„Natür­lich kann ein schwerer Traktor boden­scho­nend sein“

Schwer bedeutet nicht immer auch hoher Druck auf den Boden. Warum das so ist und wie der Raupen­traktor 8RX sich das zu Nutze macht, erklärt Simon Scho­walter, Product Marke­ting Manager Large Trac­tors, bei John Deere.

Herr Scho­walter, können große und schwere Trak­toren über­haupt boden­scho­nend sein?

Ja, natür­lich können sie das. Das ist über­haupt kein Paradox. Der 20 t schwere 8RX und ich mit meinen rund 85 kg haben etwas gemeinsam: den exakt glei­chen Kontakt­flä­chen­druck. Das bedeutet: Bei der Maschine wirkt der gleiche Druck in kg pro Quadrat­zen­ti­meter auf den Boden wie bei mir, einfach weil der Traktor eine über­pro­por­tional große Aufstands­fläche hat.

Das klingt in der Theorie einleuch­tend. Wie hat sich das bei dem RX8 denn in der Praxis bewährt?

Wir haben den 8RX als Spezia­list für Boden­scho­nung vor 18 Monaten auf der letzten Agri­tech­nica vorge­stellt. Diese letzten einein­halb Jahre haben wir sehr intensiv dafür genutzt, um diesen Anspruch mit Fakten aus der Praxis und unab­hän­gigen Experten zu unter­mauern. Wir waren auf verschie­densten Böden in diversen Ländern unter­wegs, um viele Boden­druck­mes­sungen vorzu­nehmen. Eines der inter­es­san­testen Ergeb­nisse war eine Messung über die Wasser­auf­nah­me­fä­hig­keit des Bodens nach der Über­fah­rung mit verschie­denen Fahr­werks­kon­zepten. Dabei stellte sich heraus: In der Spur des 8RX konnte das Wasser mehr als 3 mal so schnell versi­ckern, als bei einem 8R mit Einzel­be­rei­fung.

Das bedeutet: Weniger Boden­ero­sion und Auswa­schung von Nähr­stoffen auf der Ober­fläche sowie bessere Versi­cke­rung auch in Dürre­pe­ri­oden und damit eine bessere Wasser- und Nähr­stoff­ver­sor­gung der Pflanzen. All das führt zu mehr Ertrag, mehr Biomasse und mehr CO2 Bindung. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für den Geld­beutel des Land­wirts. Wenn wir im klas­si­schen Weizen 3 % mehr Ertrag ansetzen, ergibt das einen Zusatz­profit von über 50 € pro Hektar für den Land­wirt.

BU: Wasser­auf­nah­me­fä­hig­keit des Bodens nach Über­fahrt mit verschie­denen Fahr­werks­kon­zepten: Der 8RX (grün) schneidet besser ab als der 8R mit Zwil­lings­be­rei­fung (blau) und Einzel­be­rei­fung (rot).

In den Tests schnitt auch die Zwil­lings­be­rei­fung ordent­lich ab. Ist sie nicht die bessere Wahl?

Die Zwil­lings­be­rei­fung ist defi­nitiv eine gute Lösung, aber durch die doppelte Breite über­rollen wir auch den doppelten Anteil des Feldes. Ein weiterer Aspekt ist die Verkehrs­taug­lich­keit. In Nord­ame­rika sind Zwil­lings­be­rei­fungen gang und gäbe. Da gibt es aber auch breite Straßen, weniger Verkehr und weniger strenge Vorschriften. Das ist in weiten Teilen Europas einfach eine andere Nummer. Da geht es nicht, dass ich mit einem Geschoss mit 4 m Außen­breite durch enge Dorf­gassen fahre.

Inzwi­schen gibt es gibt auch neue Reifen­kon­zepte, etwa mit nied­ri­gerem Reifen­in­nen­druck, die eine größere Aufstands­fläche ermög­li­chen. Ist die moderne Einzel­rad­be­rei­fung eine Alter­na­tive?

Moderne VF-Reifen mit nied­rigem Luft­druck – insbe­son­dere in Verbin­dung mit einer Reifen­druck­re­gel­an­lage – sind ein wert­voller Beitrag für Maschinen, die häufig zwischen Feld und Straße wech­seln. Hier gibt es aber Grenzen bei der Trag­fä­hig­keit der Reifen. Und in Boden­druck­mes­sungen kommt auch die moderne Einzel­rad­be­rei­fung nicht an das Niveau einer zwil­lings­be­reiften Maschine oder einer Vier­fach­raupe ran. Das zeigen Mess­reihen, aber auch die Fahr­spuren im Feld.

Reifen verur­sa­chen einen deut­lich größeren Erdkeil, den der Traktor vor sich herschiebt. Dadurch erhöht sich der Roll­wi­der­stand.

Stich­wort Fahr­spuren: Wirkt sich die Spur­tiefe in der Praxis über­haupt signi­fi­kant aus?

Ja, das tut sie. Je tiefer die Spur, desto größer der der Erdkeil, den ich mit meinem Traktor vor mir herschiebe. Das erhöht den Roll­wie­der­stand und damit den Kraft­stoff­ver­brauch erheb­lich. Raupen­fahr­werke wie die Vier­fach­raupe hinter­lassen dagegen kaum nennens­werte Spuren im Feld haben dadurch auch weniger Roll­wie­der­stände. So können sie über 20 % Kraft­stoff­er­sparnis pro ha errei­chen.

Sind die 20 % Ersparnis nicht nur ein Spit­zen­wert?

Nein, das sehen wir in der Praxis immer wieder, unter anderem auch bei unseren gemein­samen Messungen mit Michelin. Hier waren wir in Frank­reich unter­wegs und haben zahl­reiche Messungen mit unter­schied­li­chen Werk­zeugen und Ballas­tie­rungen gemacht. Je höher der Zugkraft­be­darf wird, desto größer wird der Vorteil. Aber bereits bei 7.000 daN sehen wir schon den Vorteil von 20 % pro ha. Der wird mit höherem Zugkraft­be­darf noch größer. Schließ­lich ist der RX8 explizit für höhere Zugkraft­aus­gaben ausge­legt.

BU: Vorteile bei der Kraft­stoff­ef­fi­zienz des 8RX zeigen sich bereits bei verhält­nis­mäßig nied­ri­gerem Zugkraft­be­darf. Steigt dieser an, steigen auch die Effi­zi­enz­vor­teile.

Wird das gute Ergebnis nur durch die flachen Fahr­spuren erreicht oder gibt es noch andere Gründe?

Einen großen Anteil hat auch der kaum auftre­tende Radschlupf. Wenn wir uns eine Radma­schine vor Augen führen, haben wir da 12 bis 16 Stol­len­paare im Eingriff im Boden, bei der Vier­fach­raupe haben wir 44. Einen Radtraktor fahre ich in der Regel folg­lich mit 8 bis 12 % Radschlupf. Raupen­trak­toren werden mit 1 bis 3 % Radschlupf gefahren. Das leistet einen großen Beitrag zur Effi­zienz.

Neben der Wirt­schaft­lich­keit spielt die Nach­hal­tig­keit eine immer größere Rolle. Wie schlägt sich die Effi­zienz in CO2 Äqui­va­lenten nieder?

Das lässt sich recht leicht berechnen. Abhängig von der Auslas­tung der Maschine und den Nutzungs­stunden im Jahr kann man hier eine Einspa­rung von rund 20 t pro Maschine und Jahr veran­schlagen.