Herr Lösch, warum ist Qualität so wichtig für John Deere?
Qualität ist das Fundament unserer Arbeit. Unsere Kunden kaufen grün-gelbe Traktoren, weil Sie der Marke John Deere vertrauen. Landwirte sind Unternehmer und sie erwarten Zuverlässigkeit, hohe Maschinenverfügbarkeit und geringe Betriebskosten. Nur mit zuverlässigen Produkten sind unsere Kunden in der Lage Ihre Kunden zufrieden zu stellen.
Aus Kunden Fans zu machen, das ist unsere Motivation und dafür gibt jeder Mitarbeiter täglich sein Bestes. Besonders stolz macht es uns, wenn ein Kunde berichtet‚ dass bereits sein Großvater, sein Vater und jetzt er selbst in dritter Generation John Deere Traktoren fahren.
Wie stellen Sie diese hohe Qualität sicher?
Qualität beginnt in der Produktentwicklung bereits fünf Jahre vor dem Serienstart. Dazu bewerten unser Entwicklungsteams die zukünftige Zuverlässigkeit unserer Produkte mit Hilfe von Simulationsmodellen. Die Ergebnisse liefern präzise Vorhersagen, und so können wir Bereiche identifizieren, die wir dann systematisch verbessern. Der kontinuierliche Verbesserungsprozess setzt sich konsequent vom Design über die Eigenfertigung von Teilen bis in die Montage fort.
Darüber hinaus führen wir vor, während und nach der Produktion aufwendige Tests durch, um Fehler zu entdecken, bevor der Traktor an seinen neuen Besitzer ausgeliefert wird. In Mannheim arbeiten ausschließlich hoch qualifizierte und erfahrene Facharbeiterinnen und Facharbeiter, die durch neuste Technologien unterstützt werden.
Nehmen Sie uns mit in die Produktion – mit welchen Prozessen verhindern Sie dort, dass Fehler passieren?
Unsere Prozesse stellen sicher, dass wir eine hohe Komplexität von 20.000 Einzelteilen in 60.000 Kombinationsmöglichkeiten beherrschen und verwechslungsfrei montieren können. Ein Beispiel dafür ist das „Pick-by-light“ System. Ein visuelles Signal zeigt dem Mitarbeiter an, welches Bauteil dem Kundenauftrag zugeordnet ist.
Unsere Prozesse stellen sicher, dass wir eine hohe Komplexität von 20.000 Einzelteilen in 60.000 Kombinationsmöglichkeiten beherrschen können.
Rainer Lösch
Oder, um Leckagen zu vermeiden, arbeiten wir mit einen intelligenten Drehmomentwerkzeug auch Smart Torque Wrench genannt. Das Werkzeug steuert die Schraubreihenfolge, wählt das spezifizierte Anzugsmoment und unterstützt damit den Werker bei der Montage von komplexen Hydraulikleitungspaketen. Falls die Anlage eine Abweichung erkennt, stoppt der Prozess und fordert aktiv eine Korrektur ein.
Des Weiteren investieren wir in Projekte, welche strukturell die technische Reinheit verbessern. Dafür wurden Bürstenteppiche angeschafft, eine Art Reifenabstreifer für Gabelstapler, um den Schmutzeintrag durch den Werksverkehr in die Fertigung und Montage zu reduzieren. Mit dieser Maßnahme fangen wir jedes Jahr 500 kg Schmutz vor der Werkshalle ab und reduzieren so das Fehlerpotential. Somit werden sensible hydraulische und elektriktrische Systeme geschützt und der Kunde vor Fehlfunktion und Maschinenausfall bewahrt.
Wie viel tragen die einzelnen Mitarbeitenden zur John-Deere-Qualität bei?
Technik und Prozesse lassen sich kopieren. Die Einstellung zur Arbeit, den Kunden hinter jedem Auftrag zu sehen, sich seiner Verantwortung bewusst zu sein und täglich sein Bestes zu geben, da machen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Unterschied. Für uns ist es wichtig Bewusstsein zu schaffen und eine Qualitätskultur aufzubauen, in der jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter Qualität und Kundenzufriedenheit als seine Verantwortung erkennt und annimmt. Liest sich einfach und ist doch ein stetiger und langjähriger Prozess.
Dafür führen wir regelmäßige Aktionen, wie unsere Kampagne „Ich bin Qualität, weil …“ durch. Unsere Mitarbeiter haben in eigenen Statements beschrieben, warum Qualität für Sie wichtig ist und welchen persönlichen Beitrag Sie dazu leisten. Die daraus entstandene Poster-Aktion mit über 500 Teilnehmern zeigt den Stellenwert von Qualität und erinnern uns an unsere Verantwortung.
Was geschieht, wenn doch einmal ein Fehler auftritt?
Vorab, jeder Fehler ist auch immer eine Chance zur Verbesserung. Alle Reklamationen, ob intern oder extern, werden in einem System erfasst, ausgewertet und nach verschiedenen Faktoren priorisiert. Damit steuern wir die Zuordnung und Bearbeitungszeit. Die Analyse einer Fehlerursache ist meist hochkomplex und nimmt erfahrungsgemäß den größten Zeitraum in Anspruch. Um den Bearbeitungszeitraum zu verkürzen, haben wir massiv in zusätzliches Personal investiert.
