Die Landwirtschaft ernährt seit Urzeiten die Bevölkerung. Aber noch nie wurde die Art und Weise wie Landwirte Lebensmittel produzieren derart hinterfragt, wie es aktuell geschieht. Gesellschaftspolitisch muss die Landwirtschaft mehrere Herausforderungen gleichzeitig meistern:
- Die Landwirte haben mit einem Verlust des Verbrauchervertrauens zu kämpfen. Die Vorbehalte gipfeln teilweise sogar im Bashing der Landwirte und ihrer Familien.
- Der EU Green Deal bringt deutliche Einschränkungen der bisherigen Wirtschaftsweise. Viele Betriebe sind dadurch in ihrer Existenz gefährdet.
- Die Weltbevölkerung wächst rapide und die Ernährungsgewohnheiten ändern sich – zukünftig muss die Landwirtschaft bis zu 10 Mrd. Menschen ernähren.
- Die Landwirtschaft steckt in einem Klima-Dilemma: Einerseits emittiert sie Treibhausgase, andererseits ist sie in hohem Maße vom Klimawandel betroffen.
Diese Aufzählung macht deutlich: Es besteht ein Spannungsverhältnis zwischen Kundenansprüchen, Umweltverantwortung, und Wirtschaftlichkeit. Die Landwirtschaft wird zu häufig als Problemverursacher dargestellt und zu selten werden die Aspekte in den Vordergrund gestellt, die die Landwirtschaft zum Problemlöser machen.
Effiziente Produktion als Schlüssel
Um allen Zielen gerecht zu werden, muss die Landwirtschaft zukünftig noch mehr und noch nachhaltiger produzieren. Der Ertrag und die Wirtschaftlichkeit dürfen dabei nicht vernachlässigt werden. Nur so kann die wachsende Weltbevölkerung ausreichend ernährt werden. Gleichzeitig sollten wir verhindern, dass Deutschland bzw. Europa immer stärker von Lebensmittelimporten abhängig wird.
Es muss also gelingen, mit weniger Dünger, Pflanzenschutz und Kraftstoff den gleichen oder sogar höheren Ertrag zu erzielen.
Es ist wenig bekannt, dass wir bereits heute bei Getreide Nettoimporteur sind. Und damit haben wir keinen Einfluss, mit welchen Umweltfolgen das Importgetreide in anderen Weltregionen produziert wird. Dieser Trend hält bereits seit Jahren an. Je mehr Auflagen wir der Landwirtschaft in Europa machen, umso höher werden unsere Importe und umso größer wird – global gesehen – der CO2-Fußabdruck. Es muss also gelingen, mit weniger Dünger, Pflanzenschutz und Kraftstoff den gleichen oder sogar höheren Ertrag zu erzielen. Eine komplexe Aufgabe, für die der grüne Daumen des Landwirts allein nicht mehr ausreicht.
Der Landwirt wird immer mehr zum Optimierer – Bits & Bytes sind dabei seine wichtigsten Helfer. Wetterdaten, Bodenkarten, Nährstoffwerte, Erfahrungsdaten und vieles mehr muss er geschickt zusammenbringen, um daraus agronomische Entscheidungen abzuleiten. Dafür brauchen wir cloudbasierte Lösungen wie das John Deere Operations Center. Denn in der Cloud kann der Landwirt alle Daten abrufen und verarbeiten – an jedem Ort und zu jeder Zeit.
Mehr Transparenz für mehr Vertrauen
Mit der Digitalisierung wird der Ackerbau aber nicht nur ökologisch und ökonomisch nachhaltiger. Die Landwirte erhöhen damit auch die Transparenz, indem sie ihre Ackerbaumaßnahmen dokumentieren und dem Verbraucher offenlegen. Die Nachweise können helfen das Vertrauen der -Verbraucher zurückgewinnen. Auch zusätzliche Umweltleistungen lassen sich so dokumentieren, z.B. was der Betrieb unternimmt, um das Klima zu schonen. Damit kann ein interessanter neuer Betriebszweig entstehen, über den aktuell sehr intensiv diskutiert wird: Was, wenn der Landwirt zum Klimawirt wird, der CO2 aus der Atmosphäre im Boden bindet?
Die Landwirte erhöhen die Transparenz, indem sie ihre Ackerbaumaßnahmen dokumentieren und dem Verbraucher offenlegen.
Die Landwirtschaft in Deutschland bindet in jeder Vegetationsperiode ca. 95 Mio. CO2. Das entspricht dem CO2 Ausstoß von ca. 8,4 Mio. Menschen. Diese Menge wird allerdings durch die Ernährung bzw. Verfütterung von Getreide, Gras und anderen Früchten zeitnah wieder in die Atmosphäre zurückgeführt. Fachleute sehen Potential durch Mehrerträge und geringe Verluste nochmals 20 Mio. t CO2 zusätzlich durch die Landwirtschaft zu binden.
Interessant wäre dieser Effekt, wenn es gelingt, Kohlenstoff langfristig in Form von Dauerhumus im Boden oder z.B. Dämmmaterialen im Haus- oder PKW-Bau zu speichern. Daraus könnte sich für die Landwirtschaft ein interessantes Geschäftsmodell entwickeln. Durch welche ackerbaulichen Maßnahmen sich der Humusgehalt mittel- und langfristig steigern lässt, wird aktuell intensiv erforscht. Auch für die alternative Nutzung von Stroh, Kurzumtriebs-Holz und anderen Faserpflanzen müssen erst noch die entsprechenden Rahmenbedingungen und finanziellen Anreize geschaffen werden.
Industrie 4.0 auf dem Feld
Sie sehen, die Landwirtschaft wird sich in den nächsten Jahren massiv wandeln und wir tun es auch. Als Smart Industrial Company unterstützen wir die Landwirte als Lösungsanbieter, um den Wandel voranzutreiben und den Gedanken der Industrie 4.0 auf dem Feld zu etablieren. Die innere und äußere Vernetzung sorgt für effizientere Prozesse und sinkende Betriebsmitteleinsätze. Die Landwirtschaft ist nicht viel anders als eine Industrieproduktion im Freien. Nur mit viel mehr Variablen (Wetter, Bodeneinflüsse etc.) und mit einem großen ökologischen Fußabdruck.
Schon immer war es den Landwirten wichtig, dass sie nachhaltig wirtschaften, um damit die eigene Lebensgrundlage zu erhalten. Die Landtechnikindustrie kann und wird sie dabei unterstützen.