Precision FarmingDie Wiesen der Crau sind in guten Händen

Für welches land­wirt­schaft­liche Produkt, das nicht für die mensch­liche Ernäh­rung gedacht ist, wurde die erste Appel­la­tion d’Origine Contrôlée (AOP) vergeben? Es handelt sich um das berühmte Heu von den bewäs­serten Wiesen der Crau, das weit über die Landes­grenzen Frank­reichs hinaus bekannt ist und auch 2021 diese Herkunfts­be­zeich­nung trug. Die tradi­ti­ons­reiche Geschichte geht bis ins 16. Jahr­hun­dert zurück. Olivier Tommasi und sein Team führen dieses große Erbe mit Leiden­schaft fort.

Die Crau erstreckt sich zwischen der Camargue und Marseille: 12 bis 13.000 der insge­samt 52.000 ha sind bewäs­serte Gras­flä­chen. Die einzelnen Parzellen sind von kleinen Bewäs­se­rungs­ka­nälen umgeben, die an das Kanal­netz ange­schlos­senen sind und mithilfe so genannter Marte­lières (Klappen) zum Über­laufen gebracht werden können. Diese Über­flu­tung findet kontrol­liert statt und dauert mehrere Stunden. Dabei werden Wasser­mengen zwischen 15 und 20.000 m³/ha/Jahr auf die Weisen geleitet.

Olivier Tommasi, Lohn­un­ter­nehmer in Lançon-Provence im Dépar­te­ment Bouches-du-Rhône.

Dieses Wasser ist für die Produk­tion des berühmten Crau-Heus, das für seine Viel­fäl­tig­keit und seinen Nähr­stoff­reichtum geschätzt wird, unab­dingbar. „Das Heu besteht aus einer Mischung aus Gräsern, Hülsen­früchten und verschie­denen Pflanzen“, schil­dert Olivier Tommasi. „Die Eigen­tümer können drei Mal pro Jahr Heu ernten, das wir in würfel­för­mige Ballen mit jeweils 500 kg pressen. Den vierten Aufwuchs verfüt­tern sie an die Schafe.“

Restau­rie­rung der Wiesen: 0,28 % Hang­nei­gung sind ideal

Nach 40 bis 50 Jahren steht eine komplette Wieder­an­lage der Wiesen an. Tommasis Firma beschäf­tigt 3 Fahrer und hat sich auf die Nivel­lie­rung des Bodens vor der Wieder­aus­saat und  Wartungs­ar­beiten am Bewäss­rungs­system spezia­li­siert. „Das flache Land der Crau stellt uns vor zwei Probleme: Die Wasser­menge, die wir über die Durance beziehen können, wird immer geringer. Gleich­zeitig gibt es auch immer weniger Arbeits­kräfte zur manu­ellen Wasser­be­reit­stel­lung in den Kanälen“, erklärt der Unter­nehmer. „Daher ist es entschei­dend, dass die Weisen idea­ler­weise eine Neigung von 0,28 % aufweisen, damit das Wasser die gesamte Fläche von allein dank der Schwer­kraft schnell und gleich­mäßig bedeckt.“

Zur opti­malen Ausfüh­rung dieser Arbeiten nutzt Tommasi das GPS und Laser sowie leis­tungs­starke Trak­toren. Nach dem Entfernen der Pflan­zen­be­de­ckung steuert Fahrer Adrien Noguès einen John Deere 8400R und zieht damit einen schweren ameri­ka­ni­schen Schürf­kübel mit einer Arbeits­breite von 4,50 m über die Fläche.

Das Boden­profil der bewäs­serten Wiesen in der Crau: Auf den bewäs­serten Böden entsteht durch den über Jahr­zehnte abge­la­gerten Schluff eine allu­viale Boden­schicht. Sie ist rund 20 cm dick und reich an Mine­ra­lien und Spuren­ele­menten, die das Heu aufnimmt.

Das Unter­nehmen Tommasi ist lang­jäh­riger Kunde bei Nova, Vertriebs­partner für leis­tungs­starke Trak­toren von John Deere in Arles.

