Mit einem durchschnittlichen Maisertrag von 110 dt/ha wurden in Frankreich im Jahr 2021 ein neuer Rekord aufgestellt. Das lag insbesondere an den gut über die Vegetationsperiode verteilten ausreichenden Niederschlägen. Der Trend zeigt jedoch in Richtung klimatisch und wirtschaftlich herausfordernde Zeiten. Deshalb müssen sich Getreideanbauer, Saatgutzüchter, Viehhalter und Betreiber von Biogasanlagen technisch neu aufstellen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Sehen wir uns an, welchen Beitrag die Präzisionslandwirtschaft und insbesondere die Variation der Aussaatmenge, leisten kann.
Maisanbau in Frankreich: 3 Zahlen
- 3 Millionen bewirtschaftete Hektar (an zweiter Stelle direkt hinter Weizen)
- 50 %: Die Anbaufläche ist gleichmäßig auf Silo- und Körnermais aufgeteilt (2 % der Flächen dienen dem Anbau von Maissaatgut und Zuckermais)
- 40 % der französischen Produktion wird in die Europäische Union verkauft (Spitzenexportland in der EU)
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Laut einer von Arvalis (Institut du végétal) in Auftrag gegebenen Studie steigt der Ertrag der derzeit angebauten Maissorten jährlich um rund 1,2 % – das entspricht einem Wachstum von 1,0 bis 1,4 dt/ha bei Körner- und 1,3 bis 1,8 dt/ha bei Silomais. Eine der bemerkenswertesten Eigenschaften des Maises ist sein hoher Ertrag. Trotz der geringen Aussaatdichte von weniger als 100.000 Pflanzen/ha können über 13 t/ha an Körnern geerntet werden. Dabei hat sich die Aussaatstärkenempfehlung bei den derzeitig angebauten frühreifen Sorten gegenüber Anfang der 1990er-Jahren um 5.000 bis 10.000 Pflanzen/ha veringert.
Wegen der unbeständigeren Witterungsverhältnisse, der steigenden Betriebsmittelkosten und der Abnahme der Saatgutbehandlung sind Landwirte auf der Suche nach mehr Sicherheit beim Maisanbau. In Anbetracht der Heterogenität innerhalb eines Feldes sollten Landwirte die Aussaatmenge allerdings nicht zu stark reduzieren. „Die Verringerung der Aussaatmenge führt tendenziell zu niedrigeren Erträgen. Auch wenn sich die Maiskolben gut entwickeln und die Pflanzen gut aussehen, wird die Erntemenge pro m² geringer ausfallen“, prognostiziert Pierre Cougard vom landwirtschaftlichen Dienst der Kooperative Eurden in einem Interview mit der Zeitung Le Paysan Breton.
Maisanbau mit Präzision
Die richtige Sorte, die richtige Aussaatstärke, die richtige Düngung – und alles zur richtigen Zeit und am richtigen Ort: fertig ist das Anbauprogramm. Als Grundlage dienen ein Boden mit guter Struktur, ein gut vorbereitetes Saatbeet und eine perfekt funktionierende Einzelkorndrillmaschine. Der Präzisionsmaisanbau verbindet das Wissen über die Heterogenität innerhalb eines Feldes und die Erstellung von Applikationskarten zur teilflächenspezifischen Aussaat mit landwirtschaftlichen Maschinen, die mit einem GPS basierten Lenksystem für eine zentimetergenaue Präzisionsaussaat ausgestattet sind. Der Regel lautet: In Bereichen mit schlechter Wasserversorgung kann es zu Wasserstess kommen. Daher wird die Aussaatmenge reduziert, um die Maispflanzen nicht unnötig zu schwächen. Bei guten Wasserverhältnissen kann die Anzahl der Pflanzen je Hektar und damit die Aussaatstärke höher sein.
Variable Aussaat mit Hilfe starker Partner
Genossenschaften und Landhändler entwickeln derzeit Dienstleistungsangebote für die Landwirtschaft, um die gesellschaftlichen Erwartung an eine Schonung der Umwelt und den Schutz der Biodiversität gerecht zu werden. Die Präzisionslandwirtschaft gilt dabei als ein gutes Mittel zur Erreichung dieser Ziele. Saatgutproduzenten ihrerseits haben spezielle Anwendungen wie Agrility® (LG Semences), FITservices® (Pioneer Semences), Climate Fieldview® (Dekalb/Bayer-Agri), Xarvio™ (BASF) usw. entwickelt. Gemeinsam mit Lohnunternehmen bilden Sie das Dreiergestirn der Präzisionslandwirtschaft bestehend aus Vertrieb, Saatgutproduzent und Anwender.
In der Region Grand-Ouest (Westfrankreich) treibt das Netzwerk Cléo mit mehr als 15 Lohnunternehmern und insgesamt 400 Angestellten die Präzisionslandwirtschaft voran. Auf dem Plan von Cléo stehen Weiterbildungen für die Anwendung digitaler Tools, gemeinsame großflächige Feldversuche und die Nutzung von Einzelkornsämaschinen der neuesten Generation. Das Lohnunternehmen Coulon aus Bouère – Mitglied bei Cléo – berichtet über seine Erfahrungen mit der variablen Aussaat bei Kunden, insbesondere auch viehhaltenden Betrieben.
