Precision FarmingMit Drohnen das Feld managen

Drohnen kommen in der Land­wirt­schaft immer häufiger zur Anwen­dung. Sie sind viel­seitig einsetzbar und können nicht nur Pflanzen über­wa­chen, sondern auch Dünge­mittel, Biosti­mu­lan­zien, Pflan­zen­schutz- und sogar biolo­gi­sche Schäd­lings­be­kämp­fungs­mittel ausbringen.

Rein tech­nisch heißen sie unbe­mannte oder fern­ge­steu­erte Luft­fahr­zeuge (UL/FL), aber gemeinhin bezeichnen werden sie als „Drohnen“. In der Präzi­si­ons­land­wirt­schaft haben sie sich als ein hervor­ra­gendes Werk­zeug erwiesen. Häufig werden sie einge­setzt, um die Vita­lität der Pflanzen zu über­wa­chen, ihren gesund­heit­li­chen Status zu ermit­teln oder um Wasser­mangel zu erkennen. Sie sind in der Lage, äußerst aussa­ge­kräf­tige Daten über den Zustand der Feld­früchte zu liefern, was bis vor kurzem noch undenkbar war. Der Einsatz von Drohnen beim Spritzen ist aller­dings noch nicht weit verbreitet, gewinnt jedoch allmäh­lich an Bedeu­tung.

Pedro Lucas ist CEO von Niufly, einem Unter­nehmen, das sich auf das Spritzen mit Drohnen spezia­li­siert hat. Er stellt einige wich­tige Vorteile heraus: „Drohnen verdichten den Boden nicht, sie passen sich an jedes Boden­profil an, sie können an steilen Hängen operieren, sie bewegen sich schnell über das Feld, und sie können die Ausbring­menge gut an die Bedürf­nisse der Feld­früchte anpassen.“

David Blanco (links) und Pedro Lucas (rechts) von der Firma Niufly sind Experten für die Pflan­zen­schutz­mit­tel­aus­brin­gung mit Drohnen.

Vorteile des Sprit­zens mit Drohnen

Drohnen können auch schwer zugäng­liche Bereiche, wie beispiels­weise schlam­mige Parzellen, auf denen Maschinen stecken bleiben könnten, oder nasse Reis­felder errei­chen. Zudem werden die Bediener weniger durch die ausge­brachten Chemi­ka­lien gefährdet. Dazu kommt der ökolo­gi­sche Aspekt: Batte­rie­be­trie­bene Drohnen stoßen während des Betriebs keine Schad­stoffe aus, was ein Vorteil gegen­über Maschinen mit Verbren­nungs­mo­toren ist.

Bezüg­lich der Abdrift, also der Tröpf­chen, die sich durch die Luft bewegen und ihr Ziel nicht errei­chen, gibt es eine kontro­ver­sere Debatte. In einer von der Univer­sität Sevilla in hoch­in­ten­siven Oliven­hainen durch­ge­führten Studie wurde fest­ge­stellt, dass beim Spritzen mit einer Drohne weniger Abdrift entsteht als bei der Ausbrin­gung mit einer herkömm­li­chen Spritze. Andere Studien wiederum zeigen, dass die Abdrift beim Einsatz von Drohnen gleich groß oder größer sein kann. Pedro meint: „Um Abdrift zu vermin­dern, ist es wichtig, die Drohne richtig einzu­stellen und die Bedin­gungen in der Umge­bung zu berück­sich­tigen.“

Drohne beim Ausbringen von Biosti­mu­lan­zien in einem Oran­gen­hain.

Heraus­for­de­rungen und Beschrän­kungen

Eine große Hürde für die Pflan­zen­schutz­mit­tel­aus­brin­gung mit Drohnen sind die gesetz­li­chen Bestim­mungen in Europa. Seit 2009 ist das Spritzen aus der Luft in der Euro­päi­schen Union verboten. Es gibt nur wenige Ausnahmen mit Sonder­ge­neh­mi­gungen. Darüber hinaus hat sich die Euro­päi­sche Kommis­sion das Ziel gesetzt, den Einsatz von chemi­schen Pflan­zen­schutz­mit­teln bis 2030 zu halbieren, was die Entwick­lung derar­tiger Tech­no­lo­gien erschwert.

Daher ist die Notwen­dig­keit eines neuen Gesetzes im Gespräch, welches das Spritzen mit Drohnen genauer regelt, denn die derzei­tige Verord­nung wurde im Hinblick auf den Einsatz von Flug­zeugen und Hubschrau­bern erstellt. Auch wenn die Ausbrin­gung von chemi­schen Pflan­zen­schutz­mit­teln mit Drohnen stark einge­schränkt ist und beson­dere Geneh­mi­gungen erfor­der­lich sind, können andere Produkte ausge­bracht werden.

Die ersten phäno­lo­gi­schen Stadien sind aufgrund der gerin­geren Blatt­masse ideal für Droh­nen­ver­fahren.

David Blanco

„Wir arbeiten mit Fest­stoffen wie granu­lierten Dünge­mit­teln und biolo­gi­schen Schäd­lings­be­kämp­fungs­mit­teln, denn diese sind zuge­lassen. Außerdem setzen wir flüs­sige Produkte wie verdünnte Dünge­mittel, Biosti­mu­lan­zien, Bioin­sek­ti­zide und Biofun­gi­zide ein, die nicht als Pflan­zen­schutz­mittel einge­stuft sind“, sagt Pedro. Zum Einsatz von Pflan­zen­schutz­mit­teln mit Sonder­zu­las­sungen erklärt Pedro, dass seine Firma zuge­las­sene Einsätze gegen Reis­fäule und Frucht­fliegen mit Produkten durch­ge­führt hat, die aus der Luft ausge­bracht werden können.

