TraktorenMais sorgt für viel Opti­mismus bei Familie Vix im Elsass

Unglaub­lich, alle wurden am 26. Juni geboren! Wendelin Vix, mit 87 Jahren noch topfit und rüstig, hat seine Liebe zur Land­wirt­schaft an seinen Sohn Jean-Marc und seinen Enkel Fran­çois weiter­ge­geben. Der Besuch bei dieser elsäs­si­schen Land­wirts­fa­milie, 26 Jahre nach dem ersten Artikel in der fran­zö­si­schen Ausgabe Le Sillon, hat sich wahr­lich gelohnt. Begleiten Sie uns nach La Neumatt, einem gut geführten land­wirt­schaft­li­chen Betrieb in Want­zenau am Nieder­rhein, hier dreht sich alles um Mais.

Anläss­lich seines 80. Geburts­tags hat Wendelin Vix seine Erin­ne­rungen in einem wunder­schönen, reich bebil­derten Buch zusam­men­ge­tragen. Darin gewährt er nicht nur Einblick in seine Kind­heit während der deut­schen Besat­zung, den Zweiten Welt­krieg und die Befreiung, sondern auch in die drei Jahre, die er im Alge­ri­en­krieg im Einsatz war. Nach seiner Heim­kehr Ende 1958 kaufte er seinen ersten Traktor, einen 25 PS starken MAN mit Pflug und Messer­bal­ken­mäh­werk und später ein Schweiß­gerät, um seine Anbau­ge­räte anzu­passen. 1962 heira­tete er seine Frau Annette und bekam mit ihr drei Kinder: Michel (der leider 2014 uner­wartet verstarb), Marie-Jeanne und Jean-Marc, der ihn als Betriebs­leiter ablöste, bevor im Oktober 2022 sein Enkel Fran­çois den elter­li­chen Anteil über­nahm.

Vix EARL baut auf 130 ha Körner­mais an, wovon 80 % mit Rhein­wasser bewäs­sert werden.

Ein flei­ßiger Arbeiter mit einem guten Riecher

Anfang der 1970er-Jahre wurde das Vorhaben verworfen, eine Chemie­fa­brik um 150 ha zu erwei­tern, was den Land­wirten in Want­zenau die Gele­gen­heit gab, ihre Flächen zu vergrö­ßern. Einige inves­tierten in leis­tungs­stär­kere Trak­toren, einen Mähdre­scher und weitere Maschinen. „Alle sagten, wir würden schei­tern“, erin­nert sich Wendelin, „doch meine Berech­nungen erwiesen sich als richtig.“ Mit Hilfe eines Notiz­buchs, in dem sein Vater Aloyse die ideale geome­tri­sche Anord­nung für die Arbeiten und vor allem für die Mecha­ni­sie­rung des Hopfen­an­baus fest­ge­halten hatte, machte sich Wendelin bei der elsäs­si­schen Verei­ni­gung der Hopfen­an­bauer (Cophoudal) einen Namen.

Als einer der ersten in der Region bewäs­serte er den Mais und war damit so erfolg­reich, dass der Saat­gut­her­steller KWS ihn bat, mit der Vermeh­rung von Mais­saatgut zu beginnen. Das war zwar zeit- und arbeits­auf­wendig, jedoch äußerst rentabel. Wendelin, der den „Mais im Blut“ hatte, entwi­ckelte die Bewäs­se­rung weiter, bevor er sich ab 1973 zusammen mit seinem Schwager René einem größeren Projekt zuwandte.

Vordere Reihe: Wendelin, Jean-Marc und Fran­çois Vix vor vier Gene­ra­tionen ihrer John Deere Trak­toren; zweite Reihe: Lehr­ling Elliot Hirsch und Florent Kress, Nachbar und Fan alter Maschinen.

Beide verab­schie­deten sich von der tradi­tio­nellen Frei­luft­trock­nung von Mais in beson­deren Vorrich­tungen auf dem Feld und inves­tierten statt­dessen in einen Mähdre­scher mit Mais­ern­te­vor­satz, eine Trock­nung und Lager­silos. Da die für den Mais­anbau genutzten Flächen nun früher im Herbst zur Verfü­gung standen, kauften die beiden Männer einen 120 PS starken John Deere 4230 mit SG2-Kabine und sämt­liche für den Weizen­anbau nötigen Anbau­ge­räte.

„Damit lagen wir wohl genau richtig, denn zahl­reiche Kollegen folgten unserem Vorbild“, erin­nert sich Wendelin. Von Natur aus neugierig, entdeckte er nach und nach Frank­reich, Europa und die USA, wo er das John Deere Werk in Waterloo und den Haupt­sitz in Moline besuchte und dafür extra Englisch­un­ter­richt in Straß­burg besuchte. Gemeinsam mit Annette reiste er später noch sieben weitere Male nach Übersee.

