Im vergangenen Jahr sind die Kosten für Dünger und andere Betriebsmittel rasant gestiegen – wie können Landwirte dieser Herausforderung begegnen, ohne Kompromisse bei der Produktivität einzugehen? Dan Belcher, der die March House Farm in Great Dalby bewirtschaftet, hat einen Weg gefunden. Indem er die Anforderungen seiner Kulturpflanzen wirkungsvoller misst und analysiert, tierische Produkte wie Wirtschaftsdünger besser nutzt und Grünland gezielt zur Bewältigung des Unkrautdrucks einsetzt, konnte er erhebliche Einsparungen erzielen.
„Wir verfolgen hier im Betrieb einen ganzheitlichen Ansatz“, so Belcher. „Vor zwei Jahren haben wir eine große Landfläche voller Acker-Fuchsschwanzgras in Pacht übernommen. Wir haben den Acker in Grünland umgewandelt, den schlechtesten Teil als Weideland genutzt und dadurch den Unkrautdruck um 70 bis 80 % reduziert. Im kommenden Frühjahr, nach drei Jahren Grünlandnutzung, werden wir es mit dem Anbau von Ackerbohnen versuchen.“
Wir verfolgen hier im Betrieb einen ganzheitlichen Ansatz. Vor zwei Jahren haben wir eine große Fläche voller Ackerfuchsschwanz in Pacht übernommen und zunächst in Grünland umgewandelt.
Dan Belcher
Belcher hat versucht, Schafe auf 40 ha Winterweizen grasen zu lassen. „Wir haben sie Ende Januar auf das Feld getrieben“, erläutert er. „Die Beweidung bewirkte, dass kranke Blätter abgefressen und das Wurzelwachstum angeregt wurde, was im Frühjahr für gesunde Weizentriebe sorgte. Man muss allerdings aufpassen, dass man nicht überweidet – da muss man eine Balance finden. Aber so konnten wir unsere Fungizidkosten um 75 % senken und die Herbizidausbringung um ein Viertel reduzieren. Und das ohne Ertragseinbußen und bei deutlich verbesserter Pflanzengesundheit“, fügt er hinzu.
Der Betrieb arbeitet mit einer vierjährigen Fruchtfolge bestehend aus Winterweizen, Wintergerste gefolgt von einer vielseitige Zwischenfrucht – die über den Winter abgeweidet wird – und schließlich Ackerbohnen. Neben einzelnen Winterweizensorten baut Belcher auch eine Mischung aus vier Sorten zur Verbesserung der Pflanzengesundheit an. „Mit der Mischung können wir unseren Fungizidverbrauch im Vergleich zu einer Einzelsorte um drei Viertel reduzieren, und das ohne Ertragseinbußen“, freut er sich. „Wenn sich dieses positive Ergebnis weiterhin bestätigt, werden wir in den kommenden zwei bis drei Jahren dazu übergehen, nur noch diese Mischung anzubauen.“
Mit gesundem Boden und gesundem Saatgut auf Dünger verzichten
Hinsichtlich Fungizidbehandlungen hat sich Belcher entschlossen, die Entwicklung seiner Anbaufrüchte während der Saison genau zu beobachten, statt die Ausbringung in einem bestimmten Wachstumsstadium vorzunehmen. „Aufgrund der großen Trockenheit waren meine Kulturen in diesem Jahr nicht so anfällig für Krankheiten. Wir achten sehr genau auf alles, was um uns herum vor sich geht.“
Er nutzt Nachbausaatgut, das er reinigt aber nicht beizt. „Ich glaube nicht, dass eine Beizung erforderlich ist. Wenn sich der Boden in einem einigermaßen guten Zustand befindet und das Saatgut gesund ist, wächst die Kultur wie von selbst. Auf diese Weise spare ich mehr als 50 % Saatgutkosten“, sagt Dan Belcher.
