Traktoren„Qualität ist ein konti­nu­ier­li­cher Prozess“

Rainer Lösch ist Quali­täts­leiter der John Deere Werke Mann­heim. Dort werden die Trak­toren der Serien 6M und 6R entwi­ckelt und produ­ziert. Im Inter­view spricht er über die Fähig­keit sich als Orga­ni­sa­tion konti­nu­ier­lich weiter­zu­ent­wi­ckeln und warum Mitar­bei­ter­mo­ti­va­tion und Fehler­kultur so wichtig für Kunden­zu­frie­den­heit sind.

Herr Lösch, warum ist Qualität so wichtig für John Deere?

Qualität ist das Funda­ment unserer Arbeit. Unsere Kunden kaufen grün-gelbe Trak­toren, weil Sie der Marke John Deere vertrauen. Land­wirte sind Unter­nehmer und sie erwarten Zuver­läs­sig­keit, hohe Maschi­nen­ver­füg­bar­keit und geringe Betriebs­kosten. Nur mit zuver­läs­sigen Produkten sind unsere Kunden in der Lage Ihre Kunden zufrieden zu stellen.

Aus Kunden Fans zu machen, das ist unsere Moti­va­tion und dafür gibt jeder Mitar­beiter täglich sein Bestes. Beson­ders stolz macht es uns, wenn ein Kunde berichtet‚ dass bereits sein Groß­vater, sein Vater und jetzt er selbst in dritter Gene­ra­tion John Deere Trak­toren fahren.

Rainer Lösch, Quali­täts­leiter der John Deere Werke Mann­heim

Wie stellen Sie diese hohe Qualität sicher?

Qualität beginnt in der Produkt­ent­wick­lung bereits fünf Jahre vor dem Seri­en­start. Dazu bewerten unser Entwick­lungs­teams die zukünf­tige Zuver­läs­sig­keit unserer Produkte mit Hilfe von Simu­la­ti­ons­mo­dellen. Die Ergeb­nisse liefern präzise Vorher­sagen, und so können wir Bereiche iden­ti­fi­zieren, die wir dann syste­ma­tisch verbes­sern. Der konti­nu­ier­liche Verbes­se­rungs­pro­zess setzt sich konse­quent vom Design über die Eigen­fer­ti­gung von Teilen bis in die Montage fort.

Darüber hinaus führen wir vor, während und nach der Produk­tion aufwen­dige Tests durch, um Fehler zu entde­cken, bevor der Traktor an seinen neuen Besitzer ausge­lie­fert wird. In Mann­heim arbeiten ausschließ­lich hoch quali­fi­zierte und erfah­rene Fach­ar­bei­te­rinnen und Fach­ar­beiter, die durch neuste Tech­no­lo­gien unter­stützt werden.

Nehmen Sie uns mit in die Produk­tion – mit welchen Prozessen verhin­dern Sie dort, dass Fehler passieren?

Unsere Prozesse stellen sicher, dass wir eine hohe Komple­xität von 20.000 Einzel­teilen in 60.000 Kombi­na­ti­ons­mög­lich­keiten beherr­schen und verwechs­lungs­frei montieren können. Ein Beispiel dafür ist das „Pick-by-light“ System. Ein visu­elles Signal zeigt dem Mitar­beiter an, welches Bauteil dem Kunden­auf­trag zuge­ordnet ist.

Unsere Prozesse stellen sicher, dass wir eine hohe Komple­xität von 20.000 Einzel­teilen in 60.000 Kombi­na­ti­ons­mög­lich­keiten beherr­schen können.

Rainer Lösch

Oder, um Leckagen zu vermeiden, arbeiten wir mit einen intel­li­genten Dreh­mo­ment­werk­zeug auch Smart Torque Wrench genannt. Das Werk­zeug steuert die Schrau­b­rei­hen­folge, wählt das spezi­fi­zierte Anzugs­mo­ment und unter­stützt damit den Werker bei der Montage von komplexen Hydrau­lik­lei­tungs­pa­keten. Falls die Anlage eine Abwei­chung erkennt, stoppt der Prozess und fordert aktiv eine Korrektur ein.

