Gute Erträge sichern die ausreichende Ernährung der wachsenden Bevölkerung und das Einkommen der Landwirte. Sie lassen sich jedoch nur erreichen, wenn Bestände gut wachsen und vor Unkraut geschützt werden. Dabei gilt es, stets die optimale Mischung aus Effizienz, Nachhaltigkeit und Praktikabilität zu finden. Moderne Technik und präzise Verfahren helfen Landwirten dabei, Pflanzenschutzmittel viel gezielter und präziser anzuwenden und somit die Umwelt und den eigenen Geldbeutel zu schonen.
Eine interessante Möglichkeit bietet die teilflächenspezifische bzw. selektive Unkrautbekämpfung auf Basis des sogenannten Offline-Verfahrens. Hierfür werden zunächst genaue Erkenntnisse über den Zustand eines Felds und den Unkrautpopulation gesammelt. Die kann der Landwirt nutzen, um Herbizide möglichst zielgerichtet auszubringen.
Mit der Drohne nehmen wir Bilder auf, um Unterschiede in der Vegetation zu erkennen und mit den Informationen zu arbeiten.
Hendrik zu Knyphausen
Wie das in der Praxis funktioniert, zeigt beispielsweise das Start-Up Hummingbird. Es überfliegt Felder mit kompakten Drohnen, um so ein detailliertes Bild des Bestands zu bekommen. Hendrik zu Knyphausen, VP Operations & Head of Germany, Central & Eastern Europa bei Hummingbird, erklärt: „Mit der Drohne nehmen wir Bilder auf und erkennen Unterschiede in der Vegetation. Anhand dieser Informationen erstellen wir dann Applikationskarten für Pflanzenschutz.“
Überblick aus der Luft
Hat die Drohne den Überflug über das Feld beendet, ergibt sich ein Bild, aus dem klar wird, wo im Feld nach dem Schadschwellenprinzip des Integrierten Pflanzenschutzes zu viel Unkraut steht, und welche Stellen weniger betroffen sind.
Hummingbird-Experte zu Knyphausen: „Für den Landwirt ist so direkt ersichtlich, dass er nicht mit einer einheitlichen Aufwandmenge die Fläche spritzen muss, sondern entsprechend des Unkrautvorkommens selektiv applizieren kann. Um diese Erkenntnis in der Praxis umzusetzen, erstellen wir im nächsten Schritt eine Applikationskarte, die die teilflächenspezifische Ausbringung ermöglicht. Sie kann direkt aus der Hummingbird-Software ins John Deere Operations Center geladen werden.“ Von dort wird die Karte dann drahtlos oder per USB-Stick auf die Spritze übertragen.
Mithilfe der Applikationskarte bringt die Feldspritze das Pflanzenschutzmittel dann vollautomatisch präzise und gezielt selektiv auf dem Feld aus. Dabei unterstützen ihn verschiedene Technologien von John Deere. Die automatische Schaltung von Teilbreiten bzw. Einzeldüsen über GPS-Technologie sorgt dafür, dass nur an Stellen gespritzt wird, die das Mittel benötigen.
So werden zudem größere Überlappungen verhindert, was das Risiko einer Überdosierung minimiert und zugleich Pflanzenschutzmittel einspart. Ultraschallsensoren sorgen zudem dafür, dass das Gestänge immer in der richtigen Höhe und Neigung über den Bestand steht und somit das Mittel optimal auf die Zielfläche im Bestand ausbringen kann. So stellen auch kleinere Hügel im Feld kein Problem dar und es entsteht weniger Abdrift.
Hacke und Spritze im Zusammenspiel
Auch wenn die Spritze künftig unverzichtbar sein wird, ist sie häufig nicht die einzige Option. Gerade in klassischen Reihenkulturen kann die Hacke eine effiziente Alternative bzw. Ergänzung sein. Hier ist klar, dass die Hacke zwischen den Reihen ganz ohne Chemie Unkraut bekämpfen kann, ohne den Bestand zu gefährden, falls die Witterungs- und Bodenbedingungen es zulassen.
Dass dabei bald mit noch mehr Präzision zu rechnen ist, erläutert Jørgen Audenaert, Spezialist für Pflanzenschutz bei John Deere: „Die Hacke bietet definitiv interessante Potenziale und wir bei John Deere beschäftigen uns auch intensiv damit, die Technik produktiver und exakter zu machen – schließlich war ihre vergleichsweise niedrigere Präzision und Flächenleistung oft ein Hindernis für die weitere Verbreitung.
Gemeinsam mit Monosem arbeiten wir an hochpräziser Hacktechnik durch Kameratechnologie in Verbindung mit GPS-Positionsbestimmung. So können wir Hackwerkzeuge genau zwischen den Kulturpflanzen-Reihen positionieren, wobei sowohl der Schlepper als auch das Anbaugerät aktiv gesteuert werden. Mit einer Steigerung von 8 auf 16 km/h Fahrgeschwindigkeit erreichen wir deutlich höhere Geschwindigkeiten bei der mechanischen Unkrautbekämpfung. Die Geschwindigkeit des Traktors wird dabei vollautomatisch geregelt, damit der Anwender maximale Produktivität kombiniert mit hohem Bekämpfungserfolg und minimalem Pflanzenschaden erreicht.“