Bei der Bestandsbegründung setzt er auf eine konservierende, minimale Bodenbearbeitung mit einer Scheibensämaschine 750A von John Deere und einer Horsch Sprinter Zinkensämaschine. „So spare ich im Vergleich zu intensiveren Anbaumethoden ungefähr ein Drittel Kraftstoff ein.“ Noch größer sei das Einsparpotenzial, das er durch eine gezieltere Düngerausbringung nutzt, erläutert Belcher. „Wir nehmen Nmin-Proben zur Bestimmung des Gehalts an verfügbarem mineralisierten Stickstoff im Boden, prüfen außerdem den Gehalt an Spurenelementen in den Pflanzen und erstellen auf dieser Grundlage einen Düngungsplan. Wir führen während der gesamten Wachstumsperiode und Grunddüngerausbringungen eine ganze Reihe von Gewebeprüfungen und Pflanzensaftanalysen durch, um herauszufinden, was die Pflanze zur Gesunderhaltung benötigt.“
Belchers Stickstoffausbringung in Weizen und Gerste beläuft sich mittlerweile auf 110 kg/ha; früher waren es 180 bis 200 kg/ha. „Unsere erste Düngung im März besteht aus festem Harnstoff und Schwefel. Die zweite Düngung Mitte April erfolgt mit 40 kg eines Schwefel-Stickstoff-Flüssigprodukts, Nitroflo 24N + 7.5 % SO3 von Omex, gefolgt von zwei Blattdüngungen mit jeweils 10 kg Stickstoff, die auch die Zugabe von Spurenelementen und Melasse beinhalten.“
Ein Teil des Stickstoffbudgets stammt aus Wirtschaftsdünger, der zur Bestimmung des Nährstoffgehalts analysiert wird. Belcher hat in einen Miststreuer von Bunning investiert, der mit einem System aus Scheiben und Wägezellen ausgestattet ist. Dieser ermöglicht über eine Breite von 24 m die gleichmäßige Ausbringung des Stallmistes, der im Frühjahr zur Kopfdüngung verwendet wird und einer Stickstoffausbringung von 10 kg/ha entspricht. „Mit dieser Art der Nährstoffversorgung konnten wir unsere Düngerkosten um 40 % senken. Und langfristig verbessert der Wirtschaftsdünger die organische Substanz und die Fruchtbarkeit des Bodens.“
Mit dieser Art der Nährstoffversorgung konnten wir unsere Düngerkosten um 40 % senken. Und langfristig verbessert der Wirtschaftsdünger die organische Substanz und die Fruchtbarkeit des Bodens.
Dan Belcher
Sparpotential mit Präzision
Auch Methoden der Präzisionslandwirtschaft sind laut Belcher ein Bestandteil seines Bodennutzungssystems und tragen dazu bei, Einsparpotenziale zu ermitteln. „Wir nutzen Traktoren mit GPS sowie die Feldspritze 732 von John Deere mit Teilbreitenschaltung. Controlled Traffic Farming setzen wir zwar nicht ein, versuchen aber, möglichst immer die Fahrgassen zu nutzen. Außerdem verwenden wir das GreenStar-Managementsystem von John Deere und JDLink. Dank dieser Technologie können wir Informationen zum Dieselverbrauch und zu den Erträgen abrufen und Einsparungen von ungefähr 10 % erzielen.“ Die durchschnittlichen Erträge des Betriebs belaufen sich auf 8,8 t/ha Weizen, 7,9 t/ha Gerste und 4,4 t/ha Ackerbohnen.
Beim Blick auf seine Arbeitskosten zeigt Belcher wie zufrieden er mit seinem Team ist. „Wir haben ein tolles Team von zuverlässigen und fleißigen Mitarbeitern. Und als Mischbetrieb gibt es bei uns immer etwas zu tun. Wir können unsere Leute je nach Jahreszeit im Ackerbau oder in der Viehzucht einsetzen und ihre Arbeitskraft so effizienter nutzen.“
Etwas schwieriger gestaltet sich die Beschäftigungssituation im Diversifizierungsprojekt, in das der Betrieb investiert hat – gegenwärtig sind 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Hofladen, der hauseigenen Metzgerei und der Bäckerei beschäftigt.
