Schlüssel zum Erfolg: Opti­mieren und verbes­sern

Der spani­sche Land­wirt Jorge Prieto betreibt Ackerbau und steht in der aktu­ellen Situa­tion vor der Heraus­for­de­rung, mit weniger Mitteln effi­zient zu arbeiten. Dies setzt er schon jetzt in den verschie­denen Phasen des land­wirt­schaft­li­chen Produk­ti­ons­zy­klus mit Erfolg um.

Wir befinden uns im Norden Spaniens in der Provinz Palencia, genauer gesagt in der Gemeinde Osorno la Mayor. Hier empfängt uns Jorge Prieto, der den land­wirt­schaft­li­chen Fami­li­en­be­trieb in vierter Gene­ra­tion führt. Der Betrieb liegt auf 800 bis 920 Metern Höhe über dem Meeres­spiegel. Bewäs­se­rung wird zwar immer beliebter, dennoch wird auf den meisten Feldern nach wie vor die exten­si­vere Nutzung ohne Bewäs­se­rung bevor­zugt. Ange­baut werden Weizen, Gerste, Sonnen­blume, Hafer, Triti­cale, Wicke und Raps.

Seit vergan­genem Früh­jahr hat sich die Situa­tion voll­kommen gewan­delt.

Jorge Prieto

Es ist die Zeit der Sonnen­blu­men­ernte. In diesem Jahr dauert sie länger, weil mehr Sonnen­blumen als gewöhn­lich ange­baut wurden. Grund dafür ist der Krieg in der Ukraine, der im vergan­genen Früh­jahr begann. Deshalb mussten die gesamten Anbau­pläne für die Saison ange­passt werden. Dazu gehört auch eine deut­liche Stei­ge­rung der Sonnen­blu­men­fläche. Dies gilt nicht in Palencia: In ganz Spanien hat die Regie­rung zuge­stimmt, auf Feldern, die eigent­lich brach­liegen sollten, Sonnen­blumen anzu­bauen. Das soll zu höheren Umsätzen führen, denn in diesem Jahr können Sonnen­blumen zu einem deut­lich höheren Preis verkauft werden.

Trockenes, reifes Sonnenblumenfeld.

Im Jahr 2022 wurden mehr Sonnen­blumen ange­baut, als sonst. Das liegt an dem Krieg in der Ukraine.

Blick von oben auf einen Traktoranhaenger, dieser wird mit Sonnenblumen kernen befüllt.

Die Preise für die Ernte sind deut­lich ange­stiegen.

Maschinen aufein­ander abstimmen

Seit einiger Zeit können Land­wirte auf die Unter­stüt­zung von Víctor Sánchez-Girón, Professor an der Poly­tech­ni­schen Univer­sität Madrid und Experte auf dem Gebiet der Mecha­ni­sie­rung der land­wirt­schaft­li­chen Produk­tion, bauen. Land­wirte expe­ri­men­tieren mit unter­schie­li­chen Ansätzen und können gut funk­tio­nie­rende Ände­rungen im alltäg­li­chen Betrieb umsetzen. Verbes­se­rungs­po­ten­tiale konnten vor allem in zwei Berei­chen ident­fi­ziert werden. So konnte die Renta­bi­lität des Betriebs gestei­gert und eine schnel­lere Anpas­sung an die neuen Gege­ben­heiten ermög­licht werden.

Ein Aspekt spielt eine beson­ders wich­tige Rolle, wie Prieto und Sánchez-Girón erklären: „Die Maschinen müssen zum einen an den Betriebs­be­darf ange­passt werden, zum anderen müssen Anbau­ge­räte zum jewei­ligen Traktor passen.“ 

Wer einen leis­tungs­starken Traktor mit kleinem Anbau­gerät nutzt, kann sich die Inves­ti­tion für den Traktor auch sparen.

Víctor Sánchez-Girón

Kraft­stoff kann nur einge­spart werden, wenn Traktor und Anbau­gerät aufein­ander abge­stimmt sind. Beide sind sich einig: „Wer einen leis­tungs­starken Traktor mit kleinem Anbau­gerät nutzt, kann sich die Inves­ti­tion für den Traktor auch sparen. Und wer umge­kehrt einen kleinen Traktor mit großem Anbau­gerät nutzt, lässt seinen Traktor auf Hoch­touren laufen und verbraucht auf diese Weise unnötig viel Kraft­stoff.“ 

Zwei Männer begutachten den hinteren Reifen eines Traktors.
Jorge Prieto und Victor Sánchez-Giron wissen, dass sie mit dem rich­tigen Druck die Reifen schonen und die Menge des benö­tigten Kraft­stoffs verrin­gern können.