Lohnunternehmen Coulon aus Bouère auf einen Blick:
- 20 Vollzeitangestellte
- 5 Einzelkornsämaschinen von Monosem
- 23 Traktoren, hauptsächlich von John Deere (Vertriebspartner: Ets Chesneau Agri-Ouest)
- 5 selbstfahrende Feldhäcksler
- 7 Mähdrescher
- 2 selbstfahrende Feldspritzen
- 7 Güllefässer
- 2 Quaderballen- und 4 Rundballenpressen
Das Lohnunternehmen Coulon hat bereits erste Erfahrungen mit der Präzisionslandwirtschaft gesammelt. Mithilfe von N-Sensoren wird der Stickstoffbedarf des Getreides ermittelt und eine gezielte teilflächenspezifische Düngung vorgenommen. „Die variable Maisaussaat stellt dagegen eine technisch komplexere Herausforderung dar. Wir müssen das unterschiedliche Ertragspotenzial innerhalb des Feldes kennen“, erklärt Jean-Louis Mary. „Also haben wir begonnen, Ertragskarten in JDLink™ zu erstellen. Dadurch konnten wir festgestellen, dass die Erträge innerhalb eines Felds stark schwanken: Es gibt Abweichungen von -20 % bis +20 % von der durchschnittlichen Erntemenge! Anschließend wurden mit Hilfe der Software Xarvio™ Applikationskarten erstellt.“
Um besser auf die Bedürfnisse seiner Kunden eingehen zu können, hat das Lohnunternehmen Coulon nach und nach fünf Einzelkornsämaschinen von Monosem angeschafft. „Diese Sämaschinen haben ein elektrisches Getriebe und sind auf die automatische Aussaatmengensteuerung sowie Reihenabschaltung vorbereitet“, erklärt Anthony Bardou, Partner bei Coulon und verantwortlich für die technische Ausrüstung.
Die teilflächenspezifische Aussat sorgt für einen optimalen Bestand und spart rund 10 Prozent Saatgut ein
Jean-Louis Mary
Die Saatguteinsparung durch die Variation der Aussaatmenge sowie die automatische Reihenabschaltung brietet den Kunden einen attraktiven Anreiz. Insbesondere, da die Kosten einiger Sorten kürzlich auf 110 Euro pro Ausbringungseinheit angestiegen sind und je Hektar 1,5 bis 2 Ausbringungseinheiten erforderlich sind. „Beim Saatgut können wir 7 bis 10 % einsparen, was geringere Kosten bedeutet, insbesondere auf weniger ertragreichen Feldern“, erläutert uns Jean-Louis Mary. Außerdem bekommt der Landwirt die Ertragshistorie gratis und kann sie somit auch für andere Auswertungen und teilflächenspezifische Anwendungen nutzen, die seine Felder ertragreicher machen sollen.
Nettogewinn durch variable Aussaat: mindestens 20 €/ha in 80 % der Versuche
Wie das Magazin Entraid’ im März 2020 berichtete, führt der Saatgutproduzent Dekalb seit sieben Jahren Aussaatstärkenversuche in Europa durch, um so auch Erkenntnisse über das Ertragspotential der Böden zu gewinnen. Dabei konnte Dekalb feststellen, dass bei acht von zehn Versuchsfeldern durch die variable Aussaat ein Gewinn erzielt werden konnte. Der zusätzliche Gewinn beläuft sich dabei auf mehrere Dutzend Euro pro Hektar. Die Experten bei Dekalb erklären: „Wir kombinieren dabei erfolgreich unsere Kenntnisse über die verschiedenen Sorten mit dem Wissen der Landwirte über ihre Felder.“ Auch die bretonische Kooperative D’Aucy hat sich eingehend mit der Variation der Aussaatstärke befasst. Sie hat dabei festgestellt, dass die Abschaltung von Reihen je nach Form und Größe eines Feldes zu einer Saatgutersparnis von 1 bis 6 % führt. Auf Grundlage der Annahme einer Einsparung von 3,5 % beim Saatgut und einer jährlichen Aussaatfläche von 180 Hektar können die Mehrkosten für die Anschaffung einer Sämaschine mit GPS kompensiert werden, so D’Aucy.
Eine weitere wichtige Beobachtung: Durch die teilflächenspezifische Aussaat kann ein Gewinn von 20 €/ha erzielt werden. Die Sämaschine mit Reihenabschaltung und teilflächenspezifischer Aussaat ist somit oftmals rentabler als eine einfache mechanische Sämaschine. Die Kooperative erstellt auch Applikationskarten im Rahmen einer Dienstleistung, für die sie 14 €/ha berechnet.
Nach dem Rekordjahr 2021 sollte der generelle Trend zu eher geringeren Niederschlagsmengen nicht vergessen werden. „Wir waren erstaunt, dass wir so viel Mais ernten konnten, obwohl die Wasserreserven bei einigen Feldern so niedrig sind. Das lag allein an der variablen Anpassung der Aussaatmenge“, so Jean-Louis Mary von Coulon.