Hohe Preissteigerungen bei vier der wichtigsten landwirtschaftlichen Betriebsmitteln – Dünger, Kraftstoff, Elektrizität und Eiweißfuttermittel – haben die Produktionskosten in der schwedischen Landwirtschaft um 10 Milliarden Skr ansteigen lassen, so Palle Borgström, Vorsitzender des Verbands schwedischer Landwirte.
Es ist keine nachhaltige Lösung, wenn die Preise für landwirtschaftliche Produkte schneller fallen als die Betriebsmittelkosten. Ein solches Szenario könnte weitreichende Konsequenzen für schlecht vorbereitete landwirtschaftliche Betriebe haben. Allerdings sind Landwirte proaktiv und überarbeiten vor dem Hintergrund der Kostenkrise ihre Strategien. Dabei beschreiten sie auch neue Wege, um die Betriebseinkommen zu sichern.
Viele Landwirte hätten ohne die höheren Erzeugerpreise vor dem Bankrott gestanden.
Palle Borgström
Für die Ackerbau- oder Gemischtbetriebe bietet jeder Arbeitsschritt – von der Bodenbearbeitung bis zur Ernte – verschiedene Möglichkeiten, die Effizienz zu erhöhen, die Kosten zu reduzieren und den Deckungsbeitrag zu steigern.
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Bodenbearbeitung
Wegen der hohen Kraftstoffpreise ist die Direktsaat beliebter geworden und Landwirte lassen den Pflug häufiger in der Scheune stehen. Stattdessen wird für die Unkrautbekämpfung die Feldspritze bevorzugt.

Die Kraftstoffkosten sind beim Pflügen wesentlich höher als beim Spritzen, so Fredrik Hallefält, Berater für schonende Bewirtschaftung am schwedischen Institut für ländliche Räume und Landwirtschaft. Per Sahlberg aus Tagelberg Gård in der schwedischen Provinz Västergötland pflügte bis vor Kurzem noch etwa 40 % seiner 700 ha Ackerfläche. Nun setzt er fast ausschließlich auf Direktsaat und spart wegen des geringeren Kraftstoffeinsatzes Geld. „Allein durch Abpassung der Arbeitsgänge vor der Aussaat konnte ich meinen Kraftstoffverbrauch von 40 Litern/ha auf nur 10 Liter/ha senken“, erklärt Sahlberg.
Manchmal ist das Pflügen allerdings nach wie vor notwendig, z. B. beim Umbrechen von Grasweiden, nach dem Anbau von Hülsenfrüchten oder wenn so viel Unkraut vorhanden ist, dass es ohne Pflug nicht geht.
Aussaat
Bisher stellen Saatgutkosten kein großes Problem dar. Allerdings gehen die Landwirte davon aus, dass auch sie ansteigen werden und suchen nach Wegen, mögliche Preisteigerungen auszugleichen. Die Landwirte sind jedoch nicht bereit, Risiken einzugehen und womöglich die Ernte zu gefährden, während die Getreidepreise noch hoch sind.
Es gibt aber Wege, Saatgut zu sparen, wie Jonas Nilsson weiß, der in Äspäng, Norrqvarn, auf 800 ha gemeinsam mit seinem Bruder und seinem Vater einen landwirtschaftlichen Gemischtbetrieb mit Hühnern und Ackerbau betreibt. „Wir arbeiten mit variable Ausbringungsmengen und unsere Sämaschine zählt die ausgebrachten Saatkörner“, erklärt Nilsson. „So haben wir am Ende von unserer bestellten Menge oft noch ein oder zwei Säcke übrig.“

Die Sortenwahl, fügt Sahlberg hinzu, hängt in der Regel von der Nachfrage auf dem Markt und der Kundschaft ab, die Risikoeinschätzung der Landwirte fließt jedoch auch bei dieser Entscheidung mit ein. „Außerdem lassen Landwirte weniger produktives Ackerland brachliegen, statt hohe Beträge darin zu investieren und eine magere Ernte zu riskieren.“
Bestandführung und Fruchtfolge
Obwohl Bestandführung und Fruchtfolgen größtenteils vom Boden und den Anforderungen der Feldfrüchte abhängen, gehen Landwirte nun größere Risiken ein, indem sie mit Veränderungen bei der Feldfruchtwahl und Fruchtfolge experimentieren. Beispielsweise geben sie die üblichen sechsjähringen Fruchtfolgen auf und nutzen stattdessen Cash Crops, wie z. B. Wintersorten von Weizen, Raps und Gerste.
Außerdem sind sie eher bereit, neue und unerprobte Feldfrüchte einzusetzen. Ein Landwirt soll beispielsweise seine gesamte Anbaufläche mit Winterweizen bestellt haben, was risikoreich erscheinen könnte – aber Fredrik Tidström, Berater für Landwirtschaftsbetriebe und Inhaber von Växtab, lehnt es aber nicht völlig ab. „Es ist generell eine gute Strategie, sichere Feldfrüchte wie Winterweizen und Winterraps auszuwählen. Sollten sie den Winter nicht überstehen, kann man im Frühjahr erneut aussäen“, so Tidström.
Er fügt hinzu, er habe Felder gesehen, auf denen 50 Jahre in Folge ohne Ertragseinbußen oder Degenerierung des Bodens Weizen angebaut wurde. Auch Sahlberg hat bei den guten Bedingungen im Herbst 2022 seine Anbaufläche für Winterweizen und Winterraps erhöht (2022). „Die Saatbedingungen für Weizen waren diesen Herbst hervorragend.“
In Nordschweden sind Winterfeldfrüchte wegen des härteren Klimas allerdings eine weniger gute Alternative. Trotzdem probieren die Landwirte Winterweizen anstelle von erprobten Feldfrüchten wie Sommergerste aus, so Landwirtschaftsberaterin Sigrid Tirén von der Gesellschaft für ländliche Ökonomie und ländliche Räume. „Dafür gibt es zwei gute Gründe: Winterweizen hat einen höheren Ertrag und man hat im Frühjahr weniger Arbeit. Das nutzt insbesondere tierhaltenden Betrieben, in denen das Frühjahr ohnehin schon eine geschäftige Zeit ist.“