Land wie geschaffen für den Mais­anbau

1997 wurde das Unter­nehmen EARL Vix Limited gegründet und Jean-Marc über­nahm den Betrieb La Neumatt. Dieser damals ca. 160 ha große Land­wirt­schafts­be­trieb ist in 50 bewirt­schaf­tete Parzellen aufge­teilt. Der Schwer­punkt liegt auf dem Anbau von bewäs­sertem Körner­mais, der jedes Jahr eine Fläche von etwa 130 ha ausmacht. Der Boden ist von guter Qualität und der Wasser­stand des Rheins stabil und nutzbar. Im Jahr 2020 wurden drei elek­trisch ange­trie­bene Bereg­nungs­sys­teme mit jeweils vier Teil­ele­menten instal­liert.

Die größte Parzelle, die Fran­çois Vix bewirt­schaftet, bietet tiefen Lehm­boden. Mit Bewäs­se­rung beläuft sich der durch­schnitt­liche Ertrag auf rund12.3 t/ha Mais.

„Unsere größte Parzelle, die etwa 50 ha groß ist, hat uns nur selten enttäuscht. Deshalb bewirt­schaften wir sie weiterhin auf bewährte Weise, mit Pflügen und einer sorg­fäl­tigen Saat­beet­be­rei­tung durch die Verwen­dung von Zwil­lings­reifen an der Vorder- und Hinter­achse“, erklärt Fran­çois Vix, der im Oktober 2022 die Leitung über­nahm, nachdem er den elter­li­chen Anteil am Betrieb erworben hatte. Heute erstreckt sich der Betrieb auf rund 220 ha.

Neben Mais werden mitt­ler­weile auch Soja­bohnen erfolg­reich ange­baut (mit einem Ertrag von bis zu 4,3 t/ha). Getreide wird mit Hilfe einer 3 m breiten John Deere 750 A Säma­schine meis­tens direkt ausgesät. Diese bewährte Anbau­technik erfüllt auch die Anfor­de­rungen der Kunden des land­wirt­schaft­li­chen Lohn­un­ter­neh­mens, welches Fran­çois und Etienne Schneider gegründet haben. Parallel dazu betreibt Etienne eine quali­täts­zer­ti­fi­zierten Hähn­chen­mast­be­trieb. Die beiden Kollegen teilen sich ihre Maschinen und tauschen Infor­ma­tionen aus. Fran­çois fasst es so zusammen: „Am Ende gleicht es sich immer aus.“

Die Mais­ein­la­ge­rung wird über eine von Wendelin Vix 1975 erdachte 25t fassende Annah­me­an­lage gesteuert. Sie ist groß genug, um die gesamte Ernte einzu­la­gern und anschlie­ßend last­wa­gen­weise an die örtli­chen Stärke- und Grieß­her­steller zu verkaufen. Für die Maistrock­nung hatte Wendelin auf einer seiner ersten Reisen in die USA mobile, gasbe­trie­bene Trockner entdeckt, die er schließ­lich anschaffte. Damit been­dete er die tradi­tio­nelle arbeits­in­ten­sive Frei­luft­trock­nung mit Hilfe geson­derter Vorrich­tungen. Diese Anlagen haben sich längst amor­ti­siert und werden noch heute unter den wach­samen Augen von Fran­çois genutzt, um mehr als 20 t Korn pro Durch­lauf zu trocknen.

Ein sorg­fältig gewar­teter Maschi­nen­be­stand

Seit seinem Berufs­ein­stieg als Land­wirt setzte Wendelin Vix auf Qualität, um sich so von der Konkur­renz abzu­heben. Er erklärt: „1973 kauften wir den John Deere Mähdre­scher 955, weil er über eine Dresch­trommel mit 8 statt der übli­chen 6 Schlag­leisten verfügt. Bei Mais lassen wir die Maschine mit nur 400 Umdre­hungen pro Minute laufen, um den Bruch­korn­an­teil zu verrin­gern.“ Auch Fran­çois Vix und Etienne Schneider sind John Deere bei der Ernte treu geblieben und haben mitt­ler­weile einen neuen S670 erworben. Um die Kunden des Lohn­un­ter­neh­mens zufrie­den­zu­stellen, behalten sie jedoch den 2258, der trotz seiner 23 Jahre und 4.000 Betriebs­stunden noch immer gut in Schuss ist. „Ich habe fest­ge­stellt, dass die Maschinen heute einfa­cher zu warten sind“, sagt Etienne. „Ich verbringe mehr Zeit damit, die Ernte­vor­sätze abzu­schmieren, als den S670.“

Ein Pionier des Mais­saat­guts im Elsass (und noch viel mehr): Wendelin Vix, hier neben seiner geliebten Ehefrau Annette, mit seinem Erin­ne­rungs­buch. Auf knapp 50 liebe­voll gestal­teten Seiten werden darin die Befreiung von 1945, sein Leben als Land­wirt, Vater und Gewerk­schafts­ver­treter gezeigt. Dabei vergaß er nicht zu betonen, welch zentrale Rolle die Mecha­ni­sie­rung spielte, ganz zu schweigen vom Bericht, den Le Sillon seiner Familie 1997 gewidmet hat.

