Daniel Sous / Sillon

Präzi­si­ons­land­wirt­schaft trifft Direkt­ver­kauf

In Neu-Aqui­ta­nien baut Familie Sous Mais an und hält Geflügel und Schafe für den Direkt­ver­kauf. Im Rahmen des Betriebs­ein­tritts Daniel Sous im Jahr 2012 und Sarah Sous im Jahr 2018 wurde der Betrieb von 170 auf 400 ha vergrö­ßert. Die Vergrö­ße­rung ging mit einer Moder­ni­sie­rung des Maschinen­parks und einer Diver­si­fi­zie­rung der Produkt­pa­lette einher.

Neben seiner tiefen Verwur­ze­lung in der Region mit der Haltung von 330 Schafen und dem Direkt­ver­kauf von Lamm­fleisch enga­giert sich Ardilla als land­wirt­schaft­li­cher Betrieb mit beschränkter Haftung (EARL) auch im Bereich der High-Tech-Land­wirt­schaft. „Wir sind mitt­ler­weile in der Lage, viele Arbeits­gänge teil­flä­chen­spe­zi­fisch auszu­führen“, erklärt Daniel Sous, der seit 2012 den elter­li­chen Hof führt.

Auf den sandigen Böden des Depar­te­ments Landes bewirt­schaftet die Familie 400 ha Land. Auf 320 ha davon baut sie Mais und Getreide an und erzielt dabei Erträge von 13 bis 13,5 t/ha. Die Anbau­fläche wird voll­ständig bewäs­sert. Mit Quoten von 2.700-3.000 m3/ha und einem Grund­was­ser­spiegel, der sich gut wieder auffüllt, stellt die Verfüg­bar­keit von Wasser keinen einschrän­kenden Faktor dar. „Trotzdem müssen wir die Bewäs­se­rung gut verwalten und richtig einsetzen, um einen best­mög­li­chen Ertrag zu erzielen,“ erläu­tert Daniel Sous, der für den Acker­bau­be­reich zuständig ist. Der Mais wird vor Ort getrocknet und gela­gert und dann zum Durch­schnitts­preis über die Genos­sen­schaft verkauft.

 

Der im Jahr 1989 gegrün­dete EARL setzt auf Digi­ta­li­sie­rung. Im Betrieb wurden viel Zeit und viele Mittel aufge­wendet, um die Präzi­sion bei der Arbeit zu stei­gern und gleich­zeitig die Produk­ti­ons­kosten zu senken. Die Erträge werden genau karto­gra­fiert, sämt­liche Maschinen nutzen die Vorteile einer RTK-Steue­rung. Auch die Teil­b­rei­ten­schal­tung wird weithin genutzt. Aktuell arbeitet der Betrieb an der Vervoll­stän­di­gung der Daten zur Varia­bi­lität der Acker­flä­chen: „Wir haben vor Kurzem die Saat­men­gen­ver­stel­lung einge­führt und sind gerade dabei, die Böden karto­gra­fisch zu erfassen, um bald auch Boden­ver­bes­serer und Grund­dünger teil­flä­chen­spe­zi­fisch ausbringen zu können,“ berichtet Daniel Sous.

Herbi­zide genauer appli­zieren: Im Mais hat Daniel Sous vor allem mit dem giftigen Unkraut Stech­apfel zu kämpfen.

Präzi­sions-Unkraut­be­kämp­fung

Der junge Land­wirt ist von diesen Tech­no­lo­gien begeis­tert und hält sich bei den neuesten Entwick­lungen stets auf dem Laufenden. Nach verschie­denen Versuchs­reihen im Betrieb will er nun die teil­flä­chen­spe­zi­fi­sche Unkraut­be­kämp­fung – eine in Frank­reich noch sehr wenig verbrei­tete Technik – bei sich umsetzen. Dazu hat er dem Droh­nen­bauer Delair aus Toulouse im vergan­genen Jahr bereits 42 ha Land zum Test eines Empfeh­lungs­ser­vices zur Verfü­gung gestellt. Nach der voll­flä­chigen Aufbrin­gung eines Keimungs­hem­mers wurde eine Hälfte des Feldes im Vier-Blatt-Stadium des Maises mit der vollen Herbizid Dosis behan­delt, während Delair über der unbe­han­delten Fläche seinen Nurflügler steigen ließ.

