Julian Anschütz ist Juniorchef auf einem 240 ha großen traditionellen Familienbetrieb in Griesbach, nah an der Grenze zu Österreich und Tschechien. Von seinem Schreibtisch im Haupthaus schaut er auf den Hof und hat einen Teil der Schweinställe sowie der Photovoltaikmodule auf den Dächern im Blick. Neben Ackerbau und Schweinemast setzt die Familie auf Energieerzeugung aus Biogas und Photovoltaik.
Als letzter verbleibender Vollerwerbsbetrieb im Ort arbeiten die Anschütz beim Silomaisanbau für die Biogasanlage und der Futtergetreideerzeugung für ihre Mastschweine eng mit den Nebenerwerbsbetrieben aus der Nachbarschaft zusammen. Über ein Fernwärmenetz werden 90 Haushalte im Dorf mit der Biogasanlage beheizt und seit Kurzem sind die Solarmodule über eine zentrale Steuerungseinheit, die sicherstellt, dass der erzeugte Strom intern und extern optimal verwendet wird, miteinander verbunden.
Nicht nur bei der Energieerzeugung setzen die Anschütz auf innovative Konzepte. Beim Düngen und Spritzen begannen sie bereits vor 10 Jahren mit dem Einsatz von Lenksystemen zur optimalen Spurführung. Inzwischen sind sämtliche Traktoren, außer einem älteren John Deere 6320, der als Hofschlepper eingesetzt wird, mit dem Lenksystem AutoTrac, dem John Deere Display und JDLink ausgestattet und mit dem John Deere Operations Center verbunden.
Das Experiment Precision Farming
In den vergangenen Jahren wurden auch immer mal wieder Versuche unternommen, teilflächenspezifisch zu arbeiten allerdings bisher ohne durchschlagenden Erfolg. Im Frühjahr kam dann der Precision Farming Experte Daniel Kessler des John Deere Vertriebspartners Hans Völk auf Julian Anschütz zu und fragte, ob er Interesse an einem Experiment mit xarvio und dem John Deere Operations Center hätte. Er sagte ja. Gemeinsam entschieden die beiden den xarvio Field Manager für die Fungizid Behandlung im Weizen einzusetzen und wählten dafür einige geeignete Flächen aus.
Dazu mussten die Felddaten zunächst einmal in den xarvio Field Manager eingegeben werden. Der Field Manager verfügt über eine Schnittstelle zum John Deere Operations Center und nutzt verschiedene Datenquellen, um den Entwicklungsstand der Kulturpflanzen zu berechnen. Auf Grundlage dieser Daten erstellt der Field Manager Empfehlungen, wann Fungizid Maßnahmen aber auch Wachstumsregler Anwendungen durchgeführt werden sollten. Wenn eine Maßnahme ansteht, wird der Anwender direkt über die xarvio App bzw. in der Web-Version informiert. Außerdem empfiehlt der Field Manager ein geeignetes Mittel, gibt eine Wetterprognose für die nächsten Tage und nennt einen optimalen Zeitpunkt für die Behandlung.
Digitales Modell versus persönliche Erfahrung
Bei der ersten Fungizid Behandlungen fielen die persönliche Einschätzung von Julian Anschütz und die Empfehlungen aus dem xarvio Fieldmanager auf exakt den gleichen Tag. Bei der zweiten Maßnahme in der Saison entschied er sich für eine Behandlung ca. ein bis zwei Wochen nach der Empfehlung durch den xarvio Field Manager. Er führt seine Entscheidung auf den sehr trockenen Witterungsverlauf im Frühjahr zurück. Auch wenn die Empfehlung nicht exakt mit seinen Beobachtungen übereinstimmt, schätzt er sie trotzdem. Er gibt den Behandlungszeitpunkt und die Aufwandmenge dann einfach manuell in das System ein und nutzt die Biomassekarten, die xarvio aus Satellitendaten errechnet, um eine Karte für die teilflächenspezifische Ausbringung der Fungizide zu erstellen.
xarvio und das Operations Center – Der praktische Ablauf
In der Praxis läuft es dann so ab, dass Julian Anschütz die Applikationskarte in der xarvio Field Manager Software mit Hilfe der Biomassekarten erstellt und dann am Computer an das Operations Center schickt. Nach einer Durchsicht und Kontrolle der Daten wird ein Arbeitsauftrag erstellt, der dann über JDLink direkt an das John Deere Display in der Kabine des Traktors weitergeleitet wird. Am Anfang gab es bei der Erstellung des Arbeitsauftrags ein kleines Problem, welches aber schnell mit Hilfe eines Precision Farming Experten von John Deere behoben werden konnte.
Beim zweiten Mal hat es dann von Anfang an reibungslos funktioniert. Auf dem Hof gibt es WLAN und so reicht die Zeit zwischen dem Abschicken der Daten aus dem Büro bis er den Schlepper im Hof startet, um die Daten vollständig zu übertragen. Bei einem guten Mobilfunknetz funktioniert der Transfer genauso schnell über mobile Daten. Nach der eigentlichen Anwendung im Feld kann Julian Anschütz im Operations Center genau sehen, an welcher Stelle wieviel Mittel ausgebracht wurde.
Das Resultat: Gesunde Bestände
Wie sind nun die Erfahrungen mit der xarvio gestützten teilflächenspezifischen Fungizid Behandlung im Weizen? „Die Bestände sind alle gesund“, sagt Julian Anschütz. „Nirgendwo wurde zu viel oder zu wenig ausgebracht, und wir sehen keine Schäden an den Pflanzen.“ Außerdem hat der Landwirt auch festgestellt, dass sich durch die auf der Biomassekarte basierenden teilflächenspezifischen Spritzung insgesamt Fungizide einsparen lassen. Wegen der hohen Feuchtigkeit im Frühjahr war der Krankheitsdruck sehr hoch. Deshalb war Julian Anschütz bei der Anwendung sehr vorsichtig und meint, dass er vielleicht 10 % Mittel eingespart hat.