Des Weiteren inves­tieren wir in Projekte, welche struk­tu­rell die tech­ni­sche Rein­heit verbes­sern. Dafür wurden Bürs­ten­tep­piche ange­schafft, eine Art Reifen­ab­streifer für Gabel­stapler, um den Schmutz­ein­trag durch den Werks­ver­kehr in die Ferti­gung und Montage zu redu­zieren. Mit dieser Maßnahme fangen wir jedes Jahr 500 kg Schmutz vor der Werks­halle ab und redu­zieren so das Fehler­po­ten­tial. Somit werden sensible hydrau­li­sche und elektrik­tri­sche Systeme geschützt und der Kunde vor Fehl­funk­tion und Maschi­nen­aus­fall bewahrt.

Prozesse und tech­ni­sche Systeme stellen sicher, dass die Mitar­bei­tenden in der Produk­tion so fehler­frei wie möglich arbeiten können.

Wie viel tragen die einzelnen Mitar­bei­tenden zur John-Deere-Qualität bei?

Technik und Prozesse lassen sich kopieren. Die Einstel­lung zur Arbeit, den Kunden hinter jedem Auftrag zu sehen, sich seiner Verant­wor­tung bewusst zu sein und täglich sein Bestes zu geben, da machen unsere Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­beiter den Unter­schied. Für uns ist es wichtig Bewusst­sein zu schaffen und eine Quali­täts­kultur aufzu­bauen, in der jede Mitar­bei­terin und jeder Mitar­beiter Qualität und Kunden­zu­frie­den­heit als seine Verant­wor­tung erkennt und annimmt. Liest sich einfach und ist doch ein stetiger und lang­jäh­riger Prozess.

Dafür führen wir regel­mä­ßige Aktionen, wie unsere Kampagne „Ich bin Qualität, weil …“ durch. Unsere Mitar­beiter haben in eigenen State­ments beschrieben, warum Qualität für Sie wichtig ist und welchen persön­li­chen Beitrag Sie dazu leisten. Die daraus entstan­dene Poster-Aktion mit über 500 Teil­neh­mern zeigt den Stel­len­wert von Qualität und erin­nern uns an unsere Verant­wor­tung.

Was geschieht, wenn doch einmal ein Fehler auftritt?

Vorab, jeder Fehler ist auch immer eine Chance zur Verbes­se­rung. Alle Rekla­ma­tionen, ob intern oder extern, werden in einem System erfasst, ausge­wertet und nach verschie­denen Faktoren prio­ri­siert. Damit steuern wir die Zuord­nung und Bear­bei­tungs­zeit. Die Analyse einer Fehler­ur­sache ist meist hoch­kom­plex und nimmt erfah­rungs­gemäß den größten Zeit­raum in Anspruch. Um den Bear­bei­tungs­zeit­raum zu verkürzen, haben wir massiv in zusätz­li­ches Personal inves­tiert.

In den letzten 8 Jahren haben wir die Anzahl der Kunden­re­kla­ma­tionen halbiert.

Rainer Lösch

Ein Team von Quali­täts-Inge­nieuren arbeitet ohne Ablen­kung vom Tages­ge­schäft an der Ursa­chen­ana­lyse. Dabei nutzen wir konse­quent die Maschi­nen­daten aus JD Link, um Einflüsse und Zusam­men­hänge besser zu verstehen. Dadurch stellen wir Kunden­re­kla­ma­tionen deut­lich schneller ab als in der Vergan­gen­heit. Der Erfolg ist messbar, in den letzten 8 Jahren haben wir die Anzahl der Fehler, die uns Kunden gemeldet haben, halbiert.

Welche Rolle spielt dabei ihr Team?

Team Quality erzeugt, erfasst und verar­beitet Daten, denn wir können nur etwas verbes­sern, was wir auch messen können. Wir schaffen Trans­pa­renz, indem wir Poten­tiale sichtbar machen. Neben Quali­täts- Stra­tegie, Planung und Tech­no­logie sind wir als Dienst­leister für Mess- und Labor­ser­vice, Rekla­ma­ti­ons­be­ar­bei­tung, Produkt­audit, Fahr­prü­fung, Hof check und vieles mehr mit verant­wort­lich. Insge­samt arbeiten 150 hoch­mo­ti­vierte Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­beiter im Auftrag unserer Kunden täglich an der Qualität unserer John Deere Trak­toren aus dem Werk Mann­heim.

An verschie­denen Prüf­ständen, werden Trak­toren im Werk bis ins klei­neste Detail getestet.

