Ideen für Bienen

Der Euro­pean Bee Award zielt darauf ab, Bestäuber durch tech­ni­sche Inno­va­tionen und die Umset­zung neuer land­wirt­schaft­li­cher Prak­tiken zu schützen. Die Auszeich­nung basiert auf einer gemein­samen Initia­tive von John Deere und dem Euro­päi­schen Berufs­imker Bund. Gilles Dryan­cour, einer der Gründer des Preises, infor­miert über die Bedeu­tung der Bienen und stellt einige Gewinner des Preises vor.

Am 20. Mai 2021 findet zum vierten Mal in Folge der Welt­bi­e­nentag statt. Ziel dieses Tages ist es, auf die wesent­liche Rolle der Bestäuber bei der Erhal­tung von Ökosys­temen hinzu­weisen. Der Beitrag, den die Bestäuber für die Land­wirt­schaft leisten, ist beträcht­lich. Es wird geschätzt, dass 75% der Pflanzen, aus denen Lebens­mittel produ­ziert werden, bestäubt werden müssen. Nach Angaben der FAO sind 87 der welt­weit wich­tigsten Nahrungs­pflanzen auf Bestäu­bung ange­wiesen. Der Wert dieser Pflanzen wird welt­weit auf 200 bis 520 Mrd. EUR pro Jahr geschätzt.

Und in den letzten 50 Jahren hat das von Bestäu­bern abhän­gige Volumen der land­wirt­schaft­li­chen Produk­tion um 300% zuge­nommen. Diese Zahlen spie­geln eindrucks­voll die Bedeu­tung von Bestäu­bern für die Ernäh­rungs­si­che­rung auf der ganzen Welt wider. Außerdem verdeut­li­chen sie, dass ein Rück­gang der Bestäu­ber­po­pu­la­tion nicht nur zu einer echten ökolo­gi­schen Kata­strophe führen könnte, sondern auch der gesamten Mensch­heit schaden würde.

Gilles Dryan­cour bei seinen Bienen­völ­kern in Malsch in der Nähe von Wies­loch, Deutsch­land.

Die Geburt einer Idee

Ende 2013 habe ich mich mit der Euro­päi­schen Verei­ni­gung profes­sio­neller Imker und ihrem dama­ligen Präsi­denten Walter Haefeker in Verbin­dung gesetzt, um eine mögliche Zusam­men­ar­beit zwischen der Land­ma­schi­nen­branche und der Imkerei zu erör­tern.

Aus diesem Treffen sowie den anschlie­ßenden Diskus­sionen ging schließ­lich der Euro­pean Bee Award hervor, dessen erste Vergabe im Dezember 2014 im Euro­päi­schen Parla­ment in Brüssel statt­fand. Seitdem findet die Verlei­hung des Euro­pean Bee Awards jähr­lich im Euro­päi­schen Parla­ment unter der Schirm­herr­schaft des ehema­ligen slowe­ni­schen Land­wirt­schafts­mi­nis­ters Franc Bogovič statt.

Der Preis zielt darauf ab, Bestäuber durch tech­ni­sche Inno­va­tion und die Umset­zung neuer land­wirt­schaft­li­cher Prak­tiken zu schützen. In den letzten Jahren hat der Euro­pean Bee Award eine Viel­zahl von Projekten belohnt. Ein Beispiel ist der Preis 2016, der für ein Doppel­mes­ser­system mit auto­ma­ti­schem Anspitzer vergeben wurde. Dieses Mähwerk schneidet das Gras und wehrt Bestäuber ab, die sonst von den Messern zerquetscht würden.

