Ein Land­wirt für alle Fälle

Das Thema Boden streift immer wieder Rainer Vogels Leben. Ob als Agrar­in­ge­nieur, Boden­schätzer, Ökoland­wirt, selbst als Poli­tiker profi­tiert er von seiner Boden­stän­dig­keit.

Wer seinen Boden kennen­lernen will, muss sich ihm nähern, daran führt kein Weg vorbei: Also in die Hocke und mit den Händen anfassen, davon ist Rainer Vogel über­zeugt. Diesen Wunsch, den Boden besser zu verstehen, hatte der 49-jährige schon immer. Denn Boden ist mehr als ein Stand­ort­faktor der Land­wirt­schaft, sondern die Grund­lage, um gesunde Nahrungs­mittel zu produ­zieren. Zudem eine knappe Ressource. Schon im Agrar­stu­dium an der Fach­hoch­schule im west­fä­li­schen Soest fuhr sein dama­liger Pflan­zen­bau­pro­fessor regel­mäßig mit seinen Studenten auf die Äcker der Umge­bung. „Der Spaten war immer dabei, um ein Boden­profil zu graben und später darüber zu disku­tieren“, erin­nert sich Vogel und gibt zu, dass diese boden­stän­digen Dinge ihn bis heute geprägt haben. Als amtli­cher Boden­schätzer wurden diese Kennt­nisse vertieft.

„Der Boden ist ein Archiv,“, betont der Agrar­in­ge­nieur, der über zehn Jahre als amtli­cher Sach­ver­stän­diger für die Boden­schät­zung in Hessen gear­beitet hat. Neben seinem Inter­esse für Böden, diente diese Tätig­keit dazu, die natür­liche Ertrags­fä­hig­keit der land­wirt­schaft­lich genutzten Böden zu bestimmen und die Boden­zahlen fest­zu­legen.

Gefahr für den Boden durch Stark­regen

Wer den Hof Buch­wald besucht, ist über­rascht von der länd­li­chen Einzel­lage: wir sind nur 25 km von Frank­furt entfernt. Wind­ecken ist ein Stadt­teil von Nidderau. Hier befinden wir uns etwa am nörd­li­chen Rand des Rhein-Main-Gebietes, welches von der südli­chen Wetterau gestreift wird. Diese Land­schaft wird wegen ihrer frucht­baren Böden gern als hessi­sche Korn­kammer bezeichnet. Die „Sahne­stücke“ der durch Löss geprägten Böden weisen bis zu 90 Boden­punkte auf, sagt Rainer Vogel. „Unser Standort besitzt ein hohes Ertrags­po­ten­zial, aber die stei­genden Tempe­ra­turen und die fehlenden Winter­nie­der­schläge machen uns auch auf den guten Stand­orten Probleme. Zudem besteht die Gefahr, dass die wert­vollen Böden bei Stark­regen erodieren“, sagt der Land­wirt. Die durch­schnitt­liche Nieder­schlags­menge beträgt rund 650 mm, die schlecht verteilt im Jahr fallen.

Unser Standort besitzt hohes Ertrags­po­ten­zial, aber stei­gende Tempe­ra­turen und fehlende Winter­nie­der­schläge machen uns auch auf guten Stand­orten Probleme.

Rainer Vogel

Mitt­ler­weile gehören zu dem Gemischt­be­trieb rund 100 ha Acker- und 10 ha Grün­land. Seit Mitte 2010 haben Rainer und Silke Vogel ihren Betrieb auf ökolo­gi­sche Bewirt­schaf­tung umge­stellt und sind seit Juli 2012 als Biobe­trieb nach den Natur­land-Richt­li­nien zerti­fi­ziert. Dies war die logi­sche Konse­quenz, die Rainer und Silke Vogel schon seit Jahren bei der Entwick­lung ihres viel­fältig aufge­stellten Betriebes mit Tier­hal­tung einge­schlagen haben. Bereits seit knapp 20 Jahren betei­ligt sich der Hof Buch­wald an einem Projekt für gewäs­ser­scho­nende Land­wirt­schaft im Main-Kinzig-Kreis.

Wer sich dem Boden nähern will, muss ihn anfassen. Hier zeigt Rainer Vogel einen seiner wich­tigsten Mitar­beiter: Herrn Regen­wurm.