Spezi­elle Program­mie­rung des E23 Getriebes

„Bei der Auslie­fe­rung war der John Deere 8400R mit Power­Shift-Getriebe als Traktor für Stan­dard­an­wen­dungen im Ackerbau vorein­ge­stellt“, erin­nert sich Adrien Noguès. Mit dem Schürf­kübel brachte er beim Anfahren jedoch zu viel Zugkraft an den Boden. Diese Vorein­stel­lung des Getriebes führte zu einem zu lang­samen Herun­ter­schalten und Rucken des Trak­tors. „Dem musste ich durch Gasgeben entge­gen­wirken. Also mussten wir heraus­finden, wie wir die Zugkraft­über­tra­gung des Getriebes besser modu­lieren konnten“, erklärt er weiter.

Adrien Noguès, 23 Jahre alt, ist mit Land­wirt­schaft groß geworden und hat einen Abschluss in Bauin­ge­nieurs­wesen. Seit rund vier Jahren arbeitet er als Fahrer für Olivier Tomassi.

Daraufhin bat Olivier Tommasi seinen Kollegen Pierre Doui­neau aus Divatte-sur-Loire (Loire-Atlan­tique) um Hilfe. Doui­neau ist ein bekannter Unter­nehmer im Bereich Erdar­beiten, und setzt eben­falls John Deere Trak­toren als Zugma­schinen für seine Schürf­kübel ein. „Aus der Ferne hat uns Pierre Doui­neau durch den Einstel­lungs­bild­schirm in der Kabine geführt“, erin­nert sich Olivier Tommasi. „Dadurch waren wir in der Lage, die anti­zi­pierte Rück­schal­tung des Getriebes von 20 % auf 14 % zu senken. Seit dieser Anpas­sung der Einstel­lung funk­tio­niert der Traktor äußerst effi­zient“, sagt Adrien Noguès. Bei weichen Unter­gründen beispiels­weise kann er so 20 Tonnen Erde mit dem Schürf­kübel aufnehmen – und das auf einer Strecke von gerade einmal 15 Metern!

Opti­miert: Ballas­tie­rung und Luft­druck

Der John Deere 8400R hat hinten eine IF 900/60R42 und vorne eine IF 650/60R34 Berei­fung. Die IF-Tech­no­logie (Improved Flexi­bi­lity) verbes­sert die Flexi­bi­lität der Flanken dieser 900 mm breiten Reifen und scheint eine gute Wahl gewesen zu sein, denn nach 600 Betriebs­stunden, so schätzt Olivier Tommasi, werden die 400 PS des Trak­tors effi­zient auf den Boden über­tragen und das bei einem Verbrauch von 20 l/Stunde.

Um dieses Ergebnis zu errei­chen, musste er aller­dings auch die Ballas­tie­rung des Trak­tors und den Luft­druck opti­mieren. Das Gewicht des Trak­tors wurde durch entspre­chende Gewichte insbe­son­dere an den Rädern auf das Maximum erhöht. „Dank der Unte­stüt­zung der Tech­niker des Reifen­her­stel­lers Trel­le­borg konnten wir das gesamte Gespann leer und anschlie­ßend mit Erde befüllt wiegen“, erin­nert sich der Unter­nehmer. „Dabei hat sich heraus­ge­stellt, dass in meinem Fall ein Reifen­druck von 1,8 bar vorne wie hinten optimal ist.“

Ausrüs­tung

  • 3 leis­tungs­starke Trak­toren von John Deere
  • 2 Schürf­kübel von Reynolds/Autec
  • 2 Planier­schilder von Autec
  • 1 Schei­ben­egge von Razol
  • 1 Planier­raupe von Cater­pillar
  • 1 Knick­ge­lenkter Dumper
  • 2 Säma­schinen Amazone/Nodet ohne Schare (für Weide­land)
  • 1 Anbau­feld­spritze von Amazone
  • 1 Vier­schar­pflug

Adam de Craponne (1526-1576), Inge­nieur von König Hein­rich II, baute im Jahr 1557 im Auftrag des Königs einen Kanal, um das schluff-haltige Wasser der Durance nach Salon-de-Provence, Eyguières, Istres und sogar bis Arles zu bringen. Dieser Kanal, der die Bewäs­se­rung eines ariden Bereichs der Crau ermög­licht, wird bis heute genutzt.