Tech­no­logie im Kampf gegen Trocken­heit

In Rumä­nien waren die Bedin­gungen für Land­wirte nicht immer einfach. Nach den Umbrü­chen von 1989 mussten die meisten Betriebe prak­tisch bei Null anfangen. Agro­serv Borcea ist ein Beispiel dafür und zählt heute zu den Topbe­trieben im Süden des Landes.

„Im Jahr 1994 haben wir unser Unter­nehmen gegründet und arbei­teten zunächst mit einem anderen Agrar­un­ter­nehmen zusammen. 2002 beschlossen wir dann, unsere eigenen Wege zu gehen. Einige Mitar­beiter blieben bei uns, und wir unter­zeich­neten verschie­dene Pacht­ver­träge. Anfangs bewirt­schaf­teten wir ca. 450 ha, wuchsen dann aber auf derzeit über 1.800 ha“, so Rică Stoian, Leiter des land­wirt­schaft­li­chen Betriebs in Borcea, Kreis Călărași.

Das Betriebs­ge­lände macht einen durch­dachten und aufge­räumten Eindruck und spie­gelt die west­liche Ausrich­tung und Vision des Eigen­tü­mers wider. Im Getrei­de­an­nah­me­be­reich befinden sich die Waagen für die LKWs, es gibt Getrei­de­silos mit einer Lager­ka­pa­zität von 15.000 Tonnen, Scheunen für Trak­toren, Mähdre­scher und andere Maschinen sowie Solar­an­lagen zur Strom­ver­sor­gung der Logis­tik­platt­form. All das befindet sich inmitten einer gepflegten Grün­an­lage – ein moderner land­wirt­schaft­li­cher Betrieb also.

2023 halbierte eine Dürre den Ertrag.

„Das war immer meine Vision. Während meiner ersten Auslands­reisen nach West­eu­ropa sah ich moderne, gepflegte und attrak­tive Betriebe. Da sagte ich zu mir: Moment, das sind Menschen genau wie wir, warum also schaffen wir nicht in Borcea einen Land­wirt­schafts­be­trieb, inspi­riert von all den Eindrü­cken, die ich rund um den Globus gesam­melt habe?“ Alles begann mit diesem Wunsch und was hier heute steht, ist mehr als nur ein land­wirt­schaft­li­cher Betrieb. Es ist ein Vorbild für Agrar­un­ter­nehmen.

Effi­zi­enter Ackerbau

Das Unter­nehmen besitzt derzeit 25 % seiner Acker­flä­chen, der Rest ist gepachtet. Die Flächen sind in einem Radius von 18 km rund um den Betrieb verstreut. In der Region fällt nur selten Regen und in den vergan­genen Jahren kam es zu schweren Dürren. Nicht zuletzt deshalb setzt der Betrieb vor allem auf Winter- und nicht so sehr auf Sommer­kul­turen. Weizen (800-900 ha) und Raps (300–400 ha) sind die wich­tigsten Feld­früchte, während Mais und Sonnen­blumen auf jeweils 300 ha ange­baut werden.

„Ganz in der Nähe befindet sich zwar ein alter Bewäs­se­rungs­kanal, doch dieser versorgt unsere Gegend – Borcea, Jegălia, Unirea – schon seit 1989 nicht mehr mit Wasser. Wir haben auch nicht nach Wasser gebohrt, denn das ist kost­spielig und sehr kompli­ziert. Statt­dessen sind wir von der konven­tio­nellen auf die boden­scho­nende Land­wirt­schaft mit weniger Über­fahrten und in Kürze auch Direkt­saat umge­stiegen“, erklärt Rică Stoian.

Um diese wasser­spa­rende Bewirt­schaf­tung zu ermög­li­chen, mussten neue Trak­toren und andere neue Maschinen ange­schafft werden. Ein weiteres Ziel der Umstel­lung bestand darin, die Kosten zu senken und die Produk­ti­vität zu stei­gern. Die zehn John Deere Trak­toren auf dem Betrieb sind mit einer Vorder­achs­fe­de­rung ausge­stattet. Das verbes­sert nicht nur den Fahrer­kom­fort, sondern stei­gert auch die Effi­zienz auf dem Feld.

Durch die John Deere Trak­tor­flotte und andere neue Maschinen stieg die Produk­ti­vität um 20–30 % an.

Eine beein­dru­ckende grün-gelbe Flotte: die 10 John Deere Trak­toren auf dem Betrieb Agro­serv Borcea.

„Die gefe­derte Vorder­achse führt zu einer besseren Trak­tion der Trak­tor­räder und erhöht somit unsere Produk­ti­vität pro Hektar. Dadurch konnten wir die benö­tigte Arbeits­zeit verrin­gern. Zuvor schafften wir bei der Herbizid-Sprit­zung 260–300 ha pro Tag, heute sind es 500 ha. Wir sind also deut­lich effi­zi­enter geworden. Bei der Sonnen­blu­men­aus­saat erle­digen schaffen wir täglich etwa 130 ha. Außerdem besitzen wir zwei große Schei­ben­eggen mit einer Arbeits­tiefe von 8 cm. Jede davon bear­beitet etwa 150–160 ha pro Tag. Diese tech­no­lo­gi­schen Verbes­se­rungen und die neuen Maschinen bedeu­teten für uns eine Produk­ti­vi­täts­stei­ge­rung um 20–30 %“, so der Land­wirt.

Der Umstieg auf Direkt­saat

Noch wird gepflügt, aber nur auf 30 bis 40 % der Acker­flä­chen, insbe­son­dere auf Raps­fel­dern, da in der Region kaum Regen fällt und die Pflan­zen­rück­stände wieder in den Boden einge­ar­beitet werden müssen. Die größte Heraus­for­de­rung ist der Kampf gegen die Dürre, die eine profi­table Bewirt­schaf­tung enorm schwierig macht. Ein Groß­teil des Ernte­guts, das im Früh­jahr noch gut aussieht, erleidet im Laufe des Sommers schwere Schäden. Im Jahr 2023 betrug die durch­schnitt­li­chen Erträge bei Raps 2,4 t/ha, bei Weizen 4,3 t/ha, bei Sonnen­blumen 0,6 t/ha und bei Mais gerade einmal 0,4 t/ha. „Wir wollen auf Direkt­saat umsteigen. Seit nunmehr zehn Jahren nutzen wir den Horsch Tiger und konnten damit die Produk­tion um 20 % stei­gern. Aber so sehr wir uns aber auch bemühen, manchmal kommen wir einfach nicht gegen die Natur an“, meint Rică Stoian.