John Deere geht unter die Haut

In der kana­di­schen Provinz Québec lebt und arbeitet ein John Deere-Fan, dessen Liebe wort­wört­lich unter die Haut geht. Die Täto­wie­rungen des gebür­tigen Schwei­zers Jean-Charles Reihle erzählen eine ganz eigene Geschichte.

Viele Menschen lassen sich Tattoos stechen, um beson­dere Momente ihres Lebens für immer fest­zu­halten. Für Jean-Charles Reihle, Betriebs­leiter auf der Ferme Bonne­terre Farm in Saint-Paul in der kana­di­schen Provinz Québec, gibt es nichts Wich­ti­geres als John Deere. Nicht nur seine Kind­heit war grün-gelb gefärbt, sondern John Deere prägte auch seine Hobbies und Berufs­wahl. Ist er womög­lich der größte Fan des Unter­neh­mens?

Die kleinsten Ereig­nisse können dem Leben eine andere Rich­tung geben. Für Reihle kam ein solcher Moment im zarten Alter von sechs Jahren. Es fühlte sich an wie eine Szene aus einem Film.

Für mich war klar: Ich werde mit einem John Deere Traktor arbeiten

Jean-Charles Reihle

Ein kleiner Junge spielt im male­ri­schen Dorf Vionnaz in der Schweiz. Plötz­lich hört er das charak­te­ris­ti­sche Geräusch eines Diesel­mo­tors: tuck-tuck-tuck. Er rennt nach draußen und sieht etwas, was sein Leben für immer verän­dern wird: Ein Land­wirt fährt mit einem John Deere Lanz 710 Traktor durch das Dorf. Er winkt dem Jungen zu und fährt vorüber. Der Junge schwingt sich auf sein Fahrrad und folgt dem Traktor.

„Seitdem bin ich ihm jedes Mal mit meinem Fahrrad bis auf die Felder gefolgt“, erin­nert sich Reihle. „Irgend­wann durfte ich dann sogar mitfahren. Aus allen umlie­genden Dörfern war ich das einzige Kind, das ein solches Privileg hatte. Für mich war von da an klar: Ich werde mit einem John Deere Traktor arbeiten.“

Jean-Charles Reihle und John Deere – das war Liebe auf den ersten Blick.

Reihle ist mit Herz und Seele Sammler. Ihn inter­es­siert alles: Miniatur-Anbau­ge­räte, das Magazin Flur und Furche, Spiel­zeug, Klei­dung und Einrich­tungs­ele­mente. Doch Reihle sammelt nicht nur Gegen­stände, sondern auch Erin­ne­rungen und Erfah­rungen. Nachdem er den Werbe­film für den 9RX Traktor gesehen hat, hat er zwei Jahre nach dem Drehort gesucht. „Ein befreun­deter Sammler aus den Verei­nigten Staaten hat mir dann erzählt, dass der Film in der Region Palouse gedreht wurde. Also habe ich Urlaub in Oregon und Idaho gemacht.“ Ein unver­gess­liche Reise – verewigt auf seinem Rücken.

Grün gelbe Tattoo-Kunst aus Italien

„Die rote Scheune auf meiner rechten Schulter steht bei Idaho Falls“, erzählt Reihle. „Das Silo unten liegt in Süd-Alberta nahe der Grenze zu Montana.“ Auf Reihles Rücken und Armen ist ein Jahr­hun­dert John Deere Werbung verewigt.  Neben Logos aus verschie­densten Jahr­zehnten verläuft über einen Arm der bekannte Slogan „Nothing runs like a Deere“. Auf seinem Rücken präsen­tiert er einen großen 9RX‑Traktor und das berühmte Schwarz-Weiß-Portrait des Firmen­grün­ders John Deere – die US-ameri­ka­ni­sche Flagge bildet den Rahmen für ein bekanntes Zitat.

John Deere, wohin man sieht: Fast jeder Quadrat­zen­ti­meter auf Reihles Armen und Rücken ist täto­wiert.

Nach zwei Jahren und 74 Stunden war das Tattoo-Kunst­werk auf Reihles Rücken fertig­ge­stellt.

Das Logo mit dem sprin­gendem Hirsch.

Sein erstes Tattoo war das John Deere Logo über seinem Herzen. Der 9RX‑Traktor wurde von Artmad­etattoo gesto­chen, einem Tattoo Künstler aus Italien, der in der Schweiz studierte. Zwei Monate später flog Reihle in den Süden Italiens und ließ sich im Studio von Artmad­etattoo in Sanni­cola das Gesamt­kunst­werk auf seinen Rücken täto­wieren. „74 Stunden, mehrere Sitzungen und zwei Jahre hat es gedauert, bis mein Rücken und meine Arme fertig waren. Die längste Sitzung dauerte 8 Stunden“, so Reihle.

Arbeiten und Sammeln – alles dreht sich um John Deere

Obwohl er keinen direkten Bezug zur Land­wirt­schaft hat, war sein Traum klar. Als er alt genug zum Arbeiten war, zog es ihn auf die land­wirt­schaft­li­chen Betriebe, und während dieser Zeit schlug sein Herz immer für John Deere. Er studierte Agrar­ma­nage­ment und erwarb einen Master­ab­schluss in Land­wirt­schaft in der Schweiz. Kurz nachdem Reihle seine erste Stelle als Betriebs­leiter ange­treten hatte, traf er auf einer Land­wirt­schafts­messe in Belgien auf eine Gruppe Samm­lern und John Deere Lieb­ha­bern. Nun war auch seine Sammel­lei­den­schaft geweckt. Mitt­ler­weile gehört er zum harten Kern der John Deere Sammler und ist viel in den USA umher­ge­reist, um andere Sammler zu treffen, wie Bruce Keller aus Nebraska.

Bei seiner Auswan­de­rung nach Kanada konnte Reihle nur einige seiner Lieb­lings­stücke mitnehmen. Jetzt baut er eine neue Samm­lung auf. In einer Samm­lung fehlt eben immer etwas.

„Die Geschichte bedeutet mir viel“, sagt Reihle. „Viele Spiel­zeuge, Trak­toren und Hefte von Flur und Furche habe ich auf eBay gekauft. Mein Haus wurde sozu­sagen zum John-Deere-Museum. Unter anderem besaß ich auch Porzel­lan­puppen und andere seltene Gegen­stände und Spiel­zeuge für jedes Alter. Ich liebe alte Maschinen. Ich habe ein 1937er Model B, ein Model G von 1951, eine Reihe von Pflügen von 1880 bis 1890 und einen sehr alten Pflug aus North Dakota. Mein Lieb­lings­stück ist der Waterloo Boy in Spiel­zeug­aus­füh­rung.“

Als es ihn 2021 jedoch nach Kanada verschlug, musste er einen Groß­teil seiner euro­päi­schen Samm­lung verkaufen. Einige seiner Schätze sind jetzt bei einem Freund in Frank­reich unter­ge­bracht, andere hat er mit nach Kanada genommen. Seine Samm­lung wächst wieder – jedoch wird sie niemals voll­ständig sein. „Ich bin nun mal Sammler“, sagt Reihle. „Irgendwas fehlt immer. Alles hat seine eigene Schön­heit und es ist schwer, nein zu sagen.“