Die Land­schaft klima­re­si­lient gestalten

Der 40-jährige Rémi Janin setzt erfolg­reich die Fami­li­en­tra­di­tion des ökolo­gi­schen Land­baus und der Direkt­ver­mark­tung fort. Außerdem hat er einem Abschluss in Land­schafts­ar­chi­tektur und arbeitet daran, seinen land­wirt­schaft­li­chen Betrieb in Vernand, Haut-Beau­jo­lais, klima­freund­li­cher und wider­stands­fä­higer zu machen. Darüber hinaus möchte er die Land­schaft für die Bewohner und Besu­cher der Region attrak­tiver gestalten.

Im Jahr 2016 wurde der land­wirt­schaft­liche Betrieb in Vernand vom Minis­te­rium für terri­to­riale Zusam­men­ar­beit für seine „gemein­same, nach­hal­tige Agrar­land­schaft“ ausge­zeichnet. Acht Jahre später zeigt uns Rémi Janin seinen Hof und erklärt welche Maßnahmen er ergriffen hat, um seine Ziele zu errei­chen?

Archi­tektur und Land­wirt­schaft – eine unge­wöhn­liche Kombi­na­tion

Rémi Janin studierte Land­schafts­ar­chi­tektur in Blois und sein Bruder Pierre Archi­tektur in Saint-Etienne. Gemeinsam beschlossen sie, ihre Abschluss­ar­beiten über die Inte­gra­tion der Land­wirt­schaft in die Land­schaft zu schreiben, und zwar am Beispiel ihres eigenen Fami­li­en­be­triebes. Nach ihrem Abschluss im Jahr 2006 grün­deten die Brüder die Agentur Fabri­ques Archi­tec­tures Paysages, die Projekte für lokale Behörden und Privat­per­sonen im länd­li­chen Raum durch­führte.

Neben 90 Schafen umfasst die Herde der Familie Janin 40 Aubrac-, Limousin- und Hoch­land­rinder, die das ganze Jahr über im Freien leben.

2017 über­nahm Rémi Janin dann den Betrieb im Örtchen Vernand, etwas 60 km nord­öst­lich von Lyon, von seiner Mutter, die in den Ruhe­stand ging. „Meine Eltern waren sich schon immer der sozialen und kultu­rellen Heraus­for­de­rungen im länd­li­chen Raum bewusst“, sagt der Land­wirt, der eine gute Kommu­ni­ka­tion mit seinen Nach­barn aufrecht­erhalten möchte – wer auch immer diese sein mögen. „Seit der COVID-Pandemie sind neue Fami­lien in die umlie­genden Dörfer und Bezirke gezogen, während die Zahl der bewirt­schaf­teten Bauern­höfe – insbe­son­dere der Milch­vieh­be­triebe – weiter sinkt“, erklärt Rémi.

Direkt­ver­mark­tung und Ökolo­gi­scher Landbau

Beim Fleisch­ver­kauf hatten sich Rémis Eltern bereits kurz nach der Über­nahme des Hofes im Jahr 1989 für die Direkt­ver­mark­tung entschieden. Der Wechsel zu Bio-Produkten kam ganz natür­lich, nur ein paar Jahre später, im Jahr 1992. „Heute bewirt­schaften wir insge­samt etwa 92 ha, davon 82 ha Grün­land“, sagt Rémi, dessen Mitar­beiter Michel Laurent für die Tiere und den Anbau der Feld­früchte zuständig ist.

Wir bewirt­schaften insge­samt etwa 92 ha, von denen 82 ha Dauer­grün­land sind.

Rémi Janin

Die Herde lebt ausschließ­lich im Freien und besteht aus Schafen und Rindern. Die Kunden können aus einer großen Viel­falt von verschie­denen Fleisch­sorten für jede Jahres­zeit, wie z. B. Lamm­ko­te­letts für den Grill im Sommer, auswählen. Die etwa hundert Schafe setzen sich aus Tieren der Rassen Rava, Bizet und Noire du Velay zusammen. Die meisten Rinder gehören zur Rasse Aubrac. Zwei Bullen sorgen für eine natür­liche Fort­pflan­zung. „Ich bin stolz darauf, 8 bis 10 Monate alte Kälber zu verkaufen, die das ganze Jahr über mit ihrer Mutter auf der Weide gelebt haben“, sagt Rémi.

Im Hinter­grund der land­wirt­schaft­liche Betrieb in Vernand, Four­neaux, Loire, 60 km nord­west­lich von Lyon.

Die Jung­rinder leben das ganze Jahr über mit ihren Müttern auf der Weide.

Frisch­fleisch direkt zu den Kunden

Kunden, von denen einige schon seit 30 Jahren die Treue halten, können ihr Fleisch jeden Freitag auf dem Markt in Roanne, ca. 20 Auto­mi­nuten entfernt, kaufen. Die Vorbe­rei­tung erfolgt nach einem bewährten Ablauf, der mit der Schlach­tung am Anfang jeder Woche beginnt. Anschlie­ßend wir das Fleisch zerlegt und für den Verkauf am Wochen­ende vorbe­reitet.