Drohnen im Oran­gen­hain in Spanien

Um zu sehen, wie das Spritzen per Drohne funk­tio­niert, sind wir nach Valencia gereist. Wir waren vor Ort in einer Oran­gen­plan­tage, um ein Biosti­mu­lans auszu­bringen. Laut David Blanco, dem tech­ni­schen Leiter von Niufly, ist eine genaue Diagnose und Analyse der zu behan­delnden Parzellen für die korrekte Durch­füh­rung der Sprit­zung mit Drohnen uner­läss­lich.

„Zunächst digi­ta­li­sieren wir die Parzelle mit Hilfe von RTK-Daten, anschlie­ßend erfolgt eine gründ­li­cher Daten­ana­lyse, um das weitere Vorgehen fest­zu­legen. Danach konfi­gu­rieren wir die Aufgabe so, dass die Drohne auto­ma­tisch arbeitet.“

Wärme­bild-, Multispek­tral- und RGB-Sensor, der bei den Fern­erkun­dungs­flügen vor der Ausbrin­gung einge­setzt wird.

„Zunächst führen wir einen Fern­erkun­dungs­flug in einer Höhe von 80-120 Metern durch. Dabei setzen wir Drohnen ein, die mit Wärme-, Multispek­tral- und RGB-Sensoren ausge­stattet sind, um die Ist-Situa­tion so genau wie möglich zu diagnos­ti­zieren und anhand der Daten zu entscheiden, welche Bereiche gespritzt werden sollen und mit welcher Dosis“, erklärt David weiter. 

An einem einzigen Tag können so bis zu 300 ha abge­deckt werden. Außerdem sammelt das Team Blatt- und Boden­proben, deren Analyse die Fern­erkun­dungs­daten ergänzt und die Entwick­lung genauerer Algo­rithmen für das Auftreten von Schäd­lingen und Krank­heiten ermög­licht. Nachdem das Auftreten von Schäd­lingen bestimmt und die Aufgabe konfi­gu­riert wurde, werden die Spritz­drohnen einge­setzt.

Mit der Anwen­dung von Droh­nen­ver­fahren werden Boden­ver­dich­tungen vermieden.

Pedro Lucas

„Wir verwenden Drohnen mit vier Propel­lern und einem 8-Liter-Tank. Die ermög­licht uns 6-8 Minuten effek­tives Spritzen, womit wir bis zu 60 ha pro Tag bear­beiten können. Bei den beiden Verfahren, die wir mit zuge­las­senen Pesti­ziden durch­ge­führt haben, lag die Dosis bei 8l/ha“, erklärt David.

Holzige und krau­tige Feld­früchte werden unter­schied ange­baut. Bei holzigen Kulturen muss die Pflanz­reihe beachtet werden, während bei krau­tigen Feld­früchten eine gleich­mä­ßige Ausbrin­gung auf der gesamten Fläche erreicht werden muss. Nach seiner Erfah­rung „sind die frühen Entwick­lungs­sta­dien wegen der gerin­geren Blatt­masse ideal für Droh­nen­be­hand­lungen. In dieser Phase wird die höchste Effi­zienz erreicht, sofern auch die anderen Para­meter (Höhe, Geschwin­dig­keit, ausge­brachte Menge und Tröpf­chen­größe) stimmen“, erklärt Pedro.

Vor der Ausbrin­gung wird der Zustand der Pflanzen analy­siert.

Die Drohnen von Niufly

Eine Pionier­leis­tung von Niufly ist die Behand­lung mit biolo­gi­schen Mitteln aus der Luft. Tech­nisch gesehen gilt das nicht als Spritzen, da es sich um ein festes Produkt handelt, welches ausge­bracht wird. Um die Nütz­linge, die bei der Bekämp­fung von Schäd­lingen und Krank­heiten helfen, zu verteilen, hat Niufly die Drohnen so modi­fi­ziert, dass sie eine kontrol­lierte Frei­set­zung ermög­li­chen und eine ordnungs­ge­mäße Vertei­lung in den Gebieten gewähr­leisten, in denen sie benö­tigt werden.

Letzte Einstel­lungen und Kontrollen vor Beginn der Ausbrin­gung.

Unab­hängig davon, ob nach dem Einsatz ein flüs­siges oder ein festes Produkt ausge­bracht wird, „ist die rich­tige Wartung der Spritz­drohnen von entschei­dender Bedeu­tung“, so Pedro und David. „Die Zahn­räder, die Pumpen, die Anschlüsse und alles andere muss sehr gut gerei­nigt werden, damit alles für den nächsten Einsatz in best­mög­li­chem Zustand ist.“

Um die Wirk­sam­keit des Verfah­rens zu gewähr­leisten, sollte nach der Sprit­zung eine gründ­liche und detail­lierte Nach­kon­trolle durch­ge­führt werden. Dies geschieht mit Hilfe von Fern­erkun­dungs­flügen und einer größeren Anzahl von Proben, die vor Ort genommen werden. Auf diese Weise kann das Team den Zustand der Pflanzen in der Parzelle neu bewerten, indem Karten der Pflan­zen­vi­ta­lität oder Produk­ti­ons­pro­gnosen in verschie­denen Maßstäben erstellt werden.