Nach drei Tagen erhielt er eine Empfeh­lung, welche „die genaue Menge für die selbst­fah­rende Feld­spritze enthielt“, erklärt der Land­wirt. „Bei der Ausbrin­gung hat die Menge genau gepasst; wir hatten am Ende keine Spritz­brühe übrig.“ Im Vergleich zur Behand­lung mit der vollen Dosis konnten 50 % des Unkraut­ver­nich­tungs­mit­tels einge­spart werden. Dennoch war die Parzelle bei der Ernte zu 97 % unkraut­frei. „Neben den Einspa­rungen an Herbizid darf man natür­lich nicht die Menge an Zeit und Diesel vergessen, die wir auf diese Weise gespart haben.“

Mais­feld der Familie Sous: Der südfran­zö­si­sche Sommer kann sehr trocken werden. Dafür steht hier ausrei­chend Grund­wasser zur Verfü­gung.

Nach der Teil­b­rei­ten­schal­tung wollen die Sous auf Düsen­schal­tung aufrüsten. Eine bessere Ökobi­lanz und hoffent­lich ein besseres Image der Land­wirt­schaft ist dabei erklärtes Ziel.

Das Betriebs­ma­nage­ment ist völlig digi­ta­li­siert. Sämt­liche Nähr­stoffe sowie die chemi­schen Merk­male des Bodens sind karto­gra­fisch erfasst.

Neben der eigenen Produk­tion erntet Daniel Sous im Lohn bei Nach­bar­be­trieben.

Eine weitere Heraus­for­de­rung für die Familie ist die Verbes­se­rung der Umwelt­bi­lanz. „Unser Beruf umfasst auch die Pflege des Landes, der Umwelt und der Natur. Wir arbeiten nicht nur für uns, sondern auch für die kommenden Gene­ra­tionen“, gibt der Land­wirt zu bedenken und fügt hinzu: „Aufgrund der Bewäs­se­rung genießt die Land­wirt­schaft in unserer Region häufig keinen guten Ruf. Trotzdem dürfen wir uns nicht beirren lassen. Ich glaube, dass wir mit den Tech­no­lo­gien und Lösungs­an­sätzen, die uns heute zur Verfü­gung stehen, die Akzep­tanz in der Bevöl­ke­rung stei­gern können.“

In den kommenden Jahren erwartet Daniel Sous auch die Weiter­ent­wick­lung der Präzi­si­ons­be­wäs­se­rung. „Sie wird kommen. Es wird eine GPS-gesteu­erte Wasser­zu­fuhr geben. Die vorhan­denen Lösungs­an­sätze hierzu sind defi­nitiv umsetzbar. Dies wird uns die Steue­rung der Bewäs­se­rung erleich­tern. Auch, wenn es uns insge­samt nicht an Wasser mangelt, ist diese Technik in trockenen Jahren, in denen sich der Grund­was­ser­spiegel weniger erholt, sehr vorteil­haft.“

Seltene Rasse

Nach einer Ausbil­dung in einem Rinderhof hat Sarah Sous ihre Leiden­schaft für Schaf­hal­tung entdeckt.

Der Betrieb hält 13.000 Hühner und Kapaune sowie 330 Mutter­schafe, haupt­säch­lich der Rasse Beri­chonne de l’Indre, zur Aufzucht von Milch­läm­mern beim Mutter­tier. Das ist in dieser Region unty­pisch. Sarah, die jüngste Tochter der Familie, hat den Schaf­stall seit ihrem Eintritt in den Fami­li­en­be­trieb aufge­baut. „Unser Ziel ist, dass die Lämmer über 2-3 Monate von der Mutter gesäugt werden. Danach werden sie entwöhnt und sind mit 6 Monaten schlacht­reif. “ Die Tiere werden zu Kote­letts, Keulen und Merguez-Würst­chen verar­beitet. Der Betrieb hat außerdem in eine Verar­bei­tungs­an­lage inves­tiert; einmal pro Woche kommt der Metzger zum Zerteilen.

