Im Jahr 2016 wurde der landwirtschaftliche Betrieb in Vernand vom Ministerium für territoriale Zusammenarbeit für seine „gemeinsame, nachhaltige Agrarlandschaft“ ausgezeichnet. Acht Jahre später zeigt uns Rémi Janin seinen Hof und erklärt welche Maßnahmen er ergriffen hat, um seine Ziele zu erreichen?
Architektur und Landwirtschaft – eine ungewöhnliche Kombination
Rémi Janin studierte Landschaftsarchitektur in Blois und sein Bruder Pierre Architektur in Saint-Etienne. Gemeinsam beschlossen sie, ihre Abschlussarbeiten über die Integration der Landwirtschaft in die Landschaft zu schreiben, und zwar am Beispiel ihres eigenen Familienbetriebes. Nach ihrem Abschluss im Jahr 2006 gründeten die Brüder die Agentur Fabriques Architectures Paysages, die Projekte für lokale Behörden und Privatpersonen im ländlichen Raum durchführte.

2017 übernahm Rémi Janin dann den Betrieb im Örtchen Vernand, etwas 60 km nordöstlich von Lyon, von seiner Mutter, die in den Ruhestand ging. „Meine Eltern waren sich schon immer der sozialen und kulturellen Herausforderungen im ländlichen Raum bewusst“, sagt der Landwirt, der eine gute Kommunikation mit seinen Nachbarn aufrechterhalten möchte – wer auch immer diese sein mögen. „Seit der COVID-Pandemie sind neue Familien in die umliegenden Dörfer und Bezirke gezogen, während die Zahl der bewirtschafteten Bauernhöfe – insbesondere der Milchviehbetriebe – weiter sinkt“, erklärt Rémi.
Direktvermarktung und Ökologischer Landbau
Beim Fleischverkauf hatten sich Rémis Eltern bereits kurz nach der Übernahme des Hofes im Jahr 1989 für die Direktvermarktung entschieden. Der Wechsel zu Bio-Produkten kam ganz natürlich, nur ein paar Jahre später, im Jahr 1992. „Heute bewirtschaften wir insgesamt etwa 92 ha, davon 82 ha Grünland“, sagt Rémi, dessen Mitarbeiter Michel Laurent für die Tiere und den Anbau der Feldfrüchte zuständig ist.
Wir bewirtschaften insgesamt etwa 92 ha, von denen 82 ha Dauergrünland sind.
Rémi Janin
Die Herde lebt ausschließlich im Freien und besteht aus Schafen und Rindern. Die Kunden können aus einer großen Vielfalt von verschiedenen Fleischsorten für jede Jahreszeit, wie z. B. Lammkoteletts für den Grill im Sommer, auswählen. Die etwa hundert Schafe setzen sich aus Tieren der Rassen Rava, Bizet und Noire du Velay zusammen. Die meisten Rinder gehören zur Rasse Aubrac. Zwei Bullen sorgen für eine natürliche Fortpflanzung. „Ich bin stolz darauf, 8 bis 10 Monate alte Kälber zu verkaufen, die das ganze Jahr über mit ihrer Mutter auf der Weide gelebt haben“, sagt Rémi.
Frischfleisch direkt zu den Kunden
Kunden, von denen einige schon seit 30 Jahren die Treue halten, können ihr Fleisch jeden Freitag auf dem Markt in Roanne, ca. 20 Autominuten entfernt, kaufen. Die Vorbereitung erfolgt nach einem bewährten Ablauf, der mit der Schlachtung am Anfang jeder Woche beginnt. Anschließend wir das Fleisch zerlegt und für den Verkauf am Wochenende vorbereitet.
Der Markt in Roanne macht gut 70 % des Umsatzes aus. Zusätzliche Einnahmen werden über den Verkauf von Fleischkisten erzielt, insbesondere für die 15 Minuten entfernte AMAP Uni-Terre d’Amplepuis. Eine AMAP (Association pour le Maintien d’une Agriculture Paysanne) ist ein auf Mitgliedschaft basierender Dienst, welcher die Auslieferung im Rahmen vertraglicher Vereinbarungen regional und lokal erzeugter Lebensmittel für Landwirte und Gärtner übernimmt.

An Uni-Terre liefert Rémi Janin 3- oder 5-kg-Fleischkisten mit Kalbfleisch, Würstchen und Merguez-Würstchen (Rind, Lamm, Kalb), Lammkeulen und andere Fleischstücke. „Der Kostenanstieg hat unsere Margen verringert“, gibt er zu, „und leider war es bisher nicht möglich, diese Erhöhungen wirklich an unsere Kunden weiterzugeben. So sind unsere Preise für die Kunden immer noch angemessen und erschwinglich.“
Landschaft klimaresilient gestalten
Rémi Janin glaubt, dass der Boden und die Tiere die Landschaft ausmachen. „Als ich nach Vernand zog, war mir die rentable Tierhaltung ebenso wichtig wie die Förderung der Biodiversität. Dabei wollte ich auch die gemeinsamen Ziele unseres Polykultur-Vereins nicht außer Acht lassen“, erinnert er sich. Der Verein wurde 2008 gegründete und 2016 ausgezeichnet. Er bringt Landwirte und die Öffentlichkeit durch kulturelle Veranstaltungen zusammen, die regelmäßig von Hunderten von Menschen besucht werden.
Mir ist die rentable Tierhaltung ebenso wichtig wie die Förderung der Biodiversität.
Rémi Janin
Seit 2017 beschäftigt sich Rémis besonders mit dem Klimawandel. „Die Weideflächen leiden im Sommer häufig besonders stark. Da bin ich froh, dass ich in unserem Betrieb durch zusätzliche Unterteilung die Anzahl der Parzellen von 10 auf 30 erhöht habe, um so die Rotationsbeweidung zu fördern“, sagt der Landwirt. „Wir haben Hecken mit einheimischen Pflanzen angelegt, wir haben kleine Teiche, die jahrelang unter der Dürre gelitten haben, wiederhergestellt, und wir haben den Zugang zu kühlen Bereichen unter Bäumen freigeräumt, die großartige Rückzugsorte für die Herde bieten. Leider mussten wir in einigen Jahren zusätzliches Futter kaufen, aber unser Ziel ist es immer noch, autark zu bleiben! Und schließlich haben wir auch die Getreideanbaufläche vergrößert, um Brotweizen zu produzieren und direkt zu verkaufen. Das ermöglich uns eine zusätzliche Diversifizierung abseits der Rinder- und Schafhaltung.“


Auf den 10 ha Ackerbauflächen praktiziert Rémi Janin Streifenanbau. Die Flächen werden von Anpflanzungen begrenzt, was in Richtung Agroforstwirtschaft geht. Die Böden werden nur flach bearbeitet und mit einer mehrgliedrigen Fruchtfolge bestehend aus Weizen, Körnergemenge und Weidegras bestellt. „Unserem Mitarbeiter ist es gelungen, die Mechanisierungskosten niedrig zu halten, insbesondere durch den Beitritt zu mehreren landwirtschaftlichen Maschinenkooperationen, die sämtliche erforderlichen Maschinen zur Verfügung stellen können.“
Wird Rémi Janin durch die Gestaltung der Landschaft auf seinem Betrieb in Vernand den Lauf des Klimawandels aufhalten? Die Zukunft wird es zeigen. Nebenbei unterrichtet der zweifache Vater in Clermont-Ferrand immer noch Architektur, er lebt sein Leben als Landwirt in vollen Zügen und öffnet seine Türen weit für seine Nachbarn und die Freunde des Polykultur-Vereins.