Das Projekt hat das Ziel, die Boden­fruchtbar­keit zu verbes­sern und der Ero­sion mit gezielten Maß­nahmen ent­gegen­zu­treten: Rainer und Silke Vogel gehören zu den 50 Pilot­betrieben, die Maß­nahmen wie Dauer­begrün­ung durch Zwischen­frucht­anbau, Eng- und Direkt­saat bei Reihen­kul­turen sowie eine hang­para­llele Bewirt­schaftung der Acker­flächen schon früh­zeitig anwen­deten. Die Frucht­folge ist der Schlüssel für eine boden-, wasser-, und klima­schonende ökolo­gi­sche Land­wirtschaft.

Mit dem zwei­jäh­rigen Luzer­ne­anbau startet die viel­fäl­tige Frucht­folge, hier wird Humus aufge­baut und Stick­stoff im Boden fixiert. Durch die zwei­jäh­rige Boden­ruhe wird das Boden­leben geför­dert. Weitere Kulturen sind Brot­weizen, Gerste, Acker- und Soja­bohnen, Erbsen, Mais, Triti­cale und Zucker­rüben. Im Sinne der Kreis­lauf­wirt­schaft wird so das Vieh­futter zu 100 % auf den eigenen Flächen produ­ziert.

Fragt man Rainer Vogel nach der größten Heraus­for­de­rung bei der Umstel­lung seines Betriebes von konven­tio­neller auf ökolo­gi­sche Bewirt­schaf­tung sind für ihn die stär­kere Beach­tung der Frucht­folge und die mecha­ni­sche Unkraut­be­kämp­fung die größten Heraus­for­de­rungen gewesen. Der Haupt­grund für die Umstel­lung war der lang­fris­tige Erhalt der Boden­frucht­bar­keit, um die Böden „enkel­taug­lich“ zu machen. Genau diese Böden gilt es zu erhalten, als Wasser-, Humus-, und CO2-Spei­cher.

Vom Land­wirt zum Poli­tiker

Obwohl der Tag nur 24 Stunden hat, hat Rainer Vogel seit 2016 eine neue beruf­liche Heraus­for­de­rung ange­nommen. In diesem Jahr hat der Land­wirt für den Ersten haupt­amt­li­chen Stadtrat in Nidderau (Bündnis 90/die Grünen) kandi­diert und wurde gewählt. Als Dezer­nent für Umwelt, Soziales und Finanzen ist er für die Land­wirt­schaft ein Glücks­fall, da er nicht nur Sach­ver­stand mitbringt, sondern für die Bürger ein volks­naher authen­ti­scher Poli­tiker ist: lokal tief verwur­zelt und boden­ständig.

Ohne Sach­kenntnis ist es schwer, als mündiger Bürger zu agieren – auch deshalb wurde und wird Bildung auf dem Hof Buch­wald immer geför­dert.

In seiner knappen Frei­zeit steht er seiner Ehefrau zur Seite, die seit 2008 den Betrieb leitet. Vogels Sohn Max wird in Kürze sein Studium der Agrar­wis­sen­schaften beenden und in den elter­li­chen Betrieb einsteigen. Vogels haben ihren Bauernhof für Verbrau­cher weit geöffnet: Als Mitglied im Netz­werk Demons­tra­ti­ons­be­triebe Ökolo­gi­scher Landbau bieten sie zahl­reiche Lern­an­ge­bote für Kinder­gärten, Schulen, und andere Gruppen an. Speziell in diesem Bereich hat Silke Vogel ihr Talent und ihre Bega­bung als gelernte Erzie­herin und Land­wirtin einge­bracht und weiter­ent­wi­ckelt. Seit 2005 gibt es den „Freun­des­kreis Hof Buch­wald e.V.“, der kultu­relle, ökolo­gi­sche und pädago­gi­sche Projekte fördert. Denn ohne Sach­kenntnis ist es schwer, als mündiger Bürger zu agieren – auch deshalb wurde und wird Bildung auf dem Hof Buch­wald immer geför­dert. 

Hof Buch­wald kurz und knackig

  • 450 Lege­hennen in zwei mobilen Hühner­ställen mit Weide­hal­tung
  • 100 Mast­rinder (Limousin x Charo­lais) in Lauf­ställen (Tief­streu)
  • 110 ha land­wirt­schaft­lich genutzte Fläche (100 ha für Ackerbau, 10 ha für Grün­land)
  • 200 Mast­schweine im Kisten­stall