Aljoscha lacht. „Nein, Landwirt wollte er zunächst wirklich nie werden!“ Und nun ist er es doch geworden. Seit rund einem Jahr ist der 36-Jährige Eigentümer des Höllnhofes östlich von Neumünster, dessen Geschichte bis in die Frühe Neuzeit reicht.
Rund 80 Seiten fasst der Hofüberlassungsvertrag, den er mit seinen Eltern Barbara und Dirk Kock-Rohwer geschlossen hat. Viele Aspekte waren zu berücksichtigen; wie beispielsweise das Wegerecht und die Abfindungen an die weichenden Erben, die beiden Schwestern. Aber auch eine sogenannte Rückfall-Klausel wurde festgelegt, die eintreten würde, wenn der Hoferbe frühzeitig verstürbe und seine Kinder noch nicht volljährig sind.
Allesamt Dinge und Überlegungen, die im täglichen Leben auf dem lebendigen Demeterhof in der Mitte Schleswig-Holsteins eher keinen Raum einnehmen.
Zusammen Ideen umsetzen – auch nach der Übergabe
„Der Vertrag ist schon okay, der juristische Schnitt für uns alle richtig, aber für mich ist das Gespräch mit meinen Eltern über und auf dem Hof weiterhin viel wichtiger“, konstatiert Hofnachfolger Aljoscha über den betrieblichen Alltag. Denn an der gemeinsamen Arbeit hat sich durch die Hofübergabe praktisch kaum etwas verändert. Der neue Festmist-Tierwohl-Laufstall ist im Jahr 2018 zusammen geplant und gebaut worden und auch eine Umstellung auf Melkroboter in naher Zukunft ist ein von allen getragenes Vorhaben.
Letztlich ist der Sohn als neuer „Chef“ froh, dass ihn sein Vater mit Know-how und Arbeitskraft weiterhin unterstützt. Obschon er als Junior ganz klar stellt: So viel schuften wie sein Vater wolle er nicht. „Es muss als Landwirt von heute möglich sein, auch mal Zeit für andere Dinge zu haben“, sagt Aljoscha und fordert eine „gesellschaftstaugliche“ Landwirtschaft.
Ich wollte den Betrieb sofort ganz übergeben, nicht erst für eine Übergangzeit verpachten.
Dirk Kock-Rohwer
Aljoschas Eltern hören an dieser Stelle sehr genau hin, was ihr Sohn sagt, und nicken zufrieden. „Ich wollte den Betrieb sofort ganz übergeben, nicht erst für eine Übergangzeit verpachten“, freut sich Vater Dirk über vollendete Tatsachen.
Dabei wirft der 61-jährige den Blick zurück auf den eigenen Einstieg als Hofinhaber zu Beginn der neunziger Jahre. Der verhielt sich etwas komplizierter, weil er seinen Bruder, der damals schon auf dem elterlichen Hof wirtschaftete, zuerst auslösen musste und den Betrieb dann obendrein noch auf ökologischen Landbau umstellte.
Trotz mancher Unkenrufe in Familie und Nachbarschaft sind dem drahtigen und zielorientierten Dirk und seiner besonnenen Frau Barbara über mehr als drei Jahrzehnte großer betrieblicher Erfolg beschert worden: Mittlerweile bewirtschaftet die Familie zusammen mit vier Angestellten 210 Hektar Land und melken 85 Kühe, deren Milch sie über eine eigene Vertriebsgesellschaft regional gut vermarkten.
Vom Betriebsleiter in den Landtag
Dass sich Dirk in seiner Zeit als Betriebsleiter mit seinen Ansätzen wirtschaftlich behaupten konnte, verleiht ihm eine ausgleichende Ruhe, die auch Andersdenkende verspüren. So ist es nicht verwunderlich, dass er in den nächsten schleswig-holsteinischen Landtag einzieht und dort eine kompetente Stimme für die Landwirtschaft und den ländlichen Raumes sein wird. Durch sein neues politisches Amt kann er wohl nicht mehr ganz so viel Zeit für den Familienbetrieb aufbringen wie bisher, doch ist dies auch eine Chance für neue Akzente und neue Entwicklungen auf dem Höllnhof.