Manchmal entstehen Unternehmen über Umwege: Heute liefern Jim Fitkin, seine Frau Debbie und die Töchter Lora und Jennifer Perlmais für Popcorn an mehrere Lebensmittelgeschäfte, Kinos und andere Verkaufsstellen. Alles begann auf einem kleinen Fleckchen Land auf ihrer Farm in Cedar Falls, Iowa, in den USA.
„Wir schon immer etwas Perlmais für unseren Eigenbedarf an Popcorn in unserem Garten angebaut“, erzählt Jim Fitkin. „Irgendwann haben wir uns dann entschieden, etwas davon zu verkaufen.“ Auf der Grundlage eines lange vergessenes Subventionsprogramm für landwirtschaftliche Betriebe aus dem Jahr 1983 entwickelte sich aus der anfänglichen Idee ein Geschäftsmodell. „Das Payment-in-Kind-Programm (PiK) begrenzte die Fläche, auf der wir Mais anbauen konnten“, erklärt er. Dazu zählten allerdings nicht die Maissilage-Flächen, die für die Fütterung der Milchkühe, die Jim und sein Vater Wayne hielten, benötigt wurden.
Entwicklung der Marke: FIT-POP
„Perlmais eignet sich hervorragend für Silage und wurde nicht auf die Maisfläche angerechnet“, erzählt Fitkin. „Wir haben mit einem Saatguthändler in Ames, Iowa, zusammengearbeitet, der Perlmais-Hybride für die Maissilage züchtete. Es war Perlmais, der besser für die Silage geeignet war, aber das ist auch alles, was man darüber sagen kann.“ In der Zwischenzeit versuchten die Fitkins, besseren Perlmais in ihrem Garten anzubauen. „Schließlich haben wir uns dann im Verkauf versucht“, erzählt Fitkin. „Unser eigentliches Standbein war damals noch die Milcherzeugung und nur einmal im Monat Perlmais im Wert von etwa 40 $ (37 €) verkauft.“

Nach einer Weile weiteten die Fitkins ihr Geschäft aus, indem sie Säcke mit 50 Pfund (22,5 kg) an Bowlingbahnen in der Nähe verkauften. Der große Durchbruch gelang 1986, als Fitkin ihre Marke „FIT-POP“ Popcorn bei einem örtlichen Hy-Vee-Supermarkt präsentierte.
„Damals wollten die Leute nur Popcorn von großen Unternehmen kaufen“, erklärt er. „Ich fuhr hin und sprach mit drei oder vier Abteilungsleitern, bis ich am Ende ich den Filialleiter traf. Zuerst wollte er mich zurückweisen, doch dann kamen wir darauf zu sprechen, dass er kürzlich ein Haus gekauft hat. Er fragte, ob ich zufällig mit Larry Fitkin verwandt sei, von dem er es erworben hatte. Larry ist tatsächlich mein Cousin. Nach ein paar Augenblicken sagte der Filialleiter schließlich: ‚Versuchen wir es mit Ihrem Popcorn.‘“
Eine empfindliche Pflanze
Die Fitkins begannen, mehr Perlmais anzubauen und als Popcorn zu verkaufen. Die Umsätze legten noch einmal besonders zu, als sie vor etwa 25 Jahren ihre Milcherzeugung einstellten. Mittlerweile verkaufen sie „FIT-POP“ Popcorn in 25 Hy-Vee-Filialen im Osten Iowas, die Anbaufläche beträgt von 6 bis 8 ha. Zu den Kunden gehören mehrere Kinos, Bauernmärkte und Hansen’s Farm Fresh Dairy, ein Unternehmen mit einer eigenen Milchmarke in Hudson, Iowa, USA.

Für den Anbau von Perlmais verwende die Fitkins dieselbe Einzelkornsämaschine und denselben Mähdrescher wie für Feldmais. Eine größere Herausforderung stellt allerdings die Unkrautbekämpfung dar, da für Perlmais im Vergleich zu Feldmais oder Zuckermais weniger Pflanzenschutzmittel zugelassen sind.
„Außerdem ist der Perlmais eine sehr empfindliche Pflanze“, erläutert Fitkin. Zum einen knickt sie bei starkem Wind leichter um. Zum anderen ist der Insektenschutz im Vergleich zu Feldmais schwieriger, da es keine transgenen Sorten gibt, um Maiswurzelbohrer und Maiszünsler einzudämmen. Deshalb setzt die Familie auf häufige Fruchtwechsel, um Insekten und auch Krankheiten wie die Graufleckenkrankheit zu minimieren.

Ein 50-Pfund-Sack (22,5 kg) verkauft sich für etwa 50 US-Cent pro Pfund, ein 2-Pfund-Sack für 1 $ pro Pfund. Wenn ich Popcorn daraus mache, kann ich sogar 15 $ pro Pfund verlangen. Es ist ein Mehrwertprodukt.
Jim Fitkin
Die Erträge fallen im Vergleich zu Feldmais geringer aus, obwohl das spezifische Gewicht höher ist. Im letzten Jahr betrug es durchschnittlich 67 Pfund pro Scheffel (30 kg) für Perlmais, im Vergleich dazu 58 Pfund pro Scheffel (26 kg) für Feldmais. „In der Regel sind 11,2 t/ha ein guter Ertrag“, erklärt Fitkin. Der Vorteil von Perlmais gegenüber Feldmais ist jedoch sein Mehrwert. Für Perlmais direkt vom Mähdrescher bezahlt man nur etwa 15 US-Cent (0,14 €). Sobald der Perlmais allerdings verarbeitet wird, steigen die Preise schnell: „Ein 50-Pfund-Sack (22,5 Kilogramm) verkauft sich für etwa 50 US-Cent pro Pfund (0,46 €), ein 2-Pfund-Sack für 1$ pro Pfund (0,92 €)“, erzählt Fitkin. „Wenn ich Popcorn daraus mache, kann ich sogar 15 $ pro Pfund (14 €) verlangen. Es ist ein Mehrwertprodukt.“
Wer Popcorn produzieren will muss in die Verarbeitung investieren. Bei den Fitkins durchläuft der Perlmais einen Rütteltisch und eine Fächermühle, damit Spreu, Unkraut und Saatgut entfernt und der Perlmais nach Größe und Gewicht sortiert werden kann. Zuletzt wird der Perlmais dann mit einer Abfüllmaschine in 2-Pfund-Säcke (0,9 kg) abgepackt. Eine Herausforderung stellt allerdings der Wettbewerb dar, weil es bereits viele bekannte Marken auf dem Markt gibt.
Einige jüngere Markttrends sind jedoch hilfreich: „In den letzten 15 Jahren ist Regionalität zu einem Begriff in der Industrie geworden“, erklärt Fitkin. „Wir stammen aus der Region, sodass unsere Kunden uns kennen und genau wissen, wo ihr Popcorn herkommt.“ Ebenso verleiht Produktkonsistenz den Fitkins einen Vorteil, der ihn bei Kunden beliebter macht. „Größere Unternehmen mischen dem Perlmais andere Sorten bei, wogegen unserer immer gleichbleibt“, so Fitkin.