Rosemary und Joe Collingborn kümmern sich gemeinsam um eine sorgsam gezüchtete Herde von 130 reinrassigen Holstein-Kühen auf der Hill End Farm in der Nähe von Chippenham. Ihr 68 ha großer Betrieb wird nach ökologischen Maßstäben bewirtschaftet, um das Gleichgewicht zwischen kommerzieller Produktion und Bewahrung der natürlichen Ressourcen zu wahren.
„Wir haben uns bewusst für eine Rasse entschieden, die gut zu einem grasbasierten System passt und aus dem Grünfutter einen hervorragenden Ertrag von ausgezeichneter Qualität liefert“, so Rosemary Collingborn. Die Kühe grasen auf Umtriebsweiden bestehend aus Dauergrünland und langfristig genutztem Grünland. Die durchschnittliche Milchleistung beträgt 7625 Liter pro Kuh bei einem Milchfettgehalt von 4,3 % und einem Eiweißgehalt von 3,3 %. Rund die Hälfte der Milch wird aus Grünfutter erzeugt.
Organisch gebundener Kohlenstoff im Boden
Seit mehr als 30 Jahren bewirtschaftet die Familie Collingborn ihren Betrieb mit Rücksicht auf die Umwelt und unter Beobachtung des Kohlenstoffgehalts im Boden. Unter anderem wurden 1400 Bäume gepflanzt, um das Dauergrünland zu erhalten und Bodenstörungen so weit wie möglich zu vermeiden.
„Wegen ihres CO2-Ausstoßes stehen die Milcherzeugung und grasbasierte Systeme immer wieder in der Kritik“, weiß Rosemary Collingborn, die über derartige Fehlinformationen frustriert ist. „Ich begreife einfach nicht, wie man das so falsch verstehen kann. Viehwirtschaft – wie hier in einem Grünlandbetrieb mit Milcherzeugung – ist ein sehr effektives Verfahren, Lebensmittel umweltfreundlich zu produzieren. Darüber hinaus bietet das System die Möglichkeit, Kohlenstoff zu speichern.“
Zusammenarbeit mit Kingshay
Nachdem sie über die Arbeit von Kingshay zu organisch gebundenem Kohlenstoff im Boden gelesen hatte, nahm Collingborn Kontakt zu ihrem örtlichen Wasserversorgungsunternehmen – Wessex Water – auf und regte dessen Mitarbeit bei dem Projekt an. „Wessex Water zeigte sich sehr interessiert, stimmte einer Mitarbeit zu, und Kingshay begann mit der Analyse von Proben“, freut sich Collingborn.
„Ich dachte mir: Auf diese Weise können wir den überzeugenden Nachweis dafür erbringen, dass grasbasierte Systeme eine wichtige Rolle bei der CO2-Sequestrierung und damit bei der Eindämmung des Klimawandels spielen können.“
Viehwirtschaft ist ein sehr effektives Verfahren, Lebensmittel umweltfreundlich zu produzieren. Darüber bietet das System die Möglichkeit, Kohlenstoff zu speichern.
Rosemary Collingborn
Auswertung der Bodenproben
Bodenproben von einem Drittel des Betriebs wurden zur CarbonCheck-Analyse und Bodentextur-Klassifizierung eingesandt. Der Tongehalt betrug zwischen 48 und 61 %, der SOC-Gehalt zwischen 6,7 und 8,8 %. Aus diesen Daten wurde das SOC/Ton-Verhältnis berechnet, das zwischen 0,121 und 0,16 lag und somit der Grünlandbewirtschaftung des Ehepaars ein gutes Zeugnis ausstellte.
Außer einem ließen sich sämtliche Flurstücke der Kategorie „sehr gut“ zuordnen und erreichten ein SOC/Ton-Verhältnis von mehr als 0,125 – aber selbst das schlechter eingestufte Flurstück erreichte noch die Kategorie „gut“ mit einem SOC/Ton-Verhältnis von mehr als 0,1 aber weniger als 0,125.
Anschließend verglich das Team die Hill End Farm mit 100 britischen Betrieben, bei denen im Rahmen des Kingshay-Projekts Proben genommen worden waren: 85 % der Hill End Farm Proben waren „sehr gut“, während der Untersuchungsdurchschnitt bei 50 % lag.
Ausgehend von der Dichte des Bodens – in den oberen 15 cm seines Profils weist er auf der Hill End Farm keinerlei Steine auf – errechnete das Team einen Kohlenstoffbestand von durchschnittlich 91,14 t/ha bei einer Spanne zwischen 79,4 t/ha und 99 t/ha. Das liegt deutlich über dem britischen Durchschnitt von 61 t/ha.
Erkenntnisse über den Boden nutzen
Wie also können die Collingborns den Analysebericht für sich nutzen? „Der Analysebericht hat uns noch genauere Erkenntnisse über unsere Böden und deren Fähigkeit, Kohlenstoff zu speichern, verschafft“, so Rosemary Collingborn. „Wir können diese Erkenntnisse nutzen, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Und das Entscheidende ist wohl: Wir haben die Bestätigung erhalten, dass bewirtschaftetes Grünland sehr wichtig für die Bekämpfung des Klimawandels ist.“
Im Bericht werden im Wesentlichen zwei Maßnahmen empfohlen, um der Freisetzung von Kohlenstoff entgegenzuwirken: Möglichst wenig Störung durch Eingriffe in den Boden und Vermeidung von Bodendegradation.
Durch minimale Bodenbearbeitung bei der Neuaussaat haben die Collingborns die Feldarbeiten bereits so weit wie möglich eingeschränkt. Außerdem haben sie das für die Silageproduktion verwendete Grünland durch Weißklee aufgelockert, um Stickstoff zu binden, das C/N-Verhältnis zu erhöhen und so die Bindung von Kohlenstoff im Boden zu unterstützen.
Hoher Ertrag bei geringer Bodenschädigung
Seit 20 Jahren nutzen die Collingborns die Umtriebsbeweidung. Vor kurzem sind sie dazu übergegangen, durch Messungen eine noch bessere Bewirtschaftung ihres Weidelands zu ermöglichen und einen möglichst hohen Futterertrag bei möglichst wenig Schädigung des Bodens zu erreichen. „Die Fresszeit beträgt ein bis zwei Tage, dann erfolgt der Umtrieb zur nächsten Koppel – zu Beginn beträgt der Grasbestand 2.800 kg TM/ha und beim Umtrieb 1.600 kg TM/ha – danach folgt für die Weiden eine Ruhezeit von 21 Tagen“, erläutert Rosemary Collingborn.
Darüber hinaus kompostiert der Betrieb Wirtschaftsdünger, um Nährstoffwert und Verfügbarkeit zu maximieren sowie den SOM- und SOC-Gehalt je nach Bedarf aufrechtzuerhalten oder zu erhöhen. Zudem werden alle drei bis fünf Jahre Bodenuntersuchungen durchgeführt. „Die Untersuchungen sind sehr sinnvoll – aber natürlich auch mit Kosten verbunden. Unsere Molkerei hat das Thema Kohlenstoffprüfung durchaus im Blick und beteiligt sich möglicherweise in Zukunft an den Kosten. Es wäre natürlich großartig, wenn Milchverarbeiter dies tun würden, da es letztlich ja für sie ebenso Vorteile bringt wie für den Landwirt.“