Was haben das Maschinenunternehmen John Deere und das Sortenvertriebsunternehmen Saaten-Union gemeinsam? Beide haben Kunden, die von neuen Produkten erwarten, dass sie die Produktivität im Ackerbau steigern. Beide haben Produktentwicklungszyklen, die länger als 10 Jahre dauern. Und beide müssen daher Markttrends früh erkennen und diese in die Produktentwicklung einfließen lassen. Deshalb starteten die zwei Unternehmen einen umfangreichen Saatversuch, um durch eine präzisere Ablage und bessere Wachstumsbedingungen das Potenzial von hochwertigem Saatgut bestmöglich zu nutzen.
Hybridgetreide ist wichtiger Markttrend
Der Trend zum Hybridgetreideanbau ist seit Jahren ungebrochen. Gerste und Roggen weisen bereits große Sortenspektren auf, bei Raps gibt es kaum noch Liniensorten, und bei Mais, Soja und Zuckerrüben ist die Hybridisierung schon selbstverständlich. Die Vorteile liegen auf der Hand: „Hybriden kommen mit stressigen Umweltbedingungen meist besser zurecht und können höhere Erträge von 10 % und mehr erreichen,“ so Daniel Husmann, Produktmanager bei Saaten-Union.
Hybriden kommen mit stressigen Umweltbedingungen besser zurecht und können höhere Erträge erreichen
Daniel Husmann, Produktmanager Saaten-Union
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Um derartige Trends technisch bestens unterstützen zu können, spielt bei John Deere die Steigerung der agronomischen Leistungsfähigkeit durch Maschinen, digitale Lösungen und Serviceleistungen eine große Rolle bei der Produktentwicklung. Um den hohen Kundenerwartungen an die verbesserte Produktivität der Maschinen gerecht zu werden, werden diese nicht nur in der Konstruktionsabteilung, sondern auch im Feld intensiv getestet.
Jedes Korn muss zum Erfolg werden!
Neben einem verbesserten genetischen Potenzial kommt es auch auf die Saat und die Bestandesführung an. Da die Aussaatmengen beim Hybridsaatgut sehr niedrig sind, braucht es bereits bei der Saat eine ausgefeilte Technik. Um den Pflanzenbestand optimal durch die Saison zu führen, bedarf es darüber hinaus einer guten Düngungs- und Pflanzenschutzstrategie. Nur wenn jedes Korn und jeder Tropfen zählen, kann die Landwirtschaft in Zukunft noch effizienter und nachhaltiger wirtschaften.
Für Reihenkulturen wie beispielsweise Mais verfügt John Deere bereits über eine sehr gute Technik zur optimalen Positionierung der Saatkörner. Diese Präzision soll auch auf Getreide übertragen werden. Aus diesem Grund startete John Deere gemeinsam mit der Saaten-Union einen Feldversuch, bei dem mit sehr unterschiedlichen Saat-Aufwandmengen und Einbettungsvarianten gearbeitet wurde. Dabei bezogen die Partner das gesamte Produktionssystem mit ein. „Je spezieller die Sorteneigenschaften und Saatbettbedingungen, desto angepasster müssen die Düngungs- und Pflanzenschutzmaßnahmen sein,“ erklärt Daniel Husmann.
Versuchsfragen und Versuchsanlage
Die Versuche wurden so angelegt, dass die Auswirkungen reduzierter Aussaatmengen bei gleichzeitigen Anpassungen in der Bestandsführung untersucht werden konnten. „Im Kern geht es darum, den maximalen ökonomischen Ertrag sowie die gewünschte, genaue Ertragsqualität mit einem möglichst geringen Aufwand an Betriebsmitteln zu erreichen.“ erläutert Stefan Kübler, Agronom bei John Deere.
Die Versuchsstandorte zeichnen sich durch sehr gute Böden mit etwa 90 Bodenpunkten aus. Allerdings befinden sich beide Standorte im Regen(halb)schatten des Harzes, sodass die durchschnittliche Jahresniederschlagsmenge bei einer ausgeprägten Frühsommertrockenheit nur etwa 470–550 mm beträgt, oft sogar noch deutlich darunter.
Je spezieller Sorteneigenschaften und Saatbettbedingungen, desto angepasster sollten Düngungs- und Pflanzenschutzmaßnahmen sein
Daniel Husmann, Produktmanager Saaten-Union
Der Versuchsplan umfasste dabei eine Linien- und eine Hybridweizensorte, bis zu fünf Aussaatstärken von 60-280 Körner/m², zwei Düngungsvarianten mit amid- (Harnstoff) bzw. nitratbetontem Dünger (KAS), drei Wachstumsreglervarianten sowie die Nutzung einer Monosem-Einzelkornsämaschine NG. Betriebsübliche Aussaatstärken wurden mit einer volumenbasierten Technik gedrillt.