Außerdem lässt sich der Reifen­ver­schleiß und die benö­tigte Kraft­stoff­menge durch Anpas­sung des Reifen­drucks an die jewei­ligen Arbeits­be­din­gungen verrin­gern. „Für Feld­ar­beiten senken wir den Reifen­druck auf 1,5 bar. Muss der Traktor auf die Straße, wird der Druck wieder auf 2,5 bar ange­hoben“, erklärt Prieto.

Boden­be­ar­bei­tung: Der Boden braucht Aufmerk­sam­keit

Manche Kulturen werden auf dem Betrieb seit 30 Jahren mit Hilfe von Direkt­saat ange­baut. Dabei wird der Boden nur minimal mit einer Kombi­na­tion aus Grubber, Egge und Krümel­walze bear­beitet. Auf diese Weise ist nur eine Über­fahrt nötig, um den Boden für die Aussaat vorzu­be­reiten.  Bei der mini­malen Boden­be­ar­bei­tung in Kombi­na­tion mit Direkt­saat muss der Land­wirt deut­lich weniger Boden bewegen,  was wiederum zu hohen Diesel­ein­spa­rungen führt. Die Erträge bei mini­maler Boden­be­ar­bei­tung in Kombi­na­tion mit Direkt­saat sind zwar gering­fügig nied­riger als bei herkömm­li­chen Verfahren – dafür ist die Renta­bi­lität aber um einiges höher. Vergli­chen mit einer herkömm­li­chen Boden­be­ar­bei­tung gibt es bei einer rotie­renden Frucht­folge kaum einen Produk­ti­vi­täts­un­ter­schied.

Vogelperspektive von einem Traktor mit Anbaugerät vor einer Scheune.
Hier sind die Maschinen an den Betriebs­be­darf ange­passt und die Anbau­ge­räte passen zu dem jewei­ligen Traktor.

Bei der Vorbe­rei­tung des Bodens kommt es auch auf den rich­tigen Moment an. Wird der Boden zum rich­tigen Zeit­punkt gepflügt oder barbeitet, kann zusätz­lich Kraft­stoff einge­spart werden. Prieto erklärt: „In der Vergan­gen­heit haben wir dem Boden nicht so viel Aufmerk­sam­keit geschenkt. Es kam dann häufig vor, dass der Trak­tor­motor auf 1800 bis 1900 Umdre­hungen pro Minute hoch­drehte. Jetzt bear­beiten wir ihn, wenn er einen möglichst opti­malen Feuch­tig­keits­ge­halt aufweist. So können wir die Motor­dreh­zahl zwischen 1300 und 1400 Umdrehungen/min halten und dadurch Kraft­stoff sparen.“

Aussaat mit maxi­malem Ertrag

Bei der Aussaat hat sich eine Verrin­ge­rung der Ausbring­menge bewährt. „Zuvor haben wir bei Gerste oder Weizen 250 kg pro Hektar ausgesät. Vor einigen Saisons haben wir die Aussaat­mentge auf auf 210 kg/ha redu­ziert, und das hat sich als vorteil­haft erwiesen.“ 

Moderne Maschinen sind eine enorme Erleich­te­rung. Will man aber den maximal mögli­chen Ertrag erzielen, müssen sie perfekt einge­stellt werden.

Jorge Prieto

Eine weitere Methode zum Einsparen von Kraft­stoff ist der Einsatz von Säma­schinen für die Direkt­saat. „Moderne Maschinen sind eine enorme Erleich­te­rung. Will man aber den maximal mögli­chen Ertrag erzielen, müssen sie perfekt einge­stellt werden. Unab­hängig von der verwen­deten Säma­schine sind regel­mä­ßige Wartungs- und Kali­brie­rungs­ar­beiten entschei­dend, um eine ange­passte Saat­aus­brin­gung zu ermög­li­chen“, fügen Prieto und Sánchez-Girón hinzu.

Nahaufnahmen von Händen mit Getreide
Bei der Aussaat hat sich eine Verrin­ge­rung der Ausbring­menge bewährt.

Dünger wirksam sparen

Zuvor war es üblich, Dünger zweimal im Laufe eines Feld­frucht­zy­klus auszu­bringen: einmal vor der Aussaat und einmal nach Beginn des Pflan­zen­wachs­tums. „Neuer­dings düngen wir nur noch einmal, dafür aber mit lang­samer Abgabe und mit einem Streuer, der über Teil­b­rei­ten­schal­tung verfügt und den Dünger so effi­zi­enter ausbringt“. Mithilfe eines Zentri­fu­gal­streuers kann der Dünger mit einer Fahrt wirksam verteilt werden. Der verwen­dete Dünger ist reich­haltig und umfasst einen Stabi­li­sator auf Ammo­niak­basis zur allmäh­li­chen Stick­stoff­ab­gabe, wobei den Pflanzen ein gewisser Anteil sofort zur Verfü­gung steht.

Jorge-Prieto stehend vor einem Getreideberg.
Jorge Prieto konnte seine Ernte­kosten senken.

