Bio mit System: Gemüse, Eier, Energie

Inmitten der Moor­land­schaft von Jütland, bei einem Biobauern, der auf Kreis­lauf­land­wirt­schaft setzt, bilden Hühner und Gemüse eine Symbiose.

Mitten in der Moor­land­schaft von Jütland betreibt Axel Månsson einen beein­dru­ckenden Biohof. Auf über 1.900 ha wachsen 32 verschie­dene Gemü­se­sorten, Getreide und Eiweiß­pflanzen. Dazu kommen Wälder, Hühner­ställe für fast 250.000 Bio-Lege­hennen, moderne Maschi­nen­hallen, Verpa­ckungs­an­lagen, Lager – und Däne­marks erste ökolo­gi­sche Biogas­an­lage, die klima­freund­li­ches Gas ins natio­nale Netz einspeist.

Axel Månsson ist Gärtner, Hotel­be­sitzer, Geschäfts­führer – und vor allem leiden­schaft­li­cher Land­wirt. Schon als Schüler in den 1960er Jahren träumte der Bäcker­sohn von einem eigenen Bauernhof. Heute ist sein Unter­nehmen einer der größten Anbieter von Bio-Gemüse in Däne­mark und der wich­tigste Liefe­rant von Bio-Eiern im Land.

Es ist span­nend, neue Dinge auszu­pro­bieren.

Axel Månsson

Sein Weg begann vor fast 50 Jahren mit dem Kauf eines kleinen Hofs von der Witwe des örtli­chen Spar­kas­sen­lei­ters: 43 Hektar, 16 Kühe, 40 Schweine und 300 Hühner. Einen großen Plan hatte er nicht – nur Neugier und Lust, etwas zu bewegen.

„Es geschah mehr oder weniger durch eine Kombi­na­tion aus Zufall und Neugier“, sagt er, „denn ich möchte etwas bewegen. Neue Dinge auszu­pro­bieren ist span­nend, wenn etwas zu lange beim Alten geblieben ist.“

Hühner mit eigenem Wald – das Wohl­be­finden der Tiere ist eine wich­tige Grund­lage für die Produk­tion von Hühnern.

Erfolg mit Bio-Gemüse trotz Rück­schlägen

China­kohl war ein Zufalls­fund, diese neue Gemü­se­sorte eroberte Däne­mark in den 1980er Jahren im Sturm, und Månsson glaubte, dass sie die Kartof­fel­pro­duk­tion seines Betriebs gut ergänzen könnte. Der erste Versuch war ein Rein­fall: Von tausenden gepflanzten Köpfen verkaufte er nur 230. Doch Månsson ließ sich nicht entmu­tigen. Er lernte dazu, wurde Liefe­rant für große Super­märkte – und wech­selte später zu beliebten Sorten wie Spitz­kohl, Bimi® und Pak Choi.

Auch mit frisch geschnit­tenem Gemüse hatte er anfangs wenig Erfolg. Über die Gerüch­te­küche erfuhr er, dass sich die Firma Flensted, die aus Kartof­feln von Axel Månsson weiter­ver­ar­bei­tete Produkte herstellte, auf der Suche nach frisch geschnit­tenem Gemüse war. Seine Hart­nä­ckig­keit über­zeugte schließ­lich Ole Flensted persön­lich, und so lieferte er bis 2023 frisch­ge­schnit­tenes Gemüse an Flensted. Dann wurde die Abtei­lung geschlossen und man konzen­trierte sich auf Kartof­feln. Doch zu diesem Zeit­punkt war Axel Månsson längst weiter­ge­zogen – und war Däne­marks größter Produ­zent von Eisberg­salat geworden.

Selbst als das Unter­nehmen in finan­zi­elle Schwie­rig­keiten geriet, gab Månsson nicht auf. Die Hühner­hal­tung wurde Teil der Rettung – mit neuen Verträgen für Brut­eier und einem klaren Blick nach vorn.

Spitz­kohl und andere moder­nere Kohl­sorten haben bei Månsson China­kohl und frisch geschnit­tenes Gemüse ersetzt.

