Herr Schowalter, können große und schwere Traktoren überhaupt bodenschonend sein?
Ja, natürlich können sie das. Das ist überhaupt kein Paradox. Der 20 t schwere 8RX und ich mit meinen rund 85 kg haben etwas gemeinsam: den exakt gleichen Kontaktflächendruck. Das bedeutet: Bei der Maschine wirkt der gleiche Druck in kg pro Quadratzentimeter auf den Boden wie bei mir, einfach weil der Traktor eine überproportional große Aufstandsfläche hat.
Das klingt in der Theorie einleuchtend. Wie hat sich das bei dem RX8 denn in der Praxis bewährt?
Wir haben den 8RX als Spezialist für Bodenschonung vor 18 Monaten auf der letzten Agritechnica vorgestellt. Diese letzten eineinhalb Jahre haben wir sehr intensiv dafür genutzt, um diesen Anspruch mit Fakten aus der Praxis und unabhängigen Experten zu untermauern. Wir waren auf verschiedensten Böden in diversen Ländern unterwegs, um viele Bodendruckmessungen vorzunehmen. Eines der interessantesten Ergebnisse war eine Messung über die Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens nach der Überfahrung mit verschiedenen Fahrwerkskonzepten. Dabei stellte sich heraus: In der Spur des 8RX konnte das Wasser mehr als 3 mal so schnell versickern, als bei einem 8R mit Einzelbereifung.
Das bedeutet: Weniger Bodenerosion und Auswaschung von Nährstoffen auf der Oberfläche sowie bessere Versickerung auch in Dürreperioden und damit eine bessere Wasser- und Nährstoffversorgung der Pflanzen. All das führt zu mehr Ertrag, mehr Biomasse und mehr CO2 Bindung. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für den Geldbeutel des Landwirts. Wenn wir im klassischen Weizen 3 % mehr Ertrag ansetzen, ergibt das einen Zusatzprofit von über 50 € pro Hektar für den Landwirt.
In den Tests schnitt auch die Zwillingsbereifung ordentlich ab. Ist sie nicht die bessere Wahl?
Die Zwillingsbereifung ist definitiv eine gute Lösung, aber durch die doppelte Breite überrollen wir auch den doppelten Anteil des Feldes. Ein weiterer Aspekt ist die Verkehrstauglichkeit. In Nordamerika sind Zwillingsbereifungen gang und gäbe. Da gibt es aber auch breite Straßen, weniger Verkehr und weniger strenge Vorschriften. Das ist in weiten Teilen Europas einfach eine andere Nummer. Da geht es nicht, dass ich mit einem Geschoss mit 4 m Außenbreite durch enge Dorfgassen fahre.
Inzwischen gibt es gibt auch neue Reifenkonzepte, etwa mit niedrigerem Reifeninnendruck, die eine größere Aufstandsfläche ermöglichen. Ist die moderne Einzelradbereifung eine Alternative?
Moderne VF-Reifen mit niedrigem Luftdruck – insbesondere in Verbindung mit einer Reifendruckregelanlage – sind ein wertvoller Beitrag für Maschinen, die häufig zwischen Feld und Straße wechseln. Hier gibt es aber Grenzen bei der Tragfähigkeit der Reifen. Und in Bodendruckmessungen kommt auch die moderne Einzelradbereifung nicht an das Niveau einer zwillingsbereiften Maschine oder einer Vierfachraupe ran. Das zeigen Messreihen, aber auch die Fahrspuren im Feld.
Stichwort Fahrspuren: Wirkt sich die Spurtiefe in der Praxis überhaupt signifikant aus?
Ja, das tut sie. Je tiefer die Spur, desto größer der der Erdkeil, den ich mit meinem Traktor vor mir herschiebe. Das erhöht den Rollwiederstand und damit den Kraftstoffverbrauch erheblich. Raupenfahrwerke wie die Vierfachraupe hinterlassen dagegen kaum nennenswerte Spuren im Feld haben dadurch auch weniger Rollwiederstände. So können sie über 20 % Kraftstoffersparnis pro ha erreichen.
Sind die 20 % Ersparnis nicht nur ein Spitzenwert?
Nein, das sehen wir in der Praxis immer wieder, unter anderem auch bei unseren gemeinsamen Messungen mit Michelin. Hier waren wir in Frankreich unterwegs und haben zahlreiche Messungen mit unterschiedlichen Werkzeugen und Ballastierungen gemacht. Je höher der Zugkraftbedarf wird, desto größer wird der Vorteil. Aber bereits bei 7.000 daN sehen wir schon den Vorteil von 20 % pro ha. Der wird mit höherem Zugkraftbedarf noch größer. Schließlich ist der RX8 explizit für höhere Zugkraftausgaben ausgelegt.
Wird das gute Ergebnis nur durch die flachen Fahrspuren erreicht oder gibt es noch andere Gründe?
Einen großen Anteil hat auch der kaum auftretende Radschlupf. Wenn wir uns eine Radmaschine vor Augen führen, haben wir da 12 bis 16 Stollenpaare im Eingriff im Boden, bei der Vierfachraupe haben wir 44. Einen Radtraktor fahre ich in der Regel folglich mit 8 bis 12 % Radschlupf. Raupentraktoren werden mit 1 bis 3 % Radschlupf gefahren. Das leistet einen großen Beitrag zur Effizienz.
Neben der Wirtschaftlichkeit spielt die Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle. Wie schlägt sich die Effizienz in CO2 Äquivalenten nieder?
Das lässt sich recht leicht berechnen. Abhängig von der Auslastung der Maschine und den Nutzungsstunden im Jahr kann man hier eine Einsparung von rund 20 t pro Maschine und Jahr veranschlagen.