Der Markt in Roanne macht gut 70 % des Umsatzes aus. Zusätz­liche Einnahmen werden über den Verkauf von Fleisch­kisten erzielt, insbe­son­dere für die 15 Minuten entfernte AMAP Uni-Terre d’Amplepuis. Eine AMAP (Asso­cia­tion pour le Main­tien d’une Agri­cul­ture Paysanne) ist ein auf Mitglied­schaft basie­render Dienst, welcher die Auslie­fe­rung im Rahmen vertrag­li­cher Verein­ba­rungen regional und lokal erzeugter Lebens­mittel für Land­wirte und Gärtner über­nimmt.

Seit fast 30 Jahren ist die Familie Janin jeden Freitag auf dem Markt in Roanne mit einer großen Auswahl an Fleisch­pro­dukten und Bio-Mehl vertreten.

An Uni-Terre liefert Rémi Janin 3- oder 5-kg-Fleisch­kisten mit Kalb­fleisch, Würst­chen und Merguez-Würst­chen (Rind, Lamm, Kalb), Lamm­keulen und andere Fleisch­stücke. „Der Kosten­an­stieg hat unsere Margen verrin­gert“, gibt er zu, „und leider war es bisher nicht möglich, diese Erhö­hungen wirk­lich an unsere Kunden weiter­zu­geben. So sind unsere Preise für die Kunden immer noch ange­messen und erschwing­lich.“

Land­schaft klima­re­si­lient gestalten

Rémi Janin glaubt, dass der Boden und die Tiere die Land­schaft ausma­chen. „Als ich nach Vernand zog, war mir die rentable Tier­hal­tung ebenso wichtig wie die Förde­rung der Biodi­ver­sität. Dabei wollte ich auch die gemein­samen Ziele unseres Poly­kultur-Vereins nicht außer Acht lassen“, erin­nert er sich. Der Verein wurde 2008 gegrün­dete und 2016 ausge­zeichnet. Er bringt Land­wirte und die Öffent­lich­keit durch kultu­relle Veran­stal­tungen zusammen, die regel­mäßig von Hunderten von Menschen besucht werden.

Mir ist die rentable Tier­hal­tung ebenso wichtig wie die Förde­rung der Biodi­ver­sität.

Rémi Janin

Seit 2017 beschäf­tigt sich Rémis beson­ders mit dem Klima­wandel. „Die Weide­flä­chen leiden im Sommer häufig beson­ders stark. Da bin ich froh, dass ich in unserem Betrieb durch zusätz­liche Unter­tei­lung die Anzahl der Parzellen von 10 auf 30 erhöht habe, um so die Rota­ti­ons­be­wei­dung zu fördern“, sagt der Land­wirt. „Wir haben Hecken mit einhei­mi­schen Pflanzen ange­legt, wir haben kleine Teiche, die jahre­lang unter der Dürre gelitten haben, wieder­her­ge­stellt, und wir haben den Zugang zu kühlen Berei­chen unter Bäumen frei­ge­räumt, die groß­ar­tige Rück­zugs­orte für die Herde bieten. Leider mussten wir in einigen Jahren zusätz­li­ches Futter kaufen, aber unser Ziel ist es immer noch, autark zu bleiben! Und schließ­lich haben wir auch die Getrei­de­an­bau­fläche vergrö­ßert, um Brot­weizen zu produ­zieren und direkt zu verkaufen. Das ermög­lich uns eine zusätz­liche Diver­si­fi­zie­rung abseits der Rinder- und Schaf­hal­tung.“

Durch die Neuauf­tei­lung des Weide­landes von 10 auf 30 Parzellen konnte der Betrieb auch einen Weg entlang des Baches anlegen, der für die Öffent­lich­keit zugäng­lich ist.
Auf zwei Feldern werden auf 14 Streifen Feld­früchte im Frucht­wechsel ange­baut. Außerdem wurden in diesen Berei­chen Teiche ange­legt, um die Arten­viel­falt zu erhöhen.

Auf den 10 ha Acker­bau­flä­chen prak­ti­ziert Rémi Janin Strei­fen­anbau. Die Flächen werden von Anpflan­zungen begrenzt, was in Rich­tung Agro­forst­wirt­schaft geht. Die Böden werden nur flach bear­beitet und mit einer mehr­glied­rigen Frucht­folge bestehend aus Weizen, Körn­er­ge­menge und Weide­gras bestellt. „Unserem Mitar­beiter ist es gelungen, die Mecha­ni­sie­rungs­kosten niedrig zu halten, insbe­son­dere durch den Beitritt zu mehreren land­wirt­schaft­li­chen Maschi­nen­ko­ope­ra­tionen, die sämt­liche erfor­der­li­chen Maschinen zur Verfü­gung stellen können.“

Wird Rémi Janin durch die Gestal­tung der Land­schaft auf seinem Betrieb in Vernand den Lauf des Klima­wan­dels aufhalten? Die Zukunft wird es zeigen. Nebenbei unter­richtet der zwei­fache Vater in Cler­mont-Ferrand immer noch Archi­tektur, er lebt sein Leben als Land­wirt in vollen Zügen und öffnet seine Türen weit für seine Nach­barn und die Freunde des Poly­kultur-Vereins.