Im Laufe der letzten 200 Jahre wurde durch die Landwirtschaft Kohlendioxid in die Atmosphäre abgegeben, so Tom Tolputt, Leiter eines landwirtschaftlichen Gemischtbetriebes und Berater. „Durch moderne Landwirtschaftspraktiken wie tiefe Bodenbearbeitung und die Verwendung von Dünger und Pestiziden werden Treibhausgase emittiert. Auch die Produktion von Stickstoffdünger ist CO2-lastig und laut einer kürzlich durchgeführten Studie wird dadurch tatsächlich Kohlenstoff aus dem Boden verbrannt.“
Allerdings gibt es Möglichkeiten, die Bodengesundheit und den Gehalt an organischen Stoffen zu verbessern, z. B. durch reduzierte Bodenbearbeitung, veränderte Weidepraktiken, die Einführung mehrjähriger Spezies in Fruchtfolgen und die eingeschränkte Verwendung von schädlichen Chemikalien.
Wenn wir dem Boden jedes Jahr 0,1 Prozent an organischen Stoffen wieder zuführen können, wird dies pro Jahr zu einer Rückgewinnung von 8,9 t/ha an Kohlenstoff in unseren Böden führen
„Wenn wir dem Boden jedes Jahr 0,1 Prozent der organischen Stoffe wieder zuführen können, wird dies pro Jahr zu einer Rückgewinnung von 8,9 t/ha an Kohlenstoff in unseren Böden führen“, so Tolputt. „Dadurch können die Nährstoffe wieder besser erreicht und erhalten werden, und die Bodenbiologie sowie die Trockenheitstoleranz verbessern sich.“
Schritt 1: Reduzierung der Tiefe der Bodenbearbeitung
Das Pflügen und die tiefe Bodenbearbeitung befördern den Boden an die Oberfläche. „Bei diesem Prozess wird Kohlenstoff freigesetzt und aus dem Boden abgegeben. Außerdem werden die Vorraussetzungen für die Mykorrhiza – die Symbiose von Pilzen mit dem Feinwurzelsystem der Pflanzen – zerstört.“
Die reduzierte Bodenbearbeitung bewahrt die Mykorrhiza, sodass sie arbeiten und Phosphat zur Pflanze transportieren kann. „Wenn in einer Fruchtfolge gepflügt werden muss, sollte eine Mischung aus Melasse, Mykorrhiza, Trichoderma und Bakterien als Spray auf einem bestehenden Saatbeet verwendet werden, um eine gute biologische Aktivität im Boden anzuregen. Dies bietet den Bakterien und Pilzen einen zusätzlichen Nährboden, um sich weiter im Boden ausbreiten und die Bodenbiologie unterstützen zu können.“
Mit Hilfe einer Grube im Boden lassen sich die Verdichtung bestimmen. Dies sollte anschließend alle drei Jahre wiederholt werden, um die Auswirkungen der reduzierten Bodenbearbeitung zu verstehen. „Der Wechsel zu reduzierter oder keiner Bodenbearbeitung in konventionellen Systemen wird dabei helfen, den Kohlenstoff im Boden zu bewahren.“
Schritt 2: Reduzierung von nacktem Boden
Der Anbau von Zwischenfrüchten oder der durchgehende Anbau einer Fruchtart erhält die Bodenbiologie aufrecht. „Dies ist nicht allgemein bekannt, aber jede Pflanze gibt 30 bis 40 Prozent der durch Photosynthese gewonnenen Energie in Form von Wurzelexsudat – das voller Nährstoffe ist und diese der Bodenbiologie zuführt – nach unten ab. Bei nacktem Boden bekommen die Bakterien in der Erde keine Nährstoffe und sterben daher ab, wodurch letzlich Kohlenstoff freigesetzt wird.“
Zwischenfrüchte umfassen Bienenweide, Schweden-Klee, Winterrettich, Hafer, Ägyptischen Klee, Wicke und Roggen.
Schritt 3: Maximierung der Vielfalt
Die Vielfalt an der Bodenoberfläche steht mit der Anzahl der Ökosysteme, die im Boden ernährt werden, im Zusammenhang.
„In der Natur gibt es keine Monokulturen und unterschiedliche Pflanzen unterstützen verschiedene Mikroorganismen im Boden – beispielsweise unterstützen Kohlarten Mykorrhiza im Boden nicht sehr gut, Hafer und mehrjährige Fruchtarten aber schon.
Außerdem leiten tiefwurzelnde Fruchtarten wie Knäuelgräser oder Chicorée Zucker und Exsudate tiefer in den Boden. Dadurch unterstützen sie mehr Ökosysteme und binden Kohlenstoff.
Da eine wesentliche Menge der Energie einer Pflanze an den Boden wieder zurückgeführt wird, werden so die bakteriellen und mykotischen Netzwerke unterstützt, die dann wiederum Nährstoffe an die Pflanze zurückgeben – eine Form von Symbiose.“

Vielfältiges Grasland versorgt unterschiedliche Ebenen des Bodens mit Nährstoffen.
Schritt 4: Minimierung schädlicher Praktiken
Schädliche Praktiken wie schwere Bodenbearbeitung und das Ausbringen von hochdosiertem Dünger wie Harnstoff oder Ammoniak sollten vermieden werden. Stattdessen sollte Stickstoff mit langsamerer Abgabe, Stickstoffsulfat oder Stickstoff kombiniert mit einer Humatquelle verwendet werden. „Die Anwendung von Harnstoff oder schädlichen Formen von Stickstoff kann den Kohlenstoff und die Bakterien im Boden negativ beeinflussen.“
Schritt 5: Anbau von für Klima angemessenen Fruchtarten
Wenn die Fruchtfolge an das örtliche Klima angepasst wird, benötigen die Fruchtarten weniger Unterstützung, um erfolgreich zu wachsen, rät Tolputt. „Weizen ist beispielsweise besser für trockenere Klimata geeignet und Futterrüben und Hafer eignen sich besser für feuchteres Klima.“
Schritt 6: Berücksichtigung von Tieren in der Fruchtfolge
Eine eher traditionelle Fruchtfolge beinhaltet das Weiden von Tieren auf mehrjährigen Fruchtarten. „Diese tiefwurzelnden Pflanzen helfen dabei, die Bodenbiologie und den Stickstoff im Boden aufzubauen und Kohlenstoff zu binden – dadurch wird die Menge an Stickstoff, die für die nächste Fruchtart benötigt wird, reduziert.“
Durch ganzheitliches Weiden, bei dem die Tiere in einem Rotationssystem alle 24 bis 72 Stunden auf eine neue Weide gebracht werden, entsteht eine symbiotische Beziehung, in der die Tiere weiden, verdauen und koten – und so dem Boden Nährstoffe und Bakterien zurückgeben.
„Die Pflanzen geben durch ihre Wurzelsysteme Energie an den Boden ab, der Boden versorgt die Pflanzen mit Mineralien und die Pflanzen bieten dem Tier Futter. Die Ruhezeit gibt den Pflanzen Zeit nachzuwachsen und ihr Wurzelsystem zu verbessern, wodurch mehr Kohlenstoff im Boden gebunden werden kann.“
Typische Fruchtarten, die man als Weidegras verwenden kann, sind Knäuelgräser, Chicorée, Wegerich sowie Wiesenklee und Weißklee. „Werden diese Mischungen auf Vieh- oder Mähweiden genutzt, verbessern sich die Trockenheitstoleranz und die Kohlenstoffbindung im Boden, was zu einem höheren, potentiellen Kohlenstoffgewinn führt.“