Wir befinden uns im Norden Spaniens in der Provinz Palencia, genauer gesagt in der Gemeinde Osorno la Mayor. Hier empfängt uns Jorge Prieto, der den landwirtschaftlichen Familienbetrieb in vierter Generation führt. Der Betrieb liegt auf 800 bis 920 Metern Höhe über dem Meeresspiegel. Bewässerung wird zwar immer beliebter, dennoch wird auf den meisten Feldern nach wie vor die extensivere Nutzung ohne Bewässerung bevorzugt. Angebaut werden Weizen, Gerste, Sonnenblume, Hafer, Triticale, Wicke und Raps.
Seit vergangenem Frühjahr hat sich die Situation vollkommen gewandelt.
Jorge Prieto
Es ist die Zeit der Sonnenblumenernte. In diesem Jahr dauert sie länger, weil mehr Sonnenblumen als gewöhnlich angebaut wurden. Grund dafür ist der Krieg in der Ukraine, der im vergangenen Frühjahr begann. Deshalb mussten die gesamten Anbaupläne für die Saison angepasst werden. Dazu gehört auch eine deutliche Steigerung der Sonnenblumenfläche. Dies gilt nicht in Palencia: In ganz Spanien hat die Regierung zugestimmt, auf Feldern, die eigentlich brachliegen sollten, Sonnenblumen anzubauen. Das soll zu höheren Umsätzen führen, denn in diesem Jahr können Sonnenblumen zu einem deutlich höheren Preis verkauft werden.
Maschinen aufeinander abstimmen
Seit einiger Zeit können Landwirte auf die Unterstützung von Víctor Sánchez-Girón, Professor an der Polytechnischen Universität Madrid und Experte auf dem Gebiet der Mechanisierung der landwirtschaftlichen Produktion, bauen. Landwirte experimentieren mit unterschielichen Ansätzen und können gut funktionierende Änderungen im alltäglichen Betrieb umsetzen. Verbesserungspotentiale konnten vor allem in zwei Bereichen identfiziert werden. So konnte die Rentabilität des Betriebs gesteigert und eine schnellere Anpassung an die neuen Gegebenheiten ermöglicht werden.
Ein Aspekt spielt eine besonders wichtige Rolle, wie Prieto und Sánchez-Girón erklären: „Die Maschinen müssen zum einen an den Betriebsbedarf angepasst werden, zum anderen müssen Anbaugeräte zum jeweiligen Traktor passen.“
Wer einen leistungsstarken Traktor mit kleinem Anbaugerät nutzt, kann sich die Investition für den Traktor auch sparen.
Víctor Sánchez-Girón
Kraftstoff kann nur eingespart werden, wenn Traktor und Anbaugerät aufeinander abgestimmt sind. Beide sind sich einig: „Wer einen leistungsstarken Traktor mit kleinem Anbaugerät nutzt, kann sich die Investition für den Traktor auch sparen. Und wer umgekehrt einen kleinen Traktor mit großem Anbaugerät nutzt, lässt seinen Traktor auf Hochtouren laufen und verbraucht auf diese Weise unnötig viel Kraftstoff.“
Außerdem lässt sich der Reifenverschleiß und die benötigte Kraftstoffmenge durch Anpassung des Reifendrucks an die jeweiligen Arbeitsbedingungen verringern. „Für Feldarbeiten senken wir den Reifendruck auf 1,5 bar. Muss der Traktor auf die Straße, wird der Druck wieder auf 2,5 bar angehoben“, erklärt Prieto.
Bodenbearbeitung: Der Boden braucht Aufmerksamkeit
Manche Kulturen werden auf dem Betrieb seit 30 Jahren mit Hilfe von Direktsaat angebaut. Dabei wird der Boden nur minimal mit einer Kombination aus Grubber, Egge und Krümelwalze bearbeitet. Auf diese Weise ist nur eine Überfahrt nötig, um den Boden für die Aussaat vorzubereiten. Bei der minimalen Bodenbearbeitung in Kombination mit Direktsaat muss der Landwirt deutlich weniger Boden bewegen, was wiederum zu hohen Dieseleinsparungen führt. Die Erträge bei minimaler Bodenbearbeitung in Kombination mit Direktsaat sind zwar geringfügig niedriger als bei herkömmlichen Verfahren – dafür ist die Rentabilität aber um einiges höher. Verglichen mit einer herkömmlichen Bodenbearbeitung gibt es bei einer rotierenden Fruchtfolge kaum einen Produktivitätsunterschied.
Bei der Vorbereitung des Bodens kommt es auch auf den richtigen Moment an. Wird der Boden zum richtigen Zeitpunkt gepflügt oder barbeitet, kann zusätzlich Kraftstoff eingespart werden. Prieto erklärt: „In der Vergangenheit haben wir dem Boden nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt. Es kam dann häufig vor, dass der Traktormotor auf 1800 bis 1900 Umdrehungen pro Minute hochdrehte. Jetzt bearbeiten wir ihn, wenn er einen möglichst optimalen Feuchtigkeitsgehalt aufweist. So können wir die Motordrehzahl zwischen 1300 und 1400 Umdrehungen/min halten und dadurch Kraftstoff sparen.“
Aussaat mit maximalem Ertrag
Bei der Aussaat hat sich eine Verringerung der Ausbringmenge bewährt. „Zuvor haben wir bei Gerste oder Weizen 250 kg pro Hektar ausgesät. Vor einigen Saisons haben wir die Aussaatmentge auf auf 210 kg/ha reduziert, und das hat sich als vorteilhaft erwiesen.“
Moderne Maschinen sind eine enorme Erleichterung. Will man aber den maximal möglichen Ertrag erzielen, müssen sie perfekt eingestellt werden.