Seit Kriegs­be­ginn hat sich der Dünger­preis verdrei­facht. Auch aus diesem Grund haben die beiden eine Verrin­ge­rung der Ausbring­menge ange­strebt: Statt 500 kg/ha wie bisher konnte die Menge des ausge­brachten Düngers auf 350 kg/ha gesenkt werden. Zudem setzen sie weniger gehalt­vollen, dafür aber güns­ti­geren Dünger ein. Anstelle von 12‑24‑16 wird ab jetzt 8‑15‑8 verwendet. Auf diese Weise konnten die Dünger­kosten stark redu­ziert werden.

Aktuell säen wir viele Hülsen­früchte, weil sie keinen Dünger benö­tigen.

Jorge Prieto

Dann wären da noch die Kulturen, die ohne Dünger auskommen, wie die Wicke. Diese Hülsen­frucht wird dieses Jahr vermehrt ausgesät. „Aktuell säen wir viele Hülsen­früchte, weil sie keinen Dünger benö­tigen.“ Der vermehrte Anbau von Wicke ist also auch eine Möglich­keit, um Dünger einzu­sparen.

Indem abwech­selnd Hülsen­früchte und Getreide ange­pflanzt werden, bleibt der Boden fruchtbar. Ermög­licht wird dies durch Bakte­rien, die zusammen mit den kleinen Knöll­chen an den Wurzeln der Hülsen­früchte wirken: Diese Symbiose sorgt dafür, dass Hülsen­früchte zwischen 70 und 80 % des Stick­stoffs aus der Atmo­sphäre binden.

Für gewöhn­lich wurden Weizen, Hafer, Triti­cale und Wicke ange­baut. In diesem Jahr wurden verstärkt Wicke und Sonnen­blumen ange­pflanzt. Pietro kann sich zudem vorstellen, auch Raps in die Rota­tion aufzu­nehmen, da sich diese Pflanze gut an die Böden der Region anpassen kann.

Pflan­zen­schutz mit Bedacht

„Unser größtes Problem sind Unkräuter“, sagt Pietro, und fügt hinzu: „Der Preis für Herbi­zide, die wir verwenden, hat sich verdop­pelt. Zur Abschwä­chung dieser nega­tiven Effekte passen wir dieses Jahr die Ausbring­menge an.“ Auf den meisten Feldern werden jetzt statt 3 nur noch 2,5 l/ha verwendet. Die maxi­male Ausbring­menge kommt nur punk­tuell zum Einsatz.

Dieses Jahr passen wir die Ausbring­menge der Herbi­zide an.

Jorge Prieto

Zusätz­lich wird Herbizid einge­spart, indem der Boden umge­bro­chen wird, die Pflanzen rotieren und mehr Pflanzen ange­baut werden, die weniger Unkraut mit sich bringen, wie beispiels­weise Sonnen­blumen.

Ernte­kosten senken

„Während der Ernte ist es oberstes Ziel, die Effi­zienz der Maschi­nen­nut­zung, der Arbeits­kräfte und des Kraft­stoffs zu stei­gern“, erklärt Sánchez-Girón. Sie haben daher in größere Ernte­vor­sätze, leis­tungs­stär­kere Mähdre­scher mit größerem Saat­gut­tank sowie in Anhänger mit größerem Volumen inves­tiert. „Durch all das können wir die Ernte­kosten pro geern­tetem Kilo senken“, erklärt er weiter.

Frontalaufnahme eines John Deere Traktors auf einer Pappelplantage
Das Dienst­leis­tungs­an­bebot der Betrieb auch anderen Land­wirten an: Hier ist der Auftrag Unkräuter in einer Pappel­plan­tage zu bekämpfen.

Diver­si­fi­zie­rung und Dienst­leis­tung

Eine weitere Möglich­keit, den Betrieb renta­bler zu machen, ist das Angebot an Produkten und Dienst­leis­tungen zu erwei­tern, um zusätz­liche Einnahmen zu gene­rieren. Seit einigen Jahren bietet der Betrieb Dienst­leis­tungen auch anderen Land­wirten aus der Region an, haupt­säch­lich im Bereich Pflege von Pappel­plan­tagen, die in dieser Region der Provinz Palencia häufig in der Nähe von Fluss­ufern zu finden sind.

„Dank der Arbeit in den Pappel­plan­tagen können wir ganz­jährig Umsätze erwirt­schaften“, erklärt Prieto. Damit die Plan­tagen frei von Unkraut bleiben, bear­beiten sie die Flächen mit einer Schei­ben­egge und erzielen so zusätz­liche Einnahmen mit Geräten, die bereits ange­schafft wurden.

Ihre Antwort auf die Frage, ob die Land­wirt­schaft eine Zukunft hat: „Ja, natür­lich! Dabei ist der Schlüssel zum Erfolg: opti­mieren, verbes­sern, effi­zi­enter werden.“