Herr Steiner, wie sorgen die Menschen im EPDC für zufriedene Kunden?
Das ist eigentlich ganz einfach. Wir wissen, dass Ersatzteilverfügbarkeit in Verbindung mit der Servicekompetenz unserer Vertriebspartner der Schlüssel zur Kundenzufriedenheit ist. Ganz besonders macht sich das während der Erntezeit bemerkbar, wenn die Zeit drängt, weil vielleicht ein Unwetter droht. Unserer Mannschaft ist stets bewusst, dass unsere Kunden – die Landwirte und Lohnunternehmer – ohne eine schnelle und zuverlässige Ersatzteilversorgung nicht vernünftig arbeiten können. Deshalb arbeiten wir hier 363 Tage im Jahr daran, dass alle Ersatzteile so schnell wie möglich geliefert werden können.
Wie stellen Sie die schnelle und verlässliche Verfügbarkeit der Ersatzteile sicher?
Während der bereits erwähnten Erntezeit spielt beispielsweise die sogenannten Machine-Down-Bestellungen eine besondere Rolle. Wir sind in der Lage, die benötigten Teile innerhalb von 45 Minuten zu kommissionieren und versandbereit vorzubereiten. Ermöglicht wird dies durch einen ausgeklügelten Datenfluss, der automatisierte Lagerhaltungs- und Transportsysteme mit von Menschen zu erledigenden Arbeitsschritten verbindet. Ich spreche in diesem Zusammenhang gerne von einer Harmonie zwischen Menschen und Technologie.
Aber nicht jede Bestellung muss sofort ausgeliefert werden. Trotzdem arbeiten wir kontinuierlich an der Verbesserung unserer internen Abläufe von der Annahme der Teile über die Lagerung bis hin zur Auslieferung. Datenanalysen helfen uns dabei den optimalen Lagerplatz für jedes Teil zu finden. Außerdem wird das erprobte Zusammenspiel zwischen Menschen und Technik kontinuierlich verbessert, um die Teile noch effizienter durch das Lager zu bewegen.
Teile, die per Luftfracht verschickt werden sollen, können wir in einem gesonderten Bereich selbst abfertigen. Das spart wertvolle Auslieferungszeit für den Kunden. Dass wir Ersatzteile mindestens 15 Jahre nach dem Auslaufen einer Serie bereithalten, gibt auch den Besitzern älterer Maschinen ein hohes Maß an Sicherheit.
Im EPDC lagern rund 350.000 unterschiedliche Teile. Wie planen Sie da, wie viele Teile eines Typs vorrätig sein müssen?
Auch hier greifen wir auf Technologie und Datenanalysen zurück – beispielsweise durch die intelligente Nutzung von Telemetrie-Daten unserer vernetzten Maschinen. Die Kenntnis der Maschinenpopulation in Verbindung mit statistischen Auswertungen ermöglichen uns eine noch genauere proaktive Bedarfs-Prognose. So können wir sicherstellen, dass hier im EPDC die richtigen Teile eingelagert werden – und das gilt prinzipiell auch für die Lagerbestände bei unseren Vertriebspartnern. Dieser proaktive Planungsansatz ist ein Alleinstellungsmerkmal in unserer Branche und sorgt im Idealfall dafür, dass ein benötigtes Ersatzteil beim Vertriebspartner verfügbar ist und dort direkt vom Kunden abgeholt werden kann.
Welche aktuellen Herausforderungen der Logistik-Branche begegnen ihnen auch im EPDC und wie gehen sie damit um?
Zum einen kämpfen auch wir mit dem Fachkräftemangel. Hier arbeiten wir daran, noch attraktivere Arbeitsplätze zu bieten, indem wir zum Beispiel die Ergonomie für die Mitarbeitenden verbessern und verstärkt Teilzeitstellen anbieten. So wollen wir insbesondere mehr Frauen für die Arbeit im EPDC begeistern. Auch den gestiegenen Logistikkosten – von den Preisen für Maut und Diesel bis hin zu Verpackungspreisen – versuchen wir zu begegnen. Durch gute Planung können wir inzwischen 96 % der Bestellungen unserer Händler konsolidieren, sodass wir beispielsweise nicht drei, sondern nur eine Auslieferung benötigen. Das spart Kosten und CO2, trägt also auch zur Nachhaltigkeit bei.
Stichwort Nachhaltigkeit: Was tut das EPDC hier, um einen Beitrag zu leisten?
Wir haben hier am Standort Bruchsal als einer der erste John Deere Standorte seit 10 Jahren eine große Photovoltaikanlage auf dem Dach. Diese deckt 12% unseres Energieverbrauchs am Campus ab. Darüber hinaus erzeugen wir am Standort regenerativ weitere 18% Strom und die komplette Wärme für unsere Produktionsprozesse und die Heizanlagen.
Beim Füllmaterial für unsere Sendungen reduzieren wir den Anteil an Plastikverpackungen und nutzen stattdessen Papier, das in speziellen Maschinen als Transportschutz aufbereitet wird. Außerdem haben wir für kleinere Sendungen Verpackungen mit 30% Grasanteil eingeführt. Diese verbrauchen in der Produktion weniger Wasser und Energie, wodurch sie eine deutlich bessere CO2-Bilanz haben.
Neben den Aktivitäten direkt am Standort können wir durch gute Planung auch die Lieferkette positiv beeinflussen. So gelingt es uns durch bessere Prognosen Kurzfristlieferungen zu reduzieren. Das bedeutet weniger Lieferungen via Flugzeug und somit geringere Emissionen für eine Sendung.
Das EPDC in Zahlen
99,7 %
beträgt die Liefertreue des EPDC. Selbst in der Hochphase der Coronapandemie fiel diese nie unter 99 %.
45 Minuten
dauert es falls nötig lediglich, bis die Teile für einen Machine-Down-Auftrag kommissioniert und versandbereit sind.
350.000
unterschiedliche Teiletypen lagern im EPDC
Sie leiten das EPDC seit Herbst 2023. Was waren Ihre ersten Eindrücke?
In meiner letzten Rolle als Kundendienstleiter hatte ich schon Berührungspunkte mit dem EPDC. Insofern kannte ich einige der Themen hier bereits recht gut und wusste, wie gut wir aufgestellt sind.
Was mich doch beeindruckt hat, ist die Komplexität der Prozesse, welchen hohen Automatisierungsgrad wir haben und wie die vielen kleinen Rädchen ineinandergreifen. Außerdem fiel mir gleich die gute Stimmung in der Belegschaft mit über 650 Mitarbeitenden auf. Die Zusammenarbeit ist geprägt von einer ausgesprochenen Kundenorientierung, einem sehr respektvollen Umgang miteinander sowie einer hohen Professionalität und Erfahrung bei der Erledigung der Aufgaben. Der Betriebsrat spricht in dem Zusammenhang immer vom Bruchsaler Geist. Das beschreibt die familiäre Atmosphäre am Standort sehr gut.