ErntemaschinenHäcks­ler­fahrer und Entwick­lungs­in­ge­nieur in einem

Wenn Laurin Müller den Feld­häcksler startet, beginnt für ihn mehr als nur ein Arbeitstag auf dem Acker. Der Entwick­lungs­in­ge­nieur bei John Deere tauscht regel­mäßig den Schreib­tisch gegen die Kabine eines 9900i – und gewinnt dabei Erkennt­nisse, die direkt in die Weiter­ent­wick­lung der Maschinen einfließen. Was als Jugend­traum begann, ist heute ein wert­voller Praxis-Test für die Technik von morgen.

Für den kommenden Sonntag ist ein Wetter­um­schwung mit einer längeren Regen­phase ange­kün­digt. Deshalb hat sich Land­wirt Stefan Jacobs aus Losheim am See entschlossen, den Silo­mais für seine Kühe noch vorher ernten zu lassen, auch wenn die Pflanzen noch nicht ganz den opti­malen Reife­grad erreicht haben. Doch wenn der schwere Boden erst einmal durch­ge­weicht ist, kann es sein, dass die Felder für länger Zeit nicht befahrbar sind – und dieses Risiko möchte der Land­wirt nicht eingehen.

Hier im Westen Deutsch­lands, nahe an der Grenze zu Luxem­burg und Frank­reich sind die Felder klein, hügelig und von unre­gel­mä­ßiger Form. In diesem Jahr gab es genü­gend Regen und der Mais steht hoch­ge­wachsen auf den Feldern. Noch ist das Wetter sonnig und warm – optimal für die bevor­ste­hende Mais­ernte. Insge­samt sollen heute 30 ha Mais auf 15 unter­schied­li­chen Feldern geerntet werden.

Ein Häcks­ler­fahrer ist eigent­lich ein Schrauber.

Laurin Müller

Häcksler fahren als Jugend­traum

Den Häcksler fährt Laurin Müller. Schon als Jugend­li­cher hat er viel auf dem Bauernhof eines Freundes seines Vaters ausge­holfen, auch als Trak­tor­fahrer beim Häck­seln. Eigent­lich wäre er gerne selbst Land­wirt geworden, aber leider gab es keinen Betrieb, welchen er hätte über­nehmen können. Also entschloss er sich, nach dem Real­schul­ab­schluss auf einem tech­ni­schen Gymna­sium das Abitur nach­zu­ma­chen. Anschlie­ßend studierte er Elek­tro­technik und kam über einige Umwege zu John Deere nach Zwei­brü­cken. Dort ist er für die Entwick­lung der Feld­häcksler Kabine zuständig. Die Möglich­keit in seiner Frei­zeit bei einem Lohn­un­ter­nehmer einen John Deere Häcksler zu fahren ist nicht nur ein Jugend­traum von ihm, sondern ergänzt sich auch perfekt mit seinem Haupt­beruf. So weiß er genau, was ein Häcks­ler­fahrer braucht.

Mit Hilfe des Google Maps Views im Display erkennt Laurin Müller früh­zeitig ein Hindernis am anderen Ende des Feldes.

Gerade hat Laurin Müller die letzten Mais­reihen auf einem hängigen Flur­stück gehäck­selt und muss nun auf das Nach­bar­grund­stück, welches unmit­telbar am Rand eines Waldes lieg, umsetzen. Um das Feld besser abschätzen zu können, schaut er erst einmal auf seinen Monitor und entdeckt, dass am gegen­über­lie­genden Feld­rand in einer Einbuch­tung einige Obst­bäume stehen. „Seit wir Google Maps in unseren Monitor inte­griert haben, ist es für die Fahrer wesent­lich einfa­cher, Hinder­nisse früh­zeitig zu erkennen“, erläu­tert er.

Funk­ti­ons­test im Praxis­ein­satz

Der John Deere 9900i Feld­häcksler, den Laurin Müller heute fährt, wurde 2019 gebaut und gehört einem Lohn­un­ter­nehmer. Die Region ist ehr klein struk­tu­riert und die Kunden sind nicht bereit für zusätz­liche Infor­ma­tionen wie Vermes­sung der Feld­grenzen, Ertrags­karten oder Inhalts­stoff­mes­sungen des Ernte­guts zu bezahlen. Trotzdem hat Laurin Müller die Maschine mit allen tech­ni­schen Zusatz­kom­po­nenten wie Harvest Lab und der neuesten Display­ge­nera­tion ausge­stattet. Dies gibt ihm die Möglich­keit die Funk­tionen und die Program­mie­rung der Touch­screens im prak­ti­schen Einsatz zu testen. Dabei hat er bereits viele wert­volle Anre­gungen, wie beispiels­weise eine benut­zer­freund­liche Posi­tio­nie­rung von Bedien­ele­menten auf dem Touch Screen, für seine Arbeit mitnehmen können.