Kreis­lauf­wirt­schaft für den Markt der Zukunft

Zu Beginn hatte Axel Månsson weder eine Vision noch eine Stra­tegie, aller­dings konnte dieses Versäumnis das Wachstum seines Unter­neh­mens nicht aufhalten. Sein Fokus lag auf den Bedürf­nissen des Marktes der Zukunft. Heute setzt er auf eine ökolo­gi­sche Kreis­lauf­wirt­schaft. Das Tier­wohl ist ein wich­tiger Aspekt seiner Hühner­hal­tung, und Zwischen­früchte und Kompost dienen dazu, das Boden­leben konti­nu­ier­lich wieder­her­zu­stellen. Das Unter­nehmen versorgt sich heute bei den Pflan­zen­nähr­stoffen selbst. Das Ziel ist es, dasselbe auch bei Futter­mit­teln und Energie zu errei­chen.

„Wir erproben ständig Sorten, die wir für den Markt der Zukunft für attraktiv halten“, sagt Axel Månsson. „Wir wollen heraus­finden, welche Voraus­set­zungen erfüllt sein müssen, damit die Pflanzen auf unserem Sand­boden gedeihen können. Erst dann beginnen wir mit dem groß­flä­chigen Anbau“.

Der Hof zieht das ganze Jahr über zahl­reiche Besu­cher an – Führungen, Vorträge, fach­be­zo­gene Veran­stal­tungen und Akti­vi­täten bringen Produk­tion und Kunden näher zusammen. Markt­trends verän­dern sich schnell, und da ist es wichtig, Entwick­lungen wie die stei­gende Nach­frage nach Conve­ni­ence-Produkten genau im Auge zu behalten. „Auch das Wissen über die ökolo­gi­sche Land­wirt­schaft und die Art und Weise, wie wir Gemüse produ­zieren, ist in einer Zeit, in der die Kluft zwischen Stadt und Land immer größer wird, eben­falls wichtig“, betont Axel Månsson.

Mit KI ist das Laser­gerät zur Unkraut­be­kämp­fung in der Lage, Unkraut zu finden und „zu schießen“.

Bio-Land­wirt­schaft und Hühner­wälder

Als beken­nender Bio-Land­wirt möchte Axel Månsson, dass ganz Däne­mark ökolo­gisch bewirt­schaftet wird, und sein Ziel ist es, so viel wie möglich ökolo­gisch zu produ­zieren. Na ja, soweit möglich! Denn Månsson ist auch Realist. Mit Ausnahme von fünf konven­tio­nellen Gemü­se­arten ist seine gesamte Produk­tion ökolo­gisch. „Man muss erst krab­beln, bevor man laufen kann“, lautet einer seiner Leit­sätze.

Ein weiterer lautet: „Das Wich­tigste bei der Nach­hal­tig­keit sind gesunde Finanzen. Ohne die konven­tio­nelle Produk­tion hätten wir nicht die finan­zi­ellen Mittel gehabt, um uns Schritt für Schritt zu mehr ökolo­gi­scher Land­wirt­schaft und mehr Nach­hal­tig­keit hinzu­ent­wi­ckeln“, räumt er ein. „Wir bauen zum Beispiel immer noch konven­tio­nellen Eisberg­salat an, weil es dafür in Däne­mark weiterhin einen Markt gibt. Und wenn wir ihn nicht liefern können, dann tun es eben andere.

Fantas­ti­scher Kreis­lauf, wenn wir impor­tiertes Eiweiß durch Mikro­algen ersetzen können.

Axel Månsson

Zuge­ge­be­ner­maßen stellen Krank­heiten und Schäd­linge die ökolo­gi­sche Produk­tion vor Heraus­for­de­rungen. Aber durch neue Tech­no­lo­gien ergeben sich auch neue Möglich­keiten für die ökolo­gi­sche Land­wirt­schaft. Das Unter­nehmen hat zum Beispiel in ein Laser­gerät zur Unkraut­be­kämp­fung inves­tiert. Dank künst­li­cher Intel­li­genz und Laser­strahlen ist der Roboter in der Lage, das Unkraut selbst zu finden und „zu schießen“. So bietet der Roboter eine Alter­na­tive zum Jäten mit der Hand, das sonst bei einer Haupt­kultur wie beispiels­weise Bio-Zwie­beln die einzige Möglich­keit ist. Da der Roboter den Boden nicht umwälzt, kommen auch keine neuen Unkraut­samen an die Ober­fläche.