Jorge Prieto
Eine weitere Methode zum Einsparen von Kraftstoff ist der Einsatz von Sämaschinen für die Direktsaat. „Moderne Maschinen sind eine enorme Erleichterung. Will man aber den maximal möglichen Ertrag erzielen, müssen sie perfekt eingestellt werden. Unabhängig von der verwendeten Sämaschine sind regelmäßige Wartungs- und Kalibrierungsarbeiten entscheidend, um eine angepasste Saatausbringung zu ermöglichen“, fügen Prieto und Sánchez-Girón hinzu.
Dünger wirksam sparen
Zuvor war es üblich, Dünger zweimal im Laufe eines Feldfruchtzyklus auszubringen: einmal vor der Aussaat und einmal nach Beginn des Pflanzenwachstums. „Neuerdings düngen wir nur noch einmal, dafür aber mit langsamer Abgabe und mit einem Streuer, der über Teilbreitenschaltung verfügt und den Dünger so effizienter ausbringt“. Mithilfe eines Zentrifugalstreuers kann der Dünger mit einer Fahrt wirksam verteilt werden. Der verwendete Dünger ist reichhaltig und umfasst einen Stabilisator auf Ammoniakbasis zur allmählichen Stickstoffabgabe, wobei den Pflanzen ein gewisser Anteil sofort zur Verfügung steht.
Seit Kriegsbeginn hat sich der Düngerpreis verdreifacht. Auch aus diesem Grund haben die beiden eine Verringerung der Ausbringmenge angestrebt: Statt 500 kg/ha wie bisher konnte die Menge des ausgebrachten Düngers auf 350 kg/ha gesenkt werden. Zudem setzen sie weniger gehaltvollen, dafür aber günstigeren Dünger ein. Anstelle von 12‑24‑16 wird ab jetzt 8‑15‑8 verwendet. Auf diese Weise konnten die Düngerkosten stark reduziert werden.
Aktuell säen wir viele Hülsenfrüchte, weil sie keinen Dünger benötigen.
Jorge Prieto
Dann wären da noch die Kulturen, die ohne Dünger auskommen, wie die Wicke. Diese Hülsenfrucht wird dieses Jahr vermehrt ausgesät. „Aktuell säen wir viele Hülsenfrüchte, weil sie keinen Dünger benötigen.“ Der vermehrte Anbau von Wicke ist also auch eine Möglichkeit, um Dünger einzusparen.
Indem abwechselnd Hülsenfrüchte und Getreide angepflanzt werden, bleibt der Boden fruchtbar. Ermöglicht wird dies durch Bakterien, die zusammen mit den kleinen Knöllchen an den Wurzeln der Hülsenfrüchte wirken: Diese Symbiose sorgt dafür, dass Hülsenfrüchte zwischen 70 und 80 % des Stickstoffs aus der Atmosphäre binden.
Für gewöhnlich wurden Weizen, Hafer, Triticale und Wicke angebaut. In diesem Jahr wurden verstärkt Wicke und Sonnenblumen angepflanzt. Pietro kann sich zudem vorstellen, auch Raps in die Rotation aufzunehmen, da sich diese Pflanze gut an die Böden der Region anpassen kann.
Pflanzenschutz mit Bedacht
„Unser größtes Problem sind Unkräuter“, sagt Pietro, und fügt hinzu: „Der Preis für Herbizide, die wir verwenden, hat sich verdoppelt. Zur Abschwächung dieser negativen Effekte passen wir dieses Jahr die Ausbringmenge an.“ Auf den meisten Feldern werden jetzt statt 3 nur noch 2,5 l/ha verwendet. Die maximale Ausbringmenge kommt nur punktuell zum Einsatz.
Dieses Jahr passen wir die Ausbringmenge der Herbizide an.
Jorge Prieto
Zusätzlich wird Herbizid eingespart, indem der Boden umgebrochen wird, die Pflanzen rotieren und mehr Pflanzen angebaut werden, die weniger Unkraut mit sich bringen, wie beispielsweise Sonnenblumen.
Erntekosten senken
„Während der Ernte ist es oberstes Ziel, die Effizienz der Maschinennutzung, der Arbeitskräfte und des Kraftstoffs zu steigern“, erklärt Sánchez-Girón. Sie haben daher in größere Erntevorsätze, leistungsstärkere Mähdrescher mit größerem Saatguttank sowie in Anhänger mit größerem Volumen investiert. „Durch all das können wir die Erntekosten pro geerntetem Kilo senken“, erklärt er weiter.
Diversifizierung und Dienstleistung
Eine weitere Möglichkeit, den Betrieb rentabler zu machen, ist das Angebot an Produkten und Dienstleistungen zu erweitern, um zusätzliche Einnahmen zu generieren. Seit einigen Jahren bietet der Betrieb Dienstleistungen auch anderen Landwirten aus der Region an, hauptsächlich im Bereich Pflege von Pappelplantagen, die in dieser Region der Provinz Palencia häufig in der Nähe von Flussufern zu finden sind.
„Dank der Arbeit in den Pappelplantagen können wir ganzjährig Umsätze erwirtschaften“, erklärt Prieto. Damit die Plantagen frei von Unkraut bleiben, bearbeiten sie die Flächen mit einer Scheibenegge und erzielen so zusätzliche Einnahmen mit Geräten, die bereits angeschafft wurden.
Ihre Antwort auf die Frage, ob die Landwirtschaft eine Zukunft hat: „Ja, natürlich! Dabei ist der Schlüssel zum Erfolg: optimieren, verbessern, effizienter werden.“