ErntemaschinenPräzi­sion im Takt: So entsteht ein Mähdre­scher bei John Deere

Im John Deere Werk Zwei­brü­cken entstehen aus Tausenden von Bauteilen hoch­kom­plexe Mähdre­scher – maßge­schnei­dert, effi­zient und einsatz­be­reit für die Felder der Welt. Wir werfen einen Blick in die Endmon­tage.

Ein Mähdre­scher besteht aus knapp 20.000 Einzel­teilen. Er ist ein tech­no­lo­gi­sches Kraft­paket, das welt­weit in unter­schied­lichsten Einsatz­be­din­gungen bestehen muss. In der Endmon­ta­ge­halle im John Deere Werk Zwei­brü­cken laufen täglich Maschinen vom Band, die exakt auf Kunden­wün­sche abge­stimmt sind. Doch wie entsteht so eine Ernte­ma­schine eigent­lich Schritt für Schritt?

Schritt 1: Der Body kommt aus der Vor-Ferti­gung

Der Start­punkt für die Endmon­tage ist ein massiver, geschweißter Rahmen – intern schlicht „Body“ genannt. Hier sind bereits das Dresch­werk montiert, Seiten­wände verschweißt und erste Bauteile inte­griert. Der Body ist das Funda­ment des Mähdre­schers und kommt inklu­sive Lackie­rung direkt aus der Vor-Ferti­gung. Jede Maschine startet damit gleich – und entwi­ckelt sich ab diesem Punkt ganz indi­vi­duell.

Schritt 2: Die Hoch­zeit

In der soge­nannten Halle Ost laufen zwei Monta­ge­li­nien aufein­ander zu. Auf der einen Linie kommt der Body, auf der anderen der Korn­tank – das Bauteil, in dem das geern­tete Getreide gesam­melt wird. An einem exakt getak­teten Punkt treffen beide Kompo­nenten aufein­ander und werden verbunden. Dieser Moment wird als „Hoch­zeit“ bezeichnet. Ab hier beginnt der Mähdre­scher, seine endgül­tige Form anzu­nehmen.

Schritt 3: Auf das Haupt­band

Der verbun­dene Rohbau wird nun auf auto­nome Trans­port­fahr­zeuge (soge­nannte Dollys) gesetzt. Diese fahren den Mähdre­scher Schritt für Schritt durch die Endmon­ta­ge­halle. Station für Station wächst die Maschine weiter – immer unter den wach­samen Augen der Monta­ge­teams. Verschie­dene Zufuhr­bänder beför­dern die einzelnen Bauteile, welche dezen­tral vorbe­reitet wurden, auf das Haupt­band hin zur Maschine. Jeder Takt ist minu­tiös geplant, trotzdem braucht es Flexi­bi­lität, denn keine Maschine gleicht der anderen.

Schritt 4: Die Kabine wird montiert

Die Fahrer­ka­bine kommt vormon­tiert aus dem John-Deere-Werk in Bruchsal. Sie wird mithilfe spezi­eller Hebe­vor­rich­tungen auf den Maschi­nen­körper aufge­setzt. Die Kabine ist nicht nur Arbeits­platz, sondern High­tech-Zentrale: Displays, Bedien­ele­mente und Kame­ra­technik werden hier voll­ständig inte­griert. Je nach Ausstat­tung unter­scheidet sich der Innen­ausbau erheb­lich – von der Basis­ver­sion bis zur voll­au­to­ma­ti­sierten Premi­um­ka­bine.

Schritt 5: Der Motor wird einge­baut

Je nach Modell stammt der Motor entweder aus dem US-Werk in Waterloo oder aus dem fran­zö­si­schen Werk in Saran. Die kräf­tigen Aggre­gate werden auftrags­be­zogen ausge­wählt und montiert. Der Motor treibt nicht nur das Fahr­zeug an, sondern versorgt auch viele weitere Kompo­nenten über ein komplexes hydrau­li­sches Netz­werk. Dabei ist höchste Präzi­sion gefragt – denn der Mähdre­scher arbeitet später unter Voll­last.

Schritt 6: Montage des Schräg­för­de­rers

Der Schräg­för­derer ist das Binde­glied zwischen dem Mähdre­scher und dem Schneid­werk – also der Ernte­ein­heit an der Front. Sie wird präzise mit dem Chassis verbunden, da sie die Ernte­auf­nahme maßgeb­lich beein­flusst. Selbst kleinste Abwei­chungen würden hier später die Ernte­leis­tung beein­träch­tigen.

Schritt 7: Die Befüll­sta­tion

An dieser Station werden alle notwen­digen Betriebs­stoffe einge­füllt: Hydrau­liköl, Kühl­mittel, Schei­ben­wasch­flüs­sig­keit – alles wird auto­ma­tisch und auftrags­be­zogen dosiert. Die Systeme sind an die Maschi­nen­daten gekop­pelt, sodass für jedes Modell exakt die rich­tige Menge bereit­ge­stellt wird. Moderne Sensorik sorgt dabei für Kontrolle in Echt­zeit und verhin­dert Fehl­be­fül­lungen.

Schritt 8: Die Inbe­trieb­nahme

Nun wird es laut: Die Maschine wird erst­mals gestartet. Über­prüft werden u.a. die Hydrau­lik­sys­teme, Dicht­heit, Kali­brie­rung und die Beweg­lich­keit der mecha­ni­schen Kompo­nenten. Diese Station erfor­dert erfah­rene Mitar­bei­tende mit einem geschulten Blick für kleinste Unre­gel­mä­ßig­keiten. Schon kleinste Fehler können im späteren Ernte­ein­satz zu hohen Ausfall­kosten führen.

Schritt 9: Komplet­tie­rung

Jetzt folgen die letzten Hand­griffe: Kameras werden montiert, Kunst­stoff­ver­klei­dungen ange­bracht und groß­flä­chige Aufkleber ange­klebt – milli­me­ter­genau und blasen­frei. Auch hier zeigt sich fili­grane Hand­ar­beit auf höchstem Niveau. Diese letzten Details machen den Unter­schied im Erschei­nungs­bild – und sind zugleich ein Quali­täts­ver­spre­chen an die Kunden.

Schritt 10: Bereit für den Kunden

Wenn der Mähdre­scher die Halle verlässt, ist er bereit für den welt­weiten Einsatz – indi­vi­duell konfi­gu­riert, mit höchster Präzi­sion gefer­tigt und streng kontrol­liert. Für Monta­ge­leiter Jan Braun­hardt bleibt dieser Moment auch nach Jahren beson­ders: „Wenn so ein Riese einfach so losrollt – das ist jedes Mal aufs Neue beein­dru­ckend.“