Ein ausge­zeich­neter Mecha­niker: Fran­çois Vix legt letzte Hand an den 16-16 Lanz von 1955, einen fran­zö­si­schen Traktor, den er einem Sammler aus Deutsch­land abge­kauft und restau­riert hat.

Der ganze Stolz der Familie: Der Hof von Familie Vix beher­bergt eine 24 Trak­toren umfas­sende Samm­lung, manchmal aus den Brom­beeren gezogen und von Fran­çois repa­riert, sowie einen Lanz Mähdre­scher und einen Fahr Mähbinder.

Für die Zufrie­den­heit mit der Qualität spricht auch die 6-reihige Lege­ma­schine Max Emerge Plus, die, abge­sehen von einem Schei­ben­wechsel, 4.000 ha störungs­frei bewäl­tigt hat. Fran­çois Vix stimmt zu: „Wir halten unsere Maschinen stets sauber und warten sie, damit sie lange halten. So zögere ich zum Beispiel nicht, die Maschinen im Winter dem nahe­ge­le­genen Vertriebs­partner Haag für einen Expert Check anzu­ver­trauen.“ Die Trak­toren belegen das Enga­ge­ment der Familie Vix für die Instand­hal­tung ihrer Maschinen. Sie umfassen mehrere Gene­ra­tionen, darunter einen 4955 und einen hervor­ra­genden 8100 sowie zur Unter­stüt­zung des Haupt­trak­tors einen 7230R aus dem Jahr 2019, der mit 1.000 Betriebs­stunden gebraucht gekauft wurde.

Maschinen

  • 6 John Deere Trak­toren
  • 2 Mähdre­scher
  • 1 Über­la­de­wagen mit 15 t Lade­ka­pa­zität
  • 1 selbst­fah­rende Feld­spritze mit 32-m-Gestänge
  • 3 Pflüge, darunter ein 7-Schar-Pflug
  • 1 Maschine zur Saat­bett­vor­be­rei­tung, 7,50 m breit
  • 1 sechs­rei­hige John Deere Säma­schine mit starrem Rahmen und an der Vorder­seite ange­brachtem Dünger­be­hälter
  • 1 „extra­breiter“ Zentri­fugal-Dünger­streuer
  • 3 elek­trisch betrie­bene Bewäs­se­rungs­an­lagen
  • 1 John Deere Säma­schine 750 A
Die Trak­tor­flotte umfasst 6 John Deere Maschinen, zu denen ein 7230R von 2019, ein 8100 von 1994 und ein präch­tiger 4955 gehören, die noch immer beim Pflügen oder beim Trans­port zum Einsatz kommen. Das Modell 700 aus dem Jahr 1958 wird aus senti­men­talen Gründen behalten, denn es ist mit dem Lanz iden­tisch, den Wendelin Vix 1954 erwarb, bevor John Deere die Marke aus Mann­heim aufkaufte, um das Modell nach West­eu­ropa zu bringen.

Opti­mismus

Der junge Land­wirt ist sich seiner Ressourcen bewusst: Böden von guter Qualität, Zugang zu Wasser für die Bewäs­se­rung und ein elsäs­si­sches Umfeld mit viel­ver­spre­chenden Möglich­keiten. Jetzt, wo sein Vater Jean-Marc in den wohl­ver­dienten Ruhe­stand gehen will, ist es fast unmög­lich, quali­fi­zierte Arbeiter zu finden. Fran­çois nutzt das präzise Lenk­system mit RTK-Signal, zu dem er über seinen Vertriebs­partner Haag Zugang hat: „Damit kann ich oft auch abends arbeiten, um die besten Wetter­be­din­gungen auszu­nutzen.“

Großes Inter­esse hat er an der Ertrags­kar­tie­rung auf dem neuen S670 Mähdre­scher. Die Daten will er nutzen, um die Auswir­kungen von varia­blen Aussaats­tärken zu testen. Darüber hinaus bemerkt Fran­çois auch einen Vorteil des Klima­wan­dels: „Ich habe fest­ge­stellt, dass wir nun auch späte Mais­sorten mit einem Index von 450 oder sogar 500 anbauen können, welche ein großes Poten­zial besitzen.“ Er gibt aber auch zu, dass ihn die Beschrän­kungen beim Dünge­mit­tel­ein­satz mehr beun­ru­higen. Was die zukünf­tige Verwen­dung von Unkraut­ver­nich­tungs­mit­teln anbe­langt, macht sich Fran­çois Vix aller­dings weniger Sorgen: „Wenn wir genü­gend Zeit haben, warum sollten wir uns dann nicht in Rich­tung biolo­gi­sche Land­wirt­schaft entwi­ckeln?“ Opti­mismus gepaart mit Realismus, eine typisch elsäs­si­sche Heran­ge­hens­weise.