“, erzählt Fitkin. „Wir haben mit einem Saat­gut­händler in Ames, Iowa, zusam­men­ge­ar­beitet, der Perl­mais-Hybride für die Mais­silage züch­tete. Es war Perl­mais, der besser für die Silage geeignet war, aber das ist auch alles, was man darüber sagen kann.“ In der Zwischen­zeit versuchten die Fitkins, besseren Perl­mais in ihrem Garten anzu­bauen. „Schließ­lich haben wir uns dann im Verkauf versucht“, erzählt Fitkin. „Unser eigent­li­ches Stand­bein war damals noch die Milch­er­zeu­gung und nur einmal im Monat Perl­mais im Wert von etwa 40 $ (37 €) verkauft.“

„FIT-POP“, die Marke der Familie, wird in Lebens­mit­tel­ge­schäften und anderen Verkaufs­stellen in Iowa verkauft.

Nach einer Weile weiteten die Fitkins ihr Geschäft aus, indem sie Säcke mit 50 Pfund (22,5 kg) an Bowling­bahnen in der Nähe verkauften. Der große Durch­bruch gelang 1986, als Fitkin ihre Marke „FIT-POP“ Popcorn bei einem örtli­chen Hy-Vee-Supermarkt präsen­tierte.

„Damals wollten die Leute nur Popcorn von großen Unter­nehmen kaufen“, erklärt er. „Ich fuhr hin und sprach mit drei oder vier Abtei­lungs­lei­tern, bis ich am Ende ich den Fili­al­leiter traf. Zuerst wollte er mich zurück­weisen, doch dann kamen wir darauf zu spre­chen, dass er kürz­lich ein Haus gekauft hat. Er fragte, ob ich zufällig mit Larry Fitkin verwandt sei, von dem er es erworben hatte. Larry ist tatsäch­lich mein Cousin. Nach ein paar Augen­bli­cken sagte der Fili­al­leiter schließ­lich: ‚Versu­chen wir es mit Ihrem Popcorn.‘“

Eine empfind­liche Pflanze

Die Fitkins begannen, mehr Perl­mais anzu­bauen und als Popcorn zu verkaufen. Die Umsätze legten noch einmal beson­ders zu, als sie vor etwa 25 Jahren ihre Milch­er­zeu­gung einstellten. Mitt­ler­weile verkaufen sie „FIT-POP“ Popcorn in 25 Hy-Vee-Filialen im Osten Iowas, die Anbau­fläche beträgt von 6 bis 8 ha. Zu den Kunden gehören mehrere Kinos, Bauern­märkte und Hansen’s Farm Fresh Dairy, ein Unter­nehmen mit einer eigenen Milch­marke in Hudson, Iowa, USA.

Die Fitkins stellen auch Popcorn in verschie­denen Geschmacks­rich­tungen her. Je stärker das Popcorn veredelt wird, desto höher ist der Verkaufs­preis.

Für den Anbau von Perl­mais verwende die Fitkins dieselbe Einzel­korn­sä­ma­schine und denselben Mähdre­scher wie für Feld­mais. Eine größere Heraus­for­de­rung stellt aller­dings die Unkraut­be­kämp­fung dar, da für Perl­mais im Vergleich zu Feld­mais oder Zucker­mais weniger Pflan­zen­schutz­mittel zuge­lassen sind.

„Außerdem ist der Perl­mais eine sehr empfind­liche Pflanze“, erläu­tert Fitkin. Zum einen knickt sie bei starkem Wind leichter um. Zum anderen ist der Insek­ten­schutz im Vergleich zu Feld­mais schwie­riger, da es keine trans­genen Sorten gibt, um Mais­wur­zel­bohrer und Mais­zünsler einzu­dämmen. Deshalb setzt die Familie auf häufige Frucht­wechsel, um Insekten und auch Krank­heiten wie die Grau­f­le­cken­krank­heit zu mini­mieren.

Die Erträge fallen im Vergleich zu Feld­mais geringer aus, obwohl das spezi­fi­sche Gewicht höher ist. Im letzten Jahr betrug es durch­schnitt­lich 67 Pfund pro Scheffel (30 kg) für Perl­mais, im Vergleich dazu 58 Pfund pro Scheffel (26 kg) für Feld­mais. „In der Regel sind 11,2 t/ha ein guter Ertrag“, erklärt Fitkin. Der Vorteil von Perl­mais gegen­über Feld­mais ist jedoch sein Mehr­wert. Für Perl­mais direkt vom Mähdre­scher bezahlt man nur etwa 15 US-Cent (0,14 €). Sobald der Perl­mais aller­dings verar­beitet wird, steigen die Preise schnell: „Ein 50-Pfund-Sack (22,5 Kilo­gramm) verkauft sich für etwa 50 US-Cent pro Pfund (0,46 €), ein 2-Pfund-Sack für 1$ pro Pfund (0,92 €)“, erzählt Fitkin. „Wenn ich Popcorn daraus mache, kann ich sogar 15 $ pro Pfund (14 €) verlangen. Es ist ein Mehr­wert­pro­dukt.“

Wer Popcorn produ­zieren will muss in die Verar­bei­tung inves­tieren. Bei den Fitkins durch­läuft der Perl­mais einen Rüttel­tisch und eine Fächer­mühle, damit Spreu, Unkraut und Saatgut entfernt und der Perl­mais nach Größe und Gewicht sortiert werden kann. Zuletzt wird der Perl­mais dann mit einer Abfüll­ma­schine in 2-Pfund-Säcke (0,9 kg) abge­packt. Eine Heraus­for­de­rung stellt aller­dings der Wett­be­werb dar, weil es bereits viele bekannte Marken auf dem Markt gibt.

Einige jüngere Markt­trends sind jedoch hilf­reich: „In den letzten 15 Jahren ist Regio­na­lität zu einem Begriff in der Indus­trie geworden“, erklärt Fitkin. „Wir stammen aus der Region, sodass unsere Kunden uns kennen und genau wissen, wo ihr Popcorn herkommt.“ Ebenso verleiht Produkt­kon­sis­tenz den Fitkins einen Vorteil, der ihn bei Kunden beliebter macht. „Größere Unter­nehmen mischen dem Perl­mais andere Sorten bei, wogegen unserer immer gleich­bleibt“, so Fitkin.