Physik statt Pflanzenschutzmittel: Mit für das bloße Auge nicht sichtbaren UV-Blitzen werden natürliche Abwehrmechanismen in Pflanzen geweckt. „Die UV-Desinfektion kommt bereits im Gesundheitswesen zum Einsatz. Doch die Nutzung als Booster für Abwehrmechanismen in Pflanzen ist neu“, erzählt Baptiste Rouesné, Leiter von UV Boosting.
Alles begann 2015 in Frankreich: Die Forscher Laurent Urban und Jawad Aarrouf der Universität Avignon haben bewiesen, dass pflanzliche Abwehrmechanismen gegen bestimmte Pathogene durch UV-C-Blitze gesteigert werden können. Sie entwickelten ihr System weiter und meldeten 2015 ein erstes Patent an. Durch Zusammenarbeit mit Yves Matton von Technofounders wurde zwei Jahre später das Unternehmen UV Boosting gegründet.
40 Maschinen für Winzer
„Rund 40 Maschinen sind mittlerweile in Frankreich einsatzfähig. Sie kommen hauptsächlich im Weinbau zum Einsatz. UV-Blitze hinterlassen keine Rückstände. Das ist besonders für Winzer interessant, weil ihnen die Umwelt wichtig ist und sie die Reben unbehandelt lassen wollen, während alle Vorschriften eingehalten werden. Doch wie genau funktioniert das System?
„Die UV-Strahlen regen die Pflanzen zur Produktion von Salicylsäure an. Dadurch wird ihre natürliche Abwehr gegen Krankheiten wie den Echten und Falschen Mehltau verstärkt, sodass weniger Fungizid zum Einsatz kommt.“ Anders als bei der Ausbringung von klassischem Fungizid wird die Wirkung hier nicht durch Wind oder Regen beeinträchtigt. Ein weiterer Vorteil: Das Flurstück kann sofort wieder betreten werden.
Die Nutzung von UV-Blitzen für Pflanzenschutz ist neu.
Baptiste Rouesné
Die Investitionssumme für die UV-Paneele beläuft sich auf rund 55.000 € und lässt die Anwender nicht zurückschrecken. „Die Winzer, die unsere Technologie nutzen, kommen aus verschiedenen Weinbaugebieten wie Bordelais, Champagne und Okzitanien und wirtschaften sowohl konventionell als auch nach Bio-Maßstäben“, sagt Baptiste Rouesné.
Die UV-Blitz-Technologie kann vielfältig genutzt werden. Schon jetzt wird sie auch für Erdbeersträucher eingesetzt, Tests bei Obstbäumen laufen ebenfalls. Versuche an Feldfrüchten folgen in einer zweiten Phase. Neben Frankreich wird UV Boosting auch in Italien, Spanien, in der Schweiz und sogar in Kalifornien entwickelt.