Stellen Sie sich all das vor, was gut ist, an italienischem Essen: Die beste Pasta, das Fleisch, das Olivenöl, die Hülsenfrüchte und das Risotto. Eine breite Palette von Produkten aus dem ganzen Land, die jedoch allesamt auf einem Bauernhof in den sanften Hügeln Umbriens produziert werden. Willkommen bei Bio Alberti, einem familiengeführten Biobauernhof – hier läuft Ihnen das Wasser im Mund zusammen.
Dieser Bauernhof ist, verglichen mit anderen Höfen der Region, groß: 560 ha, die neben alten Olivenhainen zu einem Großteil mit einer Fruchtfolge von Getreide, Hülsenfrüchten und Gras bestellt werden. Hier wird seit 21 Jahren biologischer Anbau, in einer angenehmen Kombination aus altertümlich und modern, betrieben: Traditionelle landwirtschaftliche Praktiken treffen auf moderne Verarbeitungstechniken. Während das aufblühende Geschäft, einerseits noch ganz wie früher, das eigene aus Stein gebaute Dorf versorgt und ihm damit neues Leben einhaucht, erschließt es heute gleichzeitig globale Märkte.
Der Bauernhof ist seit 1940 ein echter Familienbetrieb, der von Guido und Paola Alberti an die Kinder Andrea und Benedetta weitergegeben wurde. „Mein Vater hat an der Universität Landwirtschaft studiert und ist Agrarwissenschaftler; er weiß eine Menge Dinge, die ich noch lernen muss“, sagt Andrea. „Ich habe Wirtschaft und Betriebswirtschaftslehre an der Universität Rom studiert und kümmere mich um internationale Verkäufe, reise nach London und an andere Orte und arbeite außerdem auf dem Bauernhof. Das ist sehr schön, weil man nicht jeden Tag dasselbe macht.“
Verkostung von Olivenöl
Benedetta kümmert sich um die italienischen Verkäufe und ließ sich vor Kurzem zum Olivenöl-Sommelier schulen, um die Qualität des Olivenöls vom Bauernhof zu verbessern. „Das Öl ist schwieriger zu erzeugen als Feldfrüchte, da man die Schädlinge und Krankheiten nicht kontrollieren kann. In manchen Jahren haben wir überhaupt keine Ernte, weil wir kein schlechtes Öl verkaufen möchten“, bemerkt Andrea. „Die Erträge variieren von Jahr zu Jahr erheblich, aber wir versuchen, die Qualität und die Konsistenz zu verbessern.“
Der Bauernhof hat 4000 Olivenbäume. Die Früchte werden von Hand geerntet und kaltgepresst. Nach dem lokalen Standard werden die Oliven innerhalb von 48 Stunden gepresst, um ihre Qualität zu erhalten. Auf diesem Bauernhof werden sie jedoch schon innerhalb von 12 Stunden nach der Ernte gepresst. „Man sollte sein Olivenöl wie seinen Wein aussuchen. Für Fisch benötigt man ein anderes Öl, als für Salat – wir bieten vier verschiedene Sorten an. Über einen Zwischenhändler verkaufen wir natives Olivenöl extra nach Großbritannien, Frankreich, Norwegen, China, die Tschechische Republik und in die USA – etwa 40 % unserer Verkäufe gehen ins Ausland und 60 % bleiben in Italien.“
Aus einer Kombination aus gutem Marketing und Respekt vor der Umwelt hat die Familie eine Reihe von traditionellen Anbaupraktiken angewendet, darunter etwa der Anbau von Einkorn, dem ältesten Getreide der Welt. „Es wurde schon zu Zeiten der Römer angebaut und weist ein kleines Korn mit geringem Ertrag auf, aber es ist gut für Risotto geeignet und stellt eine Alternative zu Weizenmehl dar. Wir begannen mit dem versuchsweisen Anbau von 1 x 1 m für ein Projekt mit der Universität Perugia. Jetzt bauen wir 20 ha davon an.“
Gleichzeitiger Anbau von Weizen
Andrea baut auch viele traditionelle Weizensorten an, aber nicht einzeln, sondern gleichzeitig auf einem Feld. „Die Sorten auf dem Feld zu mischen, ist besser als dies erst in der Mühle zu tun. Dadurch wird Unkraut verdrängt und man erreicht höhere Erträge.“ Eine dieser Mischungen besteht in diesem Jahr jeweils aus einem Drittel Verna, Gentilrosso-Weichweizen und Durum-Weizen. Das daraus hergestellte Mehl ist ideal für Brote, Pizzen und Pasta.