Die Metzgerei wurde im Jahr 2000 eröffnet und verkauft Rind- und Lammfleisch aus eigener Züchtung auf Londoner Bauernmärkten. Im Jahr 2017 eröffnete die Familie einen Hofladen, an den sich ein Café anschloss, das später aufgrund der COVID-Pandemie geschlossen und nicht wieder eröffnet wurde. Der Hofladen hat dagegen sogar eine Erweiterung erfahren. Dan Belcher ergänzte diesen durch eine Bäckerei, die Schweinefleisch- und andere Fleischpasteten sowie Würstchenrollen zum Verkauf im Hofladen und in Dorfläden in der Umgebung herstellt.
Mit Vielfalt Umsatz machen
Während das Diversifizierungsgeschäft während der Pandemie immerhin noch 60 % seines vorherigen Umsatzes erzielen konnte, haben die jüngsten Strompreiserhöhungen insbesondere die Metzgerei schwer getroffen, wie Belcher berichtet. „Vor allem die Kühlung verbraucht jede Menge Strom. Deshalb denken wir über eine Photovoltaikanlage nach, um die Stromkosten in den Griff zu bekommen. Wir unterhalten bereits ein kleines Solarprojekt auf den Schuppendächern – aber wir benötigen fünfmal so viel, um die Stromkosten wirksam zu senken.“ Ein Biomassekessel sorgt bei Bedarf für die Beheizung der Getreidetrocknung, des Wohnhauses und des Hofladens.
Aber bevor er weitere Veränderungen durchführt, möchte sich Belcher erst einmal einen Eindruck davon verschaffen, wie erfolgreich die verschiedenen Kosteneinsparungsmaßnahmen in seinem Betrieb sind und wie gut das Diversifizierungsgeschäft läuft. „In den letzten drei Jahren haben wir ziemlich viel umgestellt“, so Belcher. „Vor drei Jahren haben wir entschieden, dass der konventionelle Ansatz für uns einfach nicht mehr funktioniert. Jetzt möchte ich sehen, was uns das neue System letztlich gebracht hat.“
Allerdings sind auch noch ein paar Änderungen bei der Maschinenausstattung vorgesehen. „Vor Weihnachten wird noch ein 6215R-Traktor von John Deere geliefert. Außerdem tauschen den Teleskoplader alle zwei Jahre aus, da der jedes Jahr 3000 Betriebsstunden im Einsatz ist. Und weil wir immer mehr Blattdünger ausbringen, werden wir uns beim anstehenden Austausch der Feldspritze mal nach einem Modell mit etwas höherer Kapazität umsehen.“
Die höheren Kosten für Dünger, Kraftstoff und Strom haben Dan Belcher zweifellos kalt erwischt; doch die Einsparungsmaßnahmen, die er bereits ergriffen hat, werden hoffentlich dazu führen, die negativen Folgen abzumildern. „Wir denken langfristig und stellen uns so auf, dass wir auch noch in 30 Jahren erfolgreich sind, nicht nur in den nächsten drei.“
Betriebsdaten March House Farm
- Standort: Great Dalby, Melton Mowbray, Leicestershire, England
- 120 ha Grundbesitz
- Schwerer Tonboden
- Durchschnittlicher Niederschlag: 720 mm
- 840 ha Pachtland, davon 460 ha Ackerfläche, der Rest Grasweide
Dan Belcher bewirtschaftet den Betrieb zusammen mit seinem Bruder Tom - Zum Personal gehören ein Agronom und ein Schäfer
- Viehbestand: 2800 Zuchtschafe – North Country Mules und Romneys
- 180 Mutterkühle mit Kälbern der Rassen Aberdeen Angus und Shorthorn
- 50 Zuchtsäue
- Diversifizierung – Hofladen, Metzgerei und Bäckerei
Maschinenpark - Drei Haupttraktoren – 6195R und 6150R von John Deere sowie ein Fendt 720
- Gemieteter 300-PS-Traktor für die Ernte
- Mähdrescher John Deere T560 mit 6,70 m Schneidwerksbreite
- Väderstad RexiusTwin-Bodenbearbeitungswalze
- Scheibensämaschine John Deere 750A
- Horsch Sprinter Zinkensämaschine
- Düngerstreuer Kuhn 40.1
- Miststreuer Bunning 150
- Feldspritze John Deere 732, 24 m
- Teleskoplader JCB 542-70