Als wir in unserem Werk in Mannheim vor rund 30 Jahren den millionsten Traktor produzierten, war das ein 6400er. Dieser Schlepper wird nicht mehr produziert, heute wäre er von der Größe her vergleichbar mit unserem 6120M. Beide haben den gleichen Radstand. Die Maximalleistung des 6400 betrug jedoch 104 PS, während der 6120M mit IPM hier 145 PS bietet. Wenn wir den 6400er mit unserem zweimillionsten – einem 6R 250 – vergleichen, gibt es zwar auch ein paar Konstanten. An vielen Stellen stecken aber große Sprünge technischer Entwicklungen.
Einzigartige Rahmenbauweise
Unsere Rahmenbauweise hat sich über die letzten dreißig Jahre bewährt. Sie ist ein Alleinstellungsmerkmal der John Deere-Schlepper. Wir verwenden einen stabilen Rahmen, wodurch der Traktor leichter, aber auch robuster und stabiler wird als bei anderen Konstruktionsweisen. Der Rahmen trägt quasi Komponenten wie Motor und Getriebe. Dadurch werden sie weniger belastet, wenn beispielsweise ein Frontlader an den Traktor angebaut ist.
Auch in der Produktion bietet die Rahmenbauweise Vorteile, weil sie uns ermöglicht, unterschiedliche Getriebe- und Motorenvarianten zu integrieren. So können wir flexibel auf individuelle Anforderungen reagieren und in Mannheim mittlerweile Traktoren in sechs Millionen verschiedenen Ausstattungsvarianten herstellen.
Intelligente Power
Das bewährte PowrQuad-Getriebe des millionsten Traktors ähnelt mechanisch immer noch unseren aktuellen Quad-Getrieben, wenn auch heute mit mehr Komfort und Automatisierung. Das AutoPowr-Getriebe des 6R 250 bietet eine stufenlose Anpassung der Getriebeübersetzung. Darüber hinaus kann der Fahrer alle wichtigen Funktionen für Traktor und Anbaugerät über den ergonomischen CommandPro-Fahrhebel bequem bedienen
In Sachen Leistungsfähigkeit hat sich in den vergangenen 30 Jahren einiges getan. So führte John Deere mit den 6010er Modellen das IPM (Intelligent Power Management) ein. Dieses passt die Motorleistung des Traktors über eine intelligente Software automatisch und dynamisch an unterschiedliche Betriebssituationen an, um die Kraftstoffeffizienz und Produktivität zu verbessern. Wenn der Traktor zum Beispiel mit einer Press-Wickel-Kombi auf einer Wiese arbeitet, so kann er über dieses System beim Wickelvorgang mehr Leistung an die Hydraulikpumpe abgeben, wo sie in diesem Moment tatsächlich gebraucht wird. Oder bei Zapfwellenarbeiten gibt der Traktor mehr Leistung an die Zapfwelle ab. Das macht unsere Traktoren heute effizienter und leistungsstärker für verschiedene Einsatzzwecke.
Vernetzt, kommunikativ – und nachhaltig
Doch die Intelligenz in unseren Traktoren geht heute weit über das IPM hinaus. So ermöglichten es die Fortschritte in der Digitalisierung der letzten Jahrzehnte, dass Traktoren ihre Bediener heute mit einer ganzen Reihe von Features die Arbeit erleichtern und dabei nachhaltig arbeiten. So bietet zum Beispiel das Feature 1-Click-Go-AutoSetup die Möglichkeit, Arbeitsaufgaben einfach am Rechner zu erstellen und an den Traktor zu senden. Auf dem Feld angekommen, muss der Fahrer nur noch auf dem Bildschirm den zuvor erstellten Auftrag bestätigen und der Traktor arbeitet diesen innerhalb der Feldgrenzen ab. Das konnte der 6400er natürlich noch nicht. Dafür fehlte ihm schlicht die Ausrüstung und die Technik war noch nicht so weit. Auch Funktionen wie das Lenksystem AutoTrac oder die Teilbreitenschaltung sowie weitere Möglichkeiten des automatisierten Precision Farming erleichtern die Arbeit auf dem Traktor heute enorm und machen ihn zu einer mobilen Einsatzzentrale auf dem Acker.
Ein wichtiger Schritt zum modernen Traktor war auch die Integration und Zertifizierung von ISOBUS, die 2002 stattfand. Mit diesem „USB der Landwirtschaft“ konnten Landwirte ihr Anbaugerät – egal von welchem Hersteller – auf einmal deutlich einfacher mit dem Schlepper verbinden und über einen einzigen Monitor steuern. Zuvor gab es zwar auch schon teilelektrifizierte Anbaugeräte. Diese ließen sich jedoch nur recht umständlich anschließen und der Fahrer hatte in der Kabine auf einmal einen Wust von Bildschirmen hängen. Zudem musste er sein gesamtes Setup jedes Mal umkonfigurieren, wenn er ein neues Anbaugerät nutzen wollte.
Ein Beispiel verdeutlicht den Nutzen der ISOBUS-Technologie in Verbindung mit moderner Precision-Farming-Technik: Der Fahrer kann heutzutage ein mit NIR-Sensor ausgestattetes Güllefass anschließen; abhängig vom Nährstoffgehalt der Gülle und der gewünschten Ausbringmenge wird die Fahrgeschwindigkeit des Schleppers automatisch geregelt. So kann die Nährstoffversorgung an die entsprechenden Ertrags- und Bodenbedingungen angepasst werden. Das trägt unter andere anderem zum Grundwasserschutz bei und gewährleistet gleichzeitig hohe Ernteerträge.
Nachhaltig sind unsere heutigen Schlepper auch, weil sie sowohl auf der Straße als auch auf dem Acker zu den sparsamsten Traktoren auf dem Markt gehören. Die technischen Entwicklungen wurden vor allem von den gesetzlich vorgeschriebenen Abgasnormen getrieben. So erfüllen unsere Traktoren für den westeuropäischen Markt wie auch für viele andere Regionen mittlerweile die Tier-5-Abgasnormen und sind somit beinahe so sauber wie Autos. Um das zu erreichen, nahmen wir natürlich auch einige konstruktive Änderungen vor. Unsere Traktoren sind heute mit einem AdBlue-System und einem Katalysator ausgestattet und wir haben die gekühlte Abgasrückführung (Exhaust Gas Recirculation) eingeführt. Dieses System reduziert die NOx-Emissionen des Motors, indem sie einen Teil der Abgase zurück in den Ansaugtrakt des Motors leitet und so einen höheren Druck im Motor zulässt, ohne dass weiterer Sauerstoff und Stickstoff aus der Luft zu NOx reagieren können.
Die Zukunft des Traktors
Ob der dreimillionste John Deere Traktor aus Mannheim elektrisch fahren wird, wage ich nicht zu prognostizieren. Sicher ist aber, dass wir stetig an den Antrieben von morgen arbeiten und dabei auch schon heute Ergebnisse vorzeigen können. So stellten wir etwa Anfang des Jahres auf der grünen Woche in Berlin unseren Multi-Fuel-Traktor vor, der mit einem Mix von fossilen und erneuerbaren Kraftstoffen fahren kann. Gleichzeitig arbeiten wir in verschiedenen Forschungsprojekten an neuen Technologien mit.
Sicher ist, dass der dreimillionste Traktor in Sachen Leistungsfähigkeit und Nutzen für die Landwirte erneut neue Maßstäbe setzen wird – weil auch er das Ergebnis einer Kombination von bewährten Technologien und stetiger Innovation sein wird.