Der Betrieb verkauft über seine eigene Website sowie über Einzelhändler, Großhändler und Restaurants. Das Kronjuwel des Betriebs ist Senatore Cappelli, eine sehr alte Durum-Art, die erst vor wenigen Jahren wiederentdeckt wurde. „In Süditalien wurde davon eine Menge produziert, und obwohl diese Art mit etwa 2 bis 2,5 t/ha geringere Erträge als moderne Sorten erzielt, ergibt sie eine großartige Pasta. Man kann schon an der Farbe den Unterschied erkennen“, sagt Andrea.
Die Weizensorten schon auf dem Feld zu mischen, ist besser als erst in der Mühle. Dadurch wird Unkraut verdrängt und man erreicht höhere Erträge.
Andrea Alberti
Aufgrund seines Bio-Status hat der Betrieb eine vielfältige Fruchtfolge mit Linsen, Kichererbsen, Platterbsen, Borlotti, schwarzen und Cannellini-Bohnen und Hirse. „Wir säen sämtliche Früchte mir derselben Maschine, wenden aber jedes Jahr versuchsweise unterschiedliche Techniken an. Zum Beispiel haben wir im letzten Jahr die Linsen einen Monat früher gesät, um zu sehen, ob sie dadurch besser werden. Bei der im Frühling gesäten Hirse haben wir die Brache im Herbst ausfallen lassen und vor der Aussaat geeggt“, sagt Andrea.
„Wir verwenden zwar denselben Mähdrescher, müssen ihn aber sorgfältig reinigen.“ Das Getreide ernten wir gegen Ende Juni, die Hülsenfrüchte im Juli. „Im Moment haben wir keine separaten Reinigungsmaschinen für glutenfreie Hülsenfrüchte, das wird jedoch die nächste Investition.“
Verarbeitung und Verpackung
Das aus 10 Silos für verschiedene Produkte bestehenden Getreidelager liegen neben den kleinen Verarbeitungsanlagen und ermöglichen die temperaturkontrollierte Lagerung bei 18 °C. Alle Produkte werden vor Ort hergestellt und von Hand verpackt.
Im Einklang mit seinem Bio-Status beherbergt der Bauernhof für einen Imker 50 Bienenstöcke und wird durch zwei Seen bewässert, obwohl das für Getreide und Hülsenfrüchte üblicherweise nicht unbedingt nötig ist, da Umbrien eine der feuchtesten Regionen in Italien ist und nicht umsonst den Beinamen „das grüne Herz Italiens“ trägt.
Etwa 250 ha sind mit einer Gras-Kräuter-Mischung bewachsen, die entweder abgegrast oder für Heu geschnitten wird, um 200 Chianina-Mastrinder zu füttern. Diese alte Rasse ist wohl am besten für ihr Fleisch bekannt, dass für Bistecca alla Fiorentina (Steak nach Florentiner Art) verwendet wird. Dabei wird ein dickes Stück Porterhouse-Steak gekocht und einfach mit Salz und Pfeffer gewürzt.
Wir glauben an Bio für unsere Lebensmittel und sind der Meinung, dass es wirklich wichtig für die Umwelt ist – wir hoffen, dass dies unsere Zukunft sein wird.
Andrea Alberti
„Unsere Kühe kalben das ganze Jahr über, und wir halten zwei Milchkühe als Mutterkühe, da die Chianina nicht viel Milch produzieren – die Kälber säugen einfach direkt an den Milchkühen“, so Andrea. „Wir haben zwei Bullen und füttern die Nachkommen mit Gras. Kraftfutter verfüttern wir nicht.“
Um den Kreis zu schließen, plant die Familie die Eröffnung eines Restaurants in dem winzigen Dorf San Venanzo, wo sie bereits eine Unterkunft auf dem Bauernhof betreibt. „Das Dorf hat nur 24 Einwohner; wir haben fünf Agriturismo-Appartments und renovieren gerade auch das alte verfallene Haus. Wir glauben an Bio für unsere Lebensmittel und sind der Meinung, dass es wirklich wichtig für die Umwelt ist – wir hoffen, dass dies unsere Zukunft sein wird.“