Düngung
Bei der Hälfte der Varianten wurde ein schnell verfügbarer Ammonium-Nitrat-Dünger in drei Gaben bedarfsorientiert ausgebracht. Die anderen Parzellen erhielten in nur zwei frühen Gaben einen langsam wirkenden Harnstoff-Dünger, was sowohl eine Überfahrt einsparte als auch der zunehmenden Trockenheit im Frühsommer Rechnung trug. Im Schaubild sind die Stickstoffgaben in ihrer Höhe neben den Düngevarianten eingefügt.
Wachstumsregler
Bei den Wachstumsreglern wurden sowohl Strategien zur Brechung der Dominanz des Haupttriebes (Apikaldominanz) als auch zur Halmstabilisierung durch Verdickung und Kürzung gefahren. Ein Beispiel für die Brechung der Apikaldominanz und Kürzung der Halmlänge ist der frühe Einsatz von Cycocel® (EC 25). Eine andere Strategie wie beispielsweise der einmalige Einsatz eines trinexapachaltigen Produkts zielte konkret auf die Halmstabilisation durch Verdickung ab. Eine weitere Strategie sollte beide Faktoren, Apikaldominanzbruch sowie Halmstabilisation, verbinden (z.B. mit dem Prohexadion-Calciumhaltigen Produkt Prodax®).
Im Kern geht es darum, den maximalen ökonomischen Ertrag und die gewünschte Qualität mit einem möglichst geringen Betriebsmittel-Aufwand zu erreichen.
Stefan Kübler, Agronom bei John Deere
Ergebnisse
Grundsätzlich hat sich gezeigt, dass die Einzelkornsaat (EKS) signifikante Vorteile im Ertrag gegenüber der volumetrischen Dosierung aufweist. Allerdings stehen hierfür im Moment noch keine praxisreifen Maschinen zur Verfügung.
Die Varianten in der Gesamtheit zeigen außerdem deutliche Unterschiede bei der Kombination der Dünger- und Wachstumsreglervarianten. Höhere Erträge in den Harnstoff-Varianten sind der im Jahr 2021 dominierenden feucht-kühlen Witterung geschuldet, die Ausgasungsverluste des Harnstoffs verminderte und ein gutes Eindringen in den Boden ermöglichte. Bei den Wachstumsreglervarianten sticht der Ertragszuwachs von 4 dt/ha zwischen KAS/Prodax® und Harnstoff/Prodax® besonders ins Auge. Diese Variante ermöglicht darüber hinaus einen Arbeitsgang zur Ausbringung einzusparen.
Die Proteinwerte der Düngevarianten zeigten keine signifikanten Abweichungen vom Mittel. Dadurch kann insgesamt von einer besseren Nährstoffnutzungseffizienz ausgegangen werden. Gerade in Gebieten mit erhöhter Nitratbelastung ist eine Änderung der Strategie zu überdenken, denn Harnstoff richtig eingesetzt verringert einerseits Auswaschung des Stickstoffs und sorgt andererseits für eine langfristige Versorgung mit pflanzenverfügbarem Stickstoff durch Hydrolyse und Nitrifikationsprozesse im Boden.
Mittlere Saatstärken sind ertragsstark und ökonomisch sinnvoll
Ein weiteres interessantes Ergebnis zeigt der Vergleich der Ertragsleistung über die ausgebrachte Körnerzahl pro Quadratmeter. Sowohl im Vergleich der Saatmengen von 100, 160 und 220 Körner/m2 in Bezug auf die ausgebrachten Düngerformen und -strategien als auch im Bezug zu den eingesetzten Wachstumsreglervarianten hat sich die mittlere Saatstärke als die leistungsstärkste erwiesen. Im Mittel wurden 0,2–0,3 t/ha Mehrertrag erzielt, was bei einem angenommenen Preis von 220 €/t Weizen etwa 44–66 €/ha Mehrerlös ausmacht.
In Kombination mit eingespartem Saatgut von etwa 27 % ist es somit möglich, eine Deckungsbeitragssteigerung von 50–90 €/ha und mehr zu erreichen. Moderne Weizensorten sind aufgrund ihrer Genetik meist in der Lage, unterschiedliche Saatstärken zu kompensieren und konstante Ergebnisse zu erzielen. Dies gilt besonders für das hier ebenfalls untersuchte Einzelkornsaatverfahren. Allerdings birgt auch die Einzelkornsaat bei extremen Dünnsaaten ein hohes Risiko – jede Pflanze muss dann zwangsläufig zum Erfolg werden. Demgegenüber sind Saatmengen über 250–300 Körner/m² nur bei sehr ungünstigen Bedingungen (Vorfrucht, Saatbeet, Schaderreger etc.) notwendig bzw. rentabel.
Fazit
Je stärker die Umweltauflagen und je kostenintensiver die Produktionssysteme, desto präziser muss auch die Technik werden, um einer optimalen Pflanzenentwicklung Rechnung tragen zu können. Im Zusammenhang mit Hochleistungssorten aus der Pflanzenzucht gibt es noch viele Möglichkeiten. John Deere und Saaten-Union arbeiten daran, diese Potentiale nutzbar zu machen!