Eine spezi­elle Säma­schine schützt die Bestäuber

2018 wurde ein Projekt namens „Sem’Obord“ – eine inno­va­tive Säma­schine – ausge­zeichnet. Feld­ränder können eine Viel­zahl von Blumen- und Tier­arten beher­bergen. In vielen Fällen hat sich Ihr Zustand jedoch verschlech­tert. Herkömm­liche Säma­schinen sind aufgrund der Unzu­gäng­lich­keit dieser kleinen und natur­nahen Lebens­räume nicht geeignet. Sem’Obord ist eine schmale Säma­schine, die am Arm eines Schle­gel­mä­hers instal­liert ist und somit die Möglich­keit bietet, an schmalen Feld- und Stra­ßen­rän­dern zu säen, um Lebens­räume für verschie­dene Tier- und Pflan­zen­arten zu schaffen. Sie schützt die Bestäuber, indem sie ihnen verbes­serte Nahrungs­res­sourcen und Über­win­te­rungs­mög­lich­keiten zur Verfü­gung gestellt werden.

Seit 2017 verzeichnet die Jury eine Zunahme inno­va­tiver Projekte auf Basis digi­taler Tech­no­lo­gien.

Seit 2017 verzeichnet die Jury eine Zunahme inno­va­tiver Projekte auf Basis digi­taler Tech­no­lo­gien. Eine beson­dere Erwäh­nung erhielt 2018 die App „Beescan­ning“, ein Online-Tagger-Tool, welches Bilder von Bienen analy­siert, die mit der para­si­tären Varroa­milbe infi­ziert sind. Diese Milbe tötet jedes Jahr Hundert­tau­sende von Bienen­völ­kern. Die App basiert auf künst­li­cher Intel­li­genz und ermög­licht es Imkern auf der ganzen Welt, ihre Bienen mithilfe ihres Smart­phones zu unter­su­chen und zu retten.

Im Jahr 2020 wurde die Univer­sità degli Studi di Torino für die Entwick­lung eines Radars ausge­zeichnet, welches die Nester asia­ti­scher Hornissen, eines großen Feindes von Honig­bienen, entdeckt. Der Nach­weis ist eine Voraus­set­zung für die selek­tive Zerstö­rung ihrer Nester, um die euro­päi­schen Hornis­sen­arten zu schonen, die eben­falls geschützt werden müssen.

Über den Euro­pean Bee Award

Der Euro­pean Bee Award wird von der Euro­pean Landow­ners‘ Orga­niza­tion (ELO, Euro­päi­sche Land­be­sit­zer­or­ga­ni­sa­tion) orga­ni­siert, die in Brüssel für ihre viel­fäl­tigen Maßnahmen zum Schutz der Umwelt bekannt ist. Jedes Jahr wählt die Jury, in der auch ein Mitglied des Euro­päi­schen Parla­ments, der Euro­päi­schen Kommis­sion und der ELO vertreten sind, drei Projekte aus. Die Gewinner der beiden Haupt­ka­te­go­rien erhalten jeweils 4.500 €, während der Gewinner der beson­deren Erwäh­nung ein Ehren­di­plom erhält.

Walter Haefeker und Gilles Dryan­cour sind eben­falls Mitglieder der Jury unter dem Vorsitz von Professor Dr. Michael Garratt von der Univer­sity of Reading. Professor Garratt ist ein renom­mierter Spezia­list für die Ökologie von wirbel­losen Tieren und die Auswir­kungen land­wirt­schaft­li­cher Prak­tiken auf die Bestäu­bung.

Über Gilles Dryan­cour

Gilles Dryan­cour ist seit fast 20 Jahren beim Land­tech­nik­her­steller John Deere als Direktor für Regie­rungs­an­ge­le­gen­heiten tätig. Seine Rolle als Vermittler zwischen unter­schied­li­chen Gruppen und Inter­essen ist eine wich­tige Grund­lage für den Erfolg des Unter­neh­mens in Europa. Für diesen Beitrag wurde er zum John Deere Fellow ernannt. 2015 besuchten Gilles und seine Frau Virginie einen Imker­kurs im Heidel­berger Imker­aus­bil­dungs­zen­trum und betreuen seither fünf Bienen­stöcke. Für seien Rolle als Jury­mit­glied des Euro­pean Bee Awards verfügt er dadurch über eine solide Grund­lage und Erfah­rung in der Bienen­hal­tung. Zusätz­lich inspi­riert wurde Gilles durch seine Faszi­na­tion für die Welt der Bienen, die genau wie John Deere eng mit den Zyklen der Natur verbunden ist.