Ende November dreht sich auf dem Hof von Holger Strübbe im nordrhein-westfälischen Lotte alles um den Abtransport und Verkauf von Weihnachtsbäumen. Bereits bei der Anfahrt zum Betreib findet sich auf den rechten Seiten ein Lagerplatz, auf dem tausende von Tannenbäumen, umhüllt von schicken weißen Netzen, wie Säulen aneinander gelehnt aufrecht in die Luft ragen. Emsiges Treiben herrscht auf diesem Lagerplatz. Arbeiter befüllen mit einem Fördergerät hinter einem großen grün-gelben Traktor spezielle Palletten, die genau in den Laderaum eines LKWs passen. Radlader transportieren die Paletten zum nahegelegenen Hof, wo sie entweder zwischengelagert oder direkt auf LKWs verladen werden.
Auch auf dem eigentlichen Betriebshof geht es zu wie in einem Bienenstock. Ein anderer John Deere Traktor, ausgerüstet mit einem Greifarm und einem riesigen Anhänger, bringt ständig neue eingewickelte Weihnachtsbäume und kippt sie ab. Sofort beginnen Arbeiter die Bäume zu sortieren und auf Paletten zu kommissionieren. LKWs und kleinere Transporter kommen an, werden beladen und fahren wieder ab. Dazwischen immer wieder Privatpersonen, die ebenfalls gerne einen Weihnachtsbaum kaufen möchten.
Herr des emsigen Treibens ist Holger Strübbe, der Besitzer. Wenn er nicht gerade irgendwo auf dem weitläufigen Gelände unterwegs ist, um mit einem Kunden oder einem der Angestellten zu sprechen, dann hält er sich in der Regel in seinem großräumigen Büro auf, welches in eine Maschinenhalle voll mit Spezialgräten für den Anbau von Tannenbäumen integriert ist. Auch in seinem Büro ist er umlagert von Kunden, die seinen Rat suchen oder einen Baum bezahlen oder von einem Mitarbeiter, der danach fragt, was er als nächstes tun soll. Trotzdem nimmt sich Holger Strübbe Zeit über seinen Betrieb und den Anbau und die Vermarktung von Weihnachtsbäumen zu sprechen.
Vom Gemischtbetrieb zum Tannenspezialisten
„Erstmalig urkundlich erwähnt unter der Namen Strübbe wurde der Hof 1344“, erzählt Holger Strübbe. Die Tannenbäume kamen aber erste mit seinem Vater auf den Hof. Schon früh setzte dieser auf die Nordmanntanne, die auf den umliegenden Flächen sehr gute Wachstumsbedingungen vorfindet. Seither hat sich auch der Charakter des Betriebes, von einem in dieser Region üblichen Gemischtbetrieb mit Rindern, Schweinen und Ackerbau zu einem rein forstwirtschaftlichen Betrieb, grundlegend verändert. Mit 15 Festangestellten und 40 Saisonkräften werden auf fast 150 ha Nordmanntannen angebaut und vermarket. Außerdem führt der Betrieb forstwirtschaftliche Lohnarbeiten aus.
Die Anlage einer neuen Tannenbaumkultur beginnt mit einer Bodenanalyse sowie einer Nährstoffbedarfsermittlung. Diese Angaben dienen als Grundlage für die Düngung, um für die kleinen Tannenbaumsetzlinge optimale Voraussetzungen zu schaffen. Die Jungpflanzen stammen aus Premium-Baumschulen und werden im Alter von drei bis vier Jahren mit Hilfe von GPS gesteuerten Pflanzmaschinen auf die vorbereiteten Flächen ausgepflanzt. Je nach Zuschnitt der Fläche passen bis zu 6000 Bäume auf einen Hektar.
Erfahrene Mitarbeiter …
… und modernste Technik ernten die Weihnachtsbäume …
… und transportieren sie zum Hof.
Danach braucht es noch einmal acht bis zwölf Jahre, bis aus den Setzlingen ein wohlgeformter Weihnachtsbaum wird. In dieser Zeit benötigen die Bäume intensive Pflege. „Im vierten Jahr machen wir einen sogenannten Stumpfschnitt, bei dem die unteren Zweige der Bäume entfernt werden. Dadurch können wir mit unseren Maschinen zwischen den Reihen besser arbeiten und verbessern die Luftzirkulation, was den Druck durch Algen und Pilze reduziert“, erklärt Holger Strübbe. Danach erfolgt zunächst ein Grundschnitt, der für die Symmetrie des Baumes sorgt. In den Folgejahren werden die Bäume dann regelmäßig geschnitten, um am Ende kompakte und formschöne Weihnachtsbäume zu erhalten.
Wir setzen auf eine breite Kundenbasis, um unser Risko zu minimieren.
Holger Strübbe
Ernte nach Qualitätsstufen
Bereits im Sommer werden alle schlagreifen Weihnachtsbäume mit farbigen Qualitätsetiketten der Klassen A, B, C und D markiert, um eine einfache Ernte nach Qualitätsstufen zu gewährleisten und einen reibungslosen Verkauf zu ermöglichen.
Im Spätherbst werden sämtliche Nordmanntanne in den Kulturen für die bevorstehende Ernte, die im November beginnt, kontrolliert. Frühe Ernten dienen meist als Adventsdekoration, während später geschlagenen Bäume zum Verkauf als Christbäume dienen. „Es gibt allerdings einen Trend unter den Kunden, den Weihnachtsbaum früher zu kaufen und aufzustellen“, so Holger Strübbe.
Nach dem Schlagen verbleiben die Bäume noch ein bis zwei Tage auf dem Feld, um optimal nachzureifen. Die eigentliche Ernte erfolgt dann durch erfahrene Mitarbeiter mit Hilfe modernster Maschinen. So ist es möglich für den Großhandel Chargen nach individuellen Anforderungen zusammenzustellen.
Risikominimierung durch breite Kundenbasis
Holger Strübbe bevorzugt eine breite Kundenbasis und verkauft sowohl an Zwischenhändler als auch Privatleute in einem Radius von ungefähr 300 Kilometern, um sein so eigenes Risiko möglichst gering zu halten. Zu den Weiterverkäufern gehören beispielsweise Hofläden, Baumärkte, Gartencenter und Gärtnereien, welche Ihre Bäume in der Regel mit dem LKW abholen. Entsprechend der Kundenwünsche werden die Bestellungen kommissioniert, was auch die rege Aktivität auf dem Betriebshof kurz vor Adventsbeginn erklärt.
Für Privatkunden veranstaltet Holger Strübbe in der Adventszeit spezielle Verkaufserlebnisse für Familien. Dazu wird der Hofplatz weihnachtlich geschmückt und durch den Verkauf von Glühwein und Wildschweinburgern durch seine Frau und einen Freund, der eigens dafür einen Verkaufswagen angeschafft hat, ist für das leibliche Wohl gesorgt. So können sich Familien mit Ihren Kindern auf das Weihnachtsfest einstimmen.