Und wie werden Fehler gegen­über den Kunden kommu­ni­ziert?

Obwohl Qualität einen sehr hohen Stel­len­wert hat, Kunden­re­kla­ma­tionen wird es auch in Zukunft geben. Wir stehen hier für maxi­male Trans­pa­renz und Offen­heit. Wenn ein Fehler beim Kunden auftritt, ist das immer ärger­lich. Zuerst prüfen wir warum der Fehler nicht durch unsere aufwen­digen Tests gefunden wurde und welche Maßnahme wir imple­men­tieren, um eine Wieder­ho­lung zu vermeiden.
Dazu laden wir Kunden mit schlechter Produkt­er­fah­rung in die Fabrik ein, um Ihre Probleme bei uns im direkten Kontakt vorzu­stellen und zu bespre­chen.

Diese Rück­mel­dung sensi­bi­li­siert uns als Mann­schaft und gibt uns auch die Chance beim Kunden verlo­renes Vertrauen zurück­zu­ge­winnen. Wir stellen dem Kunden Möglich­keiten zur Fehler­be­he­bung vor und schließen damit Fehler­wie­der­ho­lung für zukünf­tige Produkte aus.

Ich würde gerne allen Lese­rinnen und Lesern mitteilen, dass Qualität ein fest veran­kerter Unter­neh­mens­wert ist. Kunden­zu­frie­den­heit ist und bleibt eine Herzens­an­ge­le­gen­heit, und dafür geben wir täglich unser Bestes.


Quali­täts­kon­trolle im Werk: Drei Schlag­lichter

Audit Center

Jede Woche werden ca. 5 fertige Trak­toren nach defi­nierten Krite­rien für eine umfang­reiche Prüfung aus der Montage oder dem Fertig­lager entnommen. Die Prüf­liste enthält circa 250 Posi­tionen, unter anderem:

  • Trak­tor­aus­rüs­tungen laut Bestell­kon­fi­gu­ra­tion
  • Anzugs­dreh­mo­mente von Schraub­ver­bin­dungen
  • Funk­ti­ons­prü­fungen der Hydrau­lik­an­lage, der Elektrik/ Elek­tronik
  • Gesamt­ein­druck in Bezug auf Farb­ge­bung und Verar­bei­tung
  • Geräusch­mes­sungen
  • Spur­ein­stel­lung
  • Verle­gung Hydraulik-/ Elek­trik-Leitungen
  • Fahr­test
  • Bei laufendem Motor → Zapf­wel­len­leis­tung, Kraft­stoff­ver­brauch, Dicht­heit
  • Heizungs- und Klima­an­lage, Motor-Kühl­system

Product Final Inspec­tion (PFI)

Das PFI (Product Final Inspec­tion) Prüf­pro­gramm wird an 20% der Tages­pro­duk­tion durch­ge­führt. Die 10 erfah­renen Test­fahrer sind sowohl land­wirt­schaft­lich als auch tech­nisch ausge­bildet und kennen damit die Maschine von “beiden” Seiten. Diese fahren die Trak­toren 45 Minuten lang unter erschwerten Bedin­gungen (Rüttel­strecke, Rampen-Brems-Test sowie Funk­ti­ons­tests der hydrau­li­schen Kuppler & Systeme). Bei Auffäl­lig­keiten erwei­tern wir den Kreis zu prüfenden Maschinen sofort, um den Fehler alle Maschinen sicher­zu­stellen.

Online Test­stand (OTS)

Der Online Test­stand (OTS) ist eine Beson­der­heit in der Land­technik­branche und ermög­licht die 100%ige Prüfung von Leis­tung, Verbrauch und Funk­tionen. Hier werden 30 Minuten lang 10 % der Tages­pro­duk­tion geprüft. Über einen mobilen Daten-Adapter werden die jewei­ligen Trak­tor­daten an den Test­stand über­tragen, zum Beispiel Trak­tor­mo­dell, Radstand, Motor- und Getrie­be­ver­sion und Räder­kom­bi­na­tion. Alle Test­ergeb­nisse können online in Echt­zeit an die maßgeb­li­chen Abtei­lungen zur sofor­tigen Auswer­tung über­mit­telt werden. Bei abwei­chenden Prüf­werten werden die zuvor produ­zierten Chargen zu 100% über­prüft.