Das Gras (Knaul­gras und der Klee) wird in trocke­neren Jahren teil­weise bewäs­sert. Ein Groß­teil der im Rahmen der ersten Betriebs­ver­grö­ße­rung hinzu­ge­won­nenen Weide­flä­chen verfügt jedoch nicht über eine künst­liche Bewäs­se­rung. Bei der Bewei­dung besteht das lang­fris­tige Ziel darin, „das Maximum an Gräsern heraus­zu­holen“. Die Mutter­schafe werden ab dem Trocken­stellen wieder auf die Weide geschickt und bleiben dort bis eine Woche vor dem Ablammen. Derzeit sind die Tiere auf der Weide in zwei Gruppen zu je 150 Tieren aufge­teilt, in einem nächsten Schritt sollen die Gruppen und die Parzellen jedoch verklei­nert werden, um eine Rota­tion der Parzellen zu ermög­li­chen. 

Seitdem die junge Schaf­hirtin im Betrieb arbeitet konzen­triert sie sich auch auf die Zucht, um die Schlacht­aus­beute zu verbes­sern. Außerdem hat sie sich zum Ziel gesetzt, „den Bestand des Berri­chone de l’Indre, einer seltenen Nutz­tier­rasse, zu sichern. “Vor einigen Jahren gab es in ganz Frank­reich nur noch drei Züchter dieser Rasse. Die Schafe sind sehr robust, aufop­fe­rungs­voll in der Aufzucht ihres Nach­wuchses und ausdau­ernde Läufer. Ihr Fleisch ist ausge­zeichnet im Geschmack, aber ihre Keulen sind nicht so rund und fleisch­haltig wie sie sich die Metzger wünschen“, so Sarah Sous.

Wenn Produk­ti­vität und Nach­hal­tig­keit Hand in Hand gehen

Mit diesen Eigen­schaften eignet sich das Fleisch hervor­ra­gend für den Direkt­ver­kauf – hier im Hofladen des Betriebs – sowie für das Liefer­ge­schäft. „Manche sagen, das Liefer­ge­schäft wäre Zeit­ver­schwen­dung, weil man in der Zeit nicht auf dem Hof arbeiten kann. Die kurzen Absatz­ka­näle wirken sich aber sehr positiv auf die Marge aus“, stellt Sarah Sous fest. Neben der tech­no­lo­gi­schen Moder­ni­sie­rung hat auch die Diver­si­fi­zie­rung der Produk­tion und des Vertriebs dazu beigetragen, dass der Betrieb heute gestärkt dasteht.

Wir vertreiben Milch­lämmer, die vom Mutter­tier aufge­zogen wurden, sowie das Fleisch von Mutter­schafen haupt­säch­lich über kurze Vertriebs­wege.

Sarah Sous

Über die wirt­schaft­li­chen Inter­essen hinaus ist für die junge Land­wirtin auch der direkte Kontakt zu den Verbrau­chern ein „Zuge­winn“ und einer der Aspekte, der ihrem Beruf einen Sinn verleiht. Außerdem ist es für sie eine Möglich­keit, über ihren Beruf aufzu­klären. „Wir erklären den Menschen, wie die Produkte herge­stellt werden, wir reden mit ihnen auch über den Mais, die Präzi­si­ons­tech­no­logie und darüber, wie unser Betrieb funk­tio­niert. So öffnen wir ihnen die Augen und zeigen ihnen, dass die Land­wirt­schaft heute eine andere ist als vor 50 Jahren.“ Auf diese Weise wird mit falschen Vorstel­lungen aufge­räumt.

EARL Ardilla

  • In Saint-Yaguen, Neu-Aqui­ta­nien
  • Land­wirt­schaft­lich genutzte Fläche von 400 ha (Mais, Getreide, Weide­flä­chen)
  • Nieder­schlag: 1000-1200 mm/Jahr
  • Schaf­be­stand: 330 säugende Mutter­schafe der Rasse Berri­chonne de l’Indre
  • 5 Jahres­ar­beits­ein­heiten, darunter ein Mitar­beiter in Voll­zeit
  • Land­wirt­schaft­liche Produk­tion und Dienst­leis­tungs­er­brin­gung
  • 5 Trak­toren (140-210 PS), Selbst­fah­rende Feld­spritze R 4040, Mähdre­scher S660, Säma­schine Exac­tE­m­erge