Durch seine Tätig­keit bei John Deere kann Laurin Müller den Häcksler des Lohn­un­ter­neh­mers mit den neuesten Kompo­nenten und Features ausstatten.

Die Praxis­er­fah­rung beim Häck­seln gibt ihm die Möglich­keit, Ideen für eine noch bessere Benut­zer­freund­lich­keit zu entwi­ckeln.

Der Feld­häcksler ist auch mit dem System Machine­Sync ausge­statte, bei dem der Häcksler die Steue­rung des neben­her­fah­renden Trak­tors über­nimmt und so das Über­laden des Ernte­gutes erheb­lich verein­facht. Leider werden die Abfuhr­ge­spanne heute nicht von John Deere Trak­toren gezogen, so dass sich Laurin Müller auf die Kamera am Auswurf­krümmer verlassen muss, um die Häck­sel­wagen optimal zu beladen. Ein Abfuhr­ge­spann fährt, wie in dieser Gegend durchaus üblich, der Land­wirt selbst, während das andere von einem Fahrer des Lohn­un­ter­neh­mers gesteuert wird. Die drei Fahrer sind ein einge­spieltes Team und das Befüllen der Häck­sel­wagen funk­tio­niert reibungslos.

Die Fahrer sind ein einge­spieltes Team und das Befüllen der Häck­sel­wagen funk­tio­niert reibungslos.

Beim opti­malen Befüllen der Häck­sel­wagen hilft Laurin Müller die Kamera am Auswurf­krümmer des Feld­häcks­lers.

Tüftler in der Häcksler-Kabine

Häufiger hilft Laurin Müller auch seinen Kollegen bei Feld­ver­su­chen aus und ist neben der Feld­häcks­ler­ka­bine auch für die Weiter­ent­wick­lung der Silier­mit­tel­do­sie­rungs­an­lage zuständig.

Diesen Mobil­te­le­fon­halter gibt es nicht auf der Seri­en­ma­schine

Sowohl während seines Einsatzes als Häcks­ler­fahrer als aus bei den Versu­chen hat er immer wieder fest­ge­stellt, dass die Mikro­or­ga­nismen im Silier­mittel die Dosie­rungs­an­lage verstopfen, wenn diese nicht unmit­telbar nach dem Einsatz gerei­nigt wird. „Aus diesem Grund wurden die neue Feld­häcks­ler­ge­nera­tion F8/F9 mit einem Frisch­was­ser­tank ausge­stattet. Jetzt kann die Anlage noch auf dem Feld durch­ge­spült werden“, erklärt Laurin Müller.

„Eigent­lich ist ein Feld­hächs­ler­fahrer ein Schrauber“, erzählt Laurin Müller weiter. „Da die Maschine so stark bean­sprucht wird, gibt es viele Verschleiß­teile, die immer wieder ausge­tauscht werden müssen. Ich habe immer einen Overall in der Kabine dabei.“ Der Hang zum Tüfteln und Auspro­bieren zeigt sich auch in der Kabine. Beispiels­weise denke der Inge­nieur darüber nach, ob das zusätz­liche Display in der oberen rechten Ecke der Kabine richtig posi­tio­niert ist, oder ob es da nicht doch noch einen ergo­no­mi­scheren Platz gibt. Auch den Halter für das Mobil­te­lefon rechts neben der Bedien­kon­sole gibt es bisher nicht auf Seri­en­ma­schinen – ob es ihn jemals geben entscheidet bei John Deere ein umfang­rei­cher Evalu­ie­rungs­pro­zesses. Auf jeden Fall hilft die Arbeit als Häcks­ler­fahrer während seiner Frei­zeit Laurin Müller dabei, die Anfor­de­rungen seiner Kunden besser zu verstehen, und sie gibt ihm wert­volle Impulse für seinen Haupt­beruf als Entwick­lungs­in­ge­nieur.