Arbeits­kräfte und Maschi­nen­lo­gistik müssen zusam­men­spielen, wenn 32 Gemü­se­sorten, Kartof­feln, Getreide usw. ange­baut werden sollen.

Alle 72 Millionen Eier, die das Unter­nehmen jähr­lich verkauft, sind Bio-Eier. Die 231 000 weißen Leghorn-Hennen suchen ihr Futter in bewal­deten Gebieten, geschützt vor Raub­vö­geln. Dort picken und sonnen sich die Hühner und scharren im Gras. Sie fressen Insekten und Kräuter, um ihre Ernäh­rung zu ergänzen.

Biogas, Algen und der nächste Kreis­lauf

2017 eröff­nete Axel Månsson in Zusam­men­ar­beit mit Nature Energy die erste ökolo­gi­sche Biogas­an­lage Däne­marks und entwi­ckelte so dem ökolo­gi­schen Grund­ge­danken der Kreis­lauf­wirt­schaft weiter. Dahinter stand der Wunsch nach Selbst­ver­sor­gung mit orga­ni­schem Dünger. Die Anlage bezieht Biomasse in Form von Hühner­mist und Pflan­zen­resten aus der Produk­tion von Månsson sowie von Land­wirten aus der Region und wurde 2019 erwei­tert.

Entgaste Biomasse bietet einige Vorteile gegen­über Rohmist: Sie weist eine höhere Nähr­stoff­kon­zen­tra­tion auf, lässt sich besser verteilen lässt, wird von den Pflanzen leichter aufge­nommen und riecht weniger stark.

Måns­sons ökolo­gi­sche Biogas­an­lage war die erste in Däne­mark. Die Biomasse stammt aus seiner eigenen Produk­tion und der einer Gruppe von Land­wirten in der Umge­bung.

Als nächstes plant Månsson die voll­stän­dige Selbst­ver­sor­gung mit Hühner­futter. Deshalb betei­ligt er sich an einem Versuch zur Züch­tung von Mikro­algen, die impor­tiertes Eiweiß im Hühner­futter ersetzen können, der vom Däni­schen Tech­no­lo­gi­schen Institut durch­ge­führt wird. Die Algen werden in auf dem Boden verlegten Kunst­stoff­schläu­chen kulti­viert und mit über­schüs­sigem CO2 aus der Biogas­an­lage versorgt.

„Wenn sich unsere Erwar­tungen erfüllen, dürfte das ein fantas­ti­scher Kreis­lauf werden. Wir wären dann in der Lage auf unseren Feldern Eiweiß in Schläu­chen zu produ­zieren, welches auf unseren eigenen Rest­stoffen basiert. Nicht nur für Tier­fut­ter­mittel, sondern viel­leicht auch für die Lebens­mit­tel­pro­duk­tion“, sagt Axel Månsson abschlie­ßend.

Da Algen nach wissen­schaft­li­chen Angaben 20-mal so viel Eiweiß pro ha produ­zieren können wie Soja, würden land­wirt­schaft­liche Flächen einge­spart. Das Gleiche gilt für die verti­kale Land­wirt­schaft, aber daran ist Axel Månsson weder betei­ligt noch inter­es­siert. „Das mag ja alles ganz toll sein“, sagt er, „aber ich bin Bio-Land­wirt, und die verti­kale Land­wirt­schaft ist meilen­weit von meinem Inter­esse am natür­li­chen Anbau entfernt.“

Axel Månsson A/S

1.900 Hektar
Fläche

231.000
Bio-Hennen

Gemüse, Getreide,
Eiweiß­pflanzen,
Saat­gut­pro­duk­tion

72 Mio.
Eier

18 Mio. m3 Gas
pro Jahr in der eigenen
Biogas­an­lage