Die landwirtschaftlichen Biostimulanzien umfassen eine Vielzahl von Stoffen, die darauf abzielen, natürliche Pflanzenprozesse anzuregen, um die Gesunderhaltung der Kulturpflanzen zu fördern, ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber umweltbezogenen Stresseinwirkungen zu stärken und so letztlich die Erträge zu steigern. Bisherige Erfahrungen zeigen, dass dies tatsächlich gelingen kann.
Die Erforschung des gesamten Mikrobioms von Pflanze und Boden konnte in den letzten Jahren rasante Fortschritte verzeichnen, so dass die Wissenschaft inzwischen die Auswirkungen bestimmter aktiver Wirkstoffe auf die verschiedenen Wachstumsstadien von Kulturpflanzen benennen kann.
In der Nähe der malerischen französischen Gemeinde Bréhan in der Bretagne befindet sich ein hochmodernes Labor mit Verarbeitungsanlage. Dort hat die Olmix Group über zehn Millionen Euro in die Algenforschung und innovative Technologien investiert.

Maria Matard-Mann, Leiterin des Forschungsprojekts bei Olmix
Nützliche Algen
„Insgesamt gibt es mehr als 9800 Algenarten, und viele ihrer Inhaltsstoffe – wie sulfatierte Polysaccharide – kommen in Landpflanzen nicht vor. Genau das macht sie so nützlich“, erläutert Maria Matard-Mann, die Leiterin des Forschungsprojekts bei Olmix. „Da Kulturpflanzen sulfatierte Polysaccharide marinen Ursprungs nicht erkennen, zeigen sie eine aggressive Immunantwort, was ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Stress oder Krankheiten stärkt.“
Da Kulturpflanzen sulfatierte Polysaccharide marinen Ursprungs nicht erkennen, zeigen sie eine aggressive Immunantwort, was ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Stress oder Krankheiten stärkt.
Maria Matard-Mann
In Kombination mit Mikronährstoffen, anorganischen Säuren oder Ton können die Produkte über die Blätter oder den Boden verabreicht und in unterschiedlichen Wachstumsstadien angewendet werden, um die bestmögliche Wirkung zu entfalten. „Algenhormone regen das Wurzelwachstum und die Nährstoffaufnahme an, während biologische Aktivatoren die Humusbildung im Boden fördern. Ziel ist es, dass Pflanzen- und Bodengesundheit einander ergänzen, durch die Kombination von Nährstoffwirkung und biologischer Aktivität.“
Wie Chris Gamble ausführt, der die geschäftliche und strategische Leitung bei Micromix Olmix innehat, gibt es vier Haupttypen von Biostimulanzien, die jeweils zu einem bestimmten Zeitpunkt angewendet werden müssen – den einen richtigen Stoff gibt es nicht. Der erste Typ basiert auf Algen, wie die Stoffe, die in Bréhan produziert werden. Bei dem zweiten Typ handelt es sich um Aminosäuren pflanzlichen oder tierischen Ursprungs, die den Kohlenstoff- und Stickstoffzyklus beeinflussen.
Zum dritten Typ gehören Humin- und Fulvosäuren – dabei handelt es sich um biologisch sehr aktive Produkte aus der natürlichen Zersetzung von pflanzlichen und tierischen Materialien. Beim vierten Typ schließlich handelt es sich um Biologika – ein Spektrum von Mikroorganismen, zu denen Rhizobakterien zählen, die zur Verbesserung der Bodenlebewelt hinzugegeben werden können.
Wissenschaftlich fundierte Beratung
„Diese Biostimulanzien können einzeln oder in unterschiedlichen Kombinationen angewendet werden“, so Gamble. „Aber wie alle Chemikalien können sie in Kombination synergistisch oder antagonistisch wirken. Deshalb ist es wichtig, einen Berater mit fundierten wissenschaftlichen Kenntnissen heranzuziehen, der Ihnen sagen kann, wie Sie das gewünschte Resultat erzielen.“
Es geht darum, im Einklang mit dem Mikrobiom und unter Berücksichtigung anderer Nährstoffe oder Pflanzenschutzmittel zu arbeiten – alles ist miteinander verbunden.
Chris Gamble
„Idealerweise sollte die Nutzung von Biostimulanzien mit Analysen von Boden und Pflanzengewebe einhergehen“, fügt er hinzu. „Es geht darum, im Einklang mit dem Mikrobiom und unter Berücksichtigung anderer Nährstoffe oder Pflanzenschutzmittel zu arbeiten – alles ist miteinander verbunden.“
Bodenverbesserung
Herkömmliche landwirtschaftliche Praktiken wie das Pflügen und die Felder anschließend Brach liegen zu lassen haben in vielen Fällen den Boden geschädigt und die darin gespeicherten, wertvollen organischen Stoffe erschöpft. Biostimulanzien können hier weiterhelfen, indem sie die biologische Aktivität des Bodens anregen und die Zersetzung organischen Materials zu Humus verbessern.
Forschungen in einem Betrieb im tschechischen Litobratřice haben gezeigt, dass die Behandlung des Bodens mit einem Humifizierungsaktivator das Wurzelwachstum der Kulturpflanzen, die Erträge und den Bodenwasserrückhalt über mehrere Jahre deutlich steigern kann (siehe Tabelle).
Yield increase compared to control crop
Kulturpflanze | Ertragssteigerung |
---|---|
Sommerweizen (2017) | 18,7 % |
Winterweizen (2018) | 11 % |
Ölraps (2019) | 23 % |
Regulierung der Branche
Nach Auffassung des europäischen Branchenverbands der Hersteller von Biostimulanzien (EBIC) sind Biostimulanzien zur Förderung der Nachhaltigkeit sowie zur Unterstützung des landwirtschaftlichen und ökonomischen Wachstums in Europa von entscheidender Bedeutung. Allerdings sind sie immer noch relativ neu, so dass in Bezug auf die geltenden Vorschriften noch Nachholbedarf herrscht. Bis 2022 sollten alle Biostimulanzien ihre Zulassung nach den neuen Vorschriften erhalten haben, was zur Anerkennung der Funktion und des Einflusses dieser Produkte beitragen wird.