In den letzten 8 Jahren haben wir die Anzahl der Kundenreklamationen halbiert.
Rainer Lösch
Ein Team von Qualitäts-Ingenieuren arbeitet ohne Ablenkung vom Tagesgeschäft an der Ursachenanalyse. Dabei nutzen wir konsequent die Maschinendaten aus JD Link, um Einflüsse und Zusammenhänge besser zu verstehen. Dadurch stellen wir Kundenreklamationen deutlich schneller ab als in der Vergangenheit. Der Erfolg ist messbar, in den letzten 8 Jahren haben wir die Anzahl der Fehler, die uns Kunden gemeldet haben, halbiert.
Welche Rolle spielt dabei ihr Team?
Team Quality erzeugt, erfasst und verarbeitet Daten, denn wir können nur etwas verbessern, was wir auch messen können. Wir schaffen Transparenz, indem wir Potentiale sichtbar machen. Neben Qualitäts- Strategie, Planung und Technologie sind wir als Dienstleister für Mess- und Laborservice, Reklamationsbearbeitung, Produktaudit, Fahrprüfung, Hof check und vieles mehr mit verantwortlich. Insgesamt arbeiten 150 hochmotivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Auftrag unserer Kunden täglich an der Qualität unserer John Deere Traktoren aus dem Werk Mannheim.
Und wie werden Fehler gegenüber den Kunden kommuniziert?
Obwohl Qualität einen sehr hohen Stellenwert hat, Kundenreklamationen wird es auch in Zukunft geben. Wir stehen hier für maximale Transparenz und Offenheit. Wenn ein Fehler beim Kunden auftritt, ist das immer ärgerlich. Zuerst prüfen wir warum der Fehler nicht durch unsere aufwendigen Tests gefunden wurde und welche Maßnahme wir implementieren, um eine Wiederholung zu vermeiden.
Dazu laden wir Kunden mit schlechter Produkterfahrung in die Fabrik ein, um Ihre Probleme bei uns im direkten Kontakt vorzustellen und zu besprechen.
Diese Rückmeldung sensibilisiert uns als Mannschaft und gibt uns auch die Chance beim Kunden verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Wir stellen dem Kunden Möglichkeiten zur Fehlerbehebung vor und schließen damit Fehlerwiederholung für zukünftige Produkte aus.
Ich würde gerne allen Leserinnen und Lesern mitteilen, dass Qualität ein fest verankerter Unternehmenswert ist. Kundenzufriedenheit ist und bleibt eine Herzensangelegenheit, und dafür geben wir täglich unser Bestes.
Qualitätskontrolle im Werk: Drei Schlaglichter
Audit Center
Jede Woche werden ca. 5 fertige Traktoren nach definierten Kriterien für eine umfangreiche Prüfung aus der Montage oder dem Fertiglager entnommen. Die Prüfliste enthält circa 250 Positionen, unter anderem:
- Traktorausrüstungen laut Bestellkonfiguration
- Anzugsdrehmomente von Schraubverbindungen
- Funktionsprüfungen der Hydraulikanlage, der Elektrik/ Elektronik
- Gesamteindruck in Bezug auf Farbgebung und Verarbeitung
- Geräuschmessungen
- Spureinstellung
- Verlegung Hydraulik-/ Elektrik-Leitungen
- Fahrtest
- Bei laufendem Motor → Zapfwellenleistung, Kraftstoffverbrauch, Dichtheit
- Heizungs- und Klimaanlage, Motor-Kühlsystem
Product Final Inspection (PFI)
Das PFI (Product Final Inspection) Prüfprogramm wird an 20% der Tagesproduktion durchgeführt. Die 10 erfahrenen Testfahrer sind sowohl landwirtschaftlich als auch technisch ausgebildet und kennen damit die Maschine von “beiden” Seiten. Diese fahren die Traktoren 45 Minuten lang unter erschwerten Bedingungen (Rüttelstrecke, Rampen-Brems-Test sowie Funktionstests der hydraulischen Kuppler & Systeme). Bei Auffälligkeiten erweitern wir den Kreis zu prüfenden Maschinen sofort, um den Fehler alle Maschinen sicherzustellen.
Online Teststand (OTS)
Der Online Teststand (OTS) ist eine Besonderheit in der Landtechnikbranche und ermöglicht die 100%ige Prüfung von Leistung, Verbrauch und Funktionen. Hier werden 30 Minuten lang 10 % der Tagesproduktion geprüft. Über einen mobilen Daten-Adapter werden die jeweiligen Traktordaten an den Teststand übertragen, zum Beispiel Traktormodell, Radstand, Motor- und Getriebeversion und Räderkombination. Alle Testergebnisse können online in Echtzeit an die maßgeblichen Abteilungen zur sofortigen Auswertung übermittelt werden. Bei abweichenden Prüfwerten werden die zuvor produzierten Chargen zu 100% überprüft.