Nutztierhalter haben ihre eigene Eiweisfutterproduktion erhöht, indem sie mehr Hülsenfrüchte anbauen, da die Preise für importiertes Proteinfutter ebenfalls gestiegen sind. Der Rinderlandwirt Joakim Jonsson aus Vaggeryd hat in diesem Jahr zum ersten Mal Sudangras angebaut, um bei der Futterproduktion unabhängiger zu werden. „Es ist zwar frostempfindlich, aber ansonsten leicht anzubauen, die Erträge sind gut – und wir düngen nur mit Gülle“, so Jonsson. „Wir wissen nicht, ob es den Rindern schmeckt, aber außerhalb Schwedens wird Sudangras häufig verwendet.“
Die hohen Futterkosten sind auch für Biobetriebe ein großes Problem, das viele dazu gezwungen hat, die Biolandwirtschaft ganz aufzugeben. Die gestiegenen Kosten sind mit gestiegenen Lebensmittelpreisen zusammengefallen, wodurch die Verbraucher eher zu konventionellen Produkten greifen, statt zu den teureren Bioalternativen. „Die Preise für Bioproteinfutter haben sich auf knapp 11 Skr/kg verdoppelt und einige Landwirte sparen bis zu 300.000 Skr an Futterkosten, indem sie auf konventionelles Futter umstellen,“ so Andreas Svensson, Landwirtschaftsberater bei der Beratergruppe SRAS.
Dünger
Düngerkosten stellen für Ackerbaubetriebe die größte Herausforderung dar. Deshalb haben sich die Ackerbauern insbesondere auf diese Kosten konzentriert. „Meine Düngerkosten sind von 2000 Skr/ha auf 7000 Skr/ha gestiegen“, so Nilsson.
Aber es sind nicht allein die Kosten, auch das Angebot steht unter Druck. „Das Anbebotsproblem bestand bereits während der COVID‑19-Pandemie“, erklärt Nilsson. „Doch mit dem Konflikt in Europa wurde es noch schlimmer, da Kalium und Phosphor aus Belarus und Russland importiert werden – daher nutze ich nun weniger Dünger.“ Er berichtet, dass er die Düngergaben senken musste. Doch sowohl er als auch Sahlberg sind angesichts der hohen Getreidepreise vorsichtig, um ihre jeweiligen Erträge nicht zu gefährden.

Eine weitere Änderung in Nilssons Düngerstrategie besteht in der Ausbringung von Stickstoff, Kalium und Phosphor in drei separaten Arbeitsgängen statt in einem einzigen. „Ich habe in MyJohnDeere Ausbringungskarten erstellt, damit ich Dünger in teilflächenspezifischen Gaben ausbringen kann“, erklärt er. „Es sind mehr Durchgänge erforderlich, aber es lohnt sich bei den momentan hohen Getreidepreisen. Man muss das richtige Produkt zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle ausbringen.“
Mats Eriksson von BM Agri berichtet, dass Landwirte ihre Kalium- und Phosphordosen senken – ruft jedoch zur Vorsicht bei der Senkung der Stickstoffgaben auf: „Vor dem Frühjahr ist keine Ausbringung erforderlich. Bis dahin sind die Preise hoffentlich wieder ein wenig gesunken.“
BM Agri hat wegen der hohen Preise sogar vorübergehend einige seiner Düngerimporte unterbrochen, was Eriksson für bedenklich hält. „Die Landwirte fragen auch nach flüssigem Stickstoff und Harnstoff sowie Gülle, Klärschlamm und Biogas-Nebenprodukte als günstige Alternativen.“
Die Tierhalter achten ebenfalls mehr auf ihre Gülleausbringung und deren Nutzen als zuverlässiger Dünger für die Grasproduktion – unverzichtbar für Rinderhaltung. „Viele Landwirte nutzen vermehrt die Gülle“, so Fredrik Tidström. „Wir müssen aber besser in ihrer Analyse werden, damit sie effektiver genutzt werden kann, vor allem in Bezug auf den Stickstoff- und Phosphorgehalt.“
Pflanzenschutz
Der Pflanzenschutz ist etwas, bei dem die Landwirte keine Kompromisse kennen, da sie die hohen Erträge nicht gefährden wollen. „Fungizide sind keine große Ausgabe, aber die Glyphosatpreise haben sich verdoppelt“, so Nilsson.
Doch trotz höherer Preise spart Sahlberg nicht beim Pflanzenschutz. „Der Pflanzenschutz ist wichtig. Man muss das Unkraut unter Kontrolle halten. Ich möchte für eine Einsparung von 300 Skr/ha keine Unkrautexplosion erleben, wenn ich schon so viel in die Feldfrucht investiert habe – ich peile einen möglichst hohen Ertrag an.“
Ernten
Einen guten Ertrag zu erzielen ist genauso wichtig, wie die Kosten gering zu halten. Ackerbauern, die den Großteil ihrer Betriebsmittel zu den Preisen von 2021 ge- und ihr Getreide zu den Preisen von 2022 verkauft haben, haben gute Gewinne gemacht. Doch das Problem entsteht, wenn die Erzeugerpreise zu fallen beginnen, so Tidström. „Daher ist es eine gute Idee, bei den heutigen Preisen pro Woche höchstens 5 % bis 10 % zu verkaufen – genauso wie es eine gute Idee ist, die Käufe von Betriebsmitteln zeitlich zu strecken.“

Sahlberg kann in seinem Betrieb 70 % seiner Ernte lagern und das ist auch die Menge, die er theoretisch vorverkaufen kann, entweder über Verträge oder finanzielle Termingeschäfte. Da er glaubt, dass die Preise fallen werden, ist er bereit, bereits jetzt Preise für ca. 50 % seiner Ernte festzulegen.
Das eingegangene Risiko besteht darin, dass man gezwungen ist, die vereinbarten physischen Mengen zu liefern, was bei Ernteausfällen teuer werden kann. „Aber man kann auch nicht stillsitzen und nichts tun“, so Tidström. „Man muss kreativ denken können; anders denken, um mit der heutigen Situation zurechtzukommen. Das erfordert eine gewaltige Menge an Engagement von dem Landwirt.“
Maschinennutzung
Da sich die Kraftstoffpreise im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt haben, sind nicht nur die Betriebsstunden der Maschinen wichtig, sondern auch wie Landwirte sie einsetzen. Fredrik Hallefält berät bei SRAS zu schonender Bewirtschaftung und er sieht mehrere Möglichkeiten, nicht nur die Kraftstoffkosten zu reduzieren, sondern auch die Wartungskosten zu verringern und den Maschinenwert zu erhalten. „Ca. 25 % der Zeit, in der der Motor läuft, steht die Maschine still. Wenn man die Stillstandszeit bei laufendem Motor reduziert, dann spart man Kraftstoff und verlängert gleichzeitig das Wartungsintervall des Traktors oder der Maschine. Dadurch reduziert sich der Wertverlust beim Verkauf.“
Außerdem rät er dazu, den Reifendruck zu kontrollieren – ein weiterer Weg, Kraftstoff zu sparen, der darüber hinaus auch die Bodenverdichtung verhindert. Landwirte können eine Reifendruckregelanlage verwenden, um auf dem Feld den Reifendruck zu senken und ihn für die Straßenfahrt wieder zu erhöhen.
Die genaue Einstellung der Bodenbearbeitungstiefe basierend auf der folgenden Feldfrucht ist ein weiterer wichtiger Punkt zum Kraftstoffsparen, so Hallefält. „Man sollte nicht tiefer als nötig bearbeiten, da jeder Zentimeter zu mehr Belastung führt. Jeder Zentimeter an Bodentiefe bedeutet 150 Tonnen/ha.“
Strom sparen und nutzen
Zusätzlich zu den steigenden Investitionskosten leiden die Landwirte auch unter höheren Kredit- und Stromkosten. Diese Kosten sind hauptsächlich über einen längeren Zeitraum festgelegt, und Landwirte können kurzfristig wenig tun, um sie auszugleichen.
Die angesammelten Schulden der schwedischen Landwirte belaufen sich auf ca. 350 Milliarden Skr. Wenn nur die Hälfte davon auf einen um ein Prozent höheren Zinssatz neu verhandelt werden, würden die Finanzierungskosten um 1,75 Milliarden Skr in die Höhe schnellen. Außerdem halten Energieberater Landwirte dazu an, auf ihre Stromnutzung zu achten und, wo immer möglich, Strom zu sparen. Interessanterweise sind die Anträge für die Errichtung von Biogasanlagen auf landwirtschaftlichen Betrieben nahezu um das Zehnfache gestiegen.
SRAS arbeitet an einem „digitalen Kraftwerk“, mit dessen Hilfe Landwirte ihren Stromverbrauch besser überwachen können. Außerdem wird dieses Werkzeug in der Zukunft Landwirten, die in ihren Betrieben Strom erzeugen, dabei helfen, ihren Überschuss zu